Die Orthodoxie streit um die Diakonatsweihe von Frauen

"Demütigung der Institution der Diakone"

In der Orthodoxen Kirche ist der Frauendiakonat nicht minder umstritten als in der katholischen Kirche. Dort wartet man auf Ergebnisse einer Kommission. Ein orthodoxer Bischof hat unterdessen gehandelt und eine Kontroverse entfacht.

Die Mariä-Verkündigungs-Kathedrale ist eine der drei orthodoxen Kathedralen im Kreml in Moskau. / © Sailorr (shutterstock)
Die Mariä-Verkündigungs-Kathedrale ist eine der drei orthodoxen Kathedralen im Kreml in Moskau. / © Sailorr ( shutterstock )

In der Orthodoxen Kirche ist der Frauendiakonat nicht minder umstritten als in der katholischen Kirche. Das zeigt sich einmal mehr, nachdem einem positiven Synodenbeschluss folgend Metropolit Seraphim von Simbabwe aus dem griechisch-orthodoxen Patriarchat von Alexandrien an Gründonnerstag (nach dem julianischen Kalender am 2. Mai) einer Frau die Diakonatsweihe gespendet hat. Auch wenn offizielle Stellungnahmen der anderen orthodoxen Patriarchate und Ortskirchen bislang nicht vorliegen, nimmt die Debatte an Schärfe zu.

Metropolit Theopletos von Ikonium (türkisch: Konya) aus dem Patriarchat von Konstantinopel nennt laut dem griechischsprachigen Kirchen-Portal protothema.gr die Weihe der Missionarin Angelic Molen aus Harare eine "Demütigung der Institution der Diakone". Der auf dem Territorium der heutigen Türkei tätige Bischof spricht einem Frauendiakonat die Notwendigkeit ab. Zudem gelte hier nicht mehr das Traditionsargument. Möglicherweise habe es im 3. Jahrhundert Diakonissen gegeben, aber damit gäbe es sie seit rund 18 Jahrhunderten nicht mehr.

Vergleich mit historischem Vorbild

"Was ist das, wenn es sich nicht um einen Rückschritt handelt?", fragt Theopletos. Die orthodoxe Kirche sei fortschrittlich und passe sich den Anforderungen der Zeit an, wende sich daher eben nicht effektiv abgeschafften Institutionen zu.

Nicht minder emotional wies Metropolit Seraphim die Anschuldigungen zurück. Theopletos sei ein "extrem blinder Fanatiker". Die Institution der Diakoninnen habe dagegen ihre Quelle im Heiligen Geist selbst. Er verglich die Reaktionen auf die Weihe mit einem historischen Vorbild: Es sei so, als ob Theopletos hätte Galileo Galilei zwingen wollen zu behaupten, dass nicht die Erde sich bewege, sondern die Sonne. "Und doch bewegt sich die Erde." Die Rolle der Frauen im Dienst der Kirche bestehe nicht nur darin, als Reinigungskräfte angestellt zu werden, sondern auch pastorale und katechetische Arbeit zu leisten.

Warten auf die Synode

Der Weihe vorausgegangen war ein Beschluss der Synode des Patriarchats von Alexandrien, die Diakoninnenweihe wieder einzuführen. Auch der Patriarch selbst, Theodoros II., nahm bereits ähnliche Weihen vor. Auch dort war die Rede von Diakonatsweihen, wenn Theodoros auch nicht die für die Diakonatsweihe von Männern üblichen Riten verwendet hatte. Pastoraler Grund und Anlass für die Einführung von Diakoninnen war für die Synode die Tatsache, dass Gläubige sich empört hatten, weil Priester bei der Taufe erwachsener Frauen die Salbungen vorgenommen hatten.

Das Patriarchat von Alexandrien möchte laut einer Mitteilung der Metropolie von Simbabwe künftig für seinen Bereich ein einheitliches Vorgehen bei der Einführung des Frauendiakonats vorgeben. Offizielle Reaktionen wichtiger anderer orthodoxer Kirchen wie der Griechenlands oder Russlands liegen noch nicht vor. Beobachter erwarten von der anstehenden Synode der serbisch-orthodoxen Kirche eine kritische Stellungnahme. Die Wortmeldung des Metropoliten von Ikonium zeigt bereits, dass auch im Ökumenischen Patriarchat der Frauendiakonat kritisch gesehen wird.

Orthodoxe Kirche

Als orthodoxe Kirche wird die aus dem byzantinischen (Oströmischen) Reich hervorgegangene Kirchenfamilie bezeichnet. Sie besteht je nach Standpunkt aus 14 beziehungsweise 15 selbstständigen ("autokephalen") Landeskirchen. "Orthodox" ist griechisch und bedeutet "rechtgläubig". Trotz großer nationaler Unterschiede und innerer Konflikte versteht sich die Orthodoxie in Bekenntnis und Liturgie als eine einzige Kirche. Ehrenoberhaupt ist der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I. (84).

Christlich-orthodoxes Holzkreuz und Kirche in der Nähe von Kharkiv in der Ukraine / © aquatarkus (shutterstock)
Christlich-orthodoxes Holzkreuz und Kirche in der Nähe von Kharkiv in der Ukraine / © aquatarkus ( shutterstock )
Quelle:
KNA