Mit Händen und Füßen: So kann man sich durchaus verständigen, auch wenn man nicht dieselbe Sprache spricht. Zumindest war das früher einmal so. Denn heutzutage gibt es ja mancherlei technische Unterstützung, die hilft, vorhandene Sprachbarrieren zu überwinden. Aber ob man sich nun der modernen Technik bedient oder auf Hand und Fuß zurückgreift - das Ergebnis bleibt doch gleich: Auch wenn man verschiedene Sprachen spricht, kann man einander verstehen!
Ganz ohne Übersetzungs-App mussten freilich die Jüngerinnen und Jünger damals am Pfingsttag auskommen. Denn auch dort herrscht ja die sprichwörtliche "babylonische Sprachverwirrung": Alle können in ihren Muttersprachen reden und sich dennoch verstehen. Und Lukas wird in seiner Apostelgeschichte nicht müde, die ganze Vielfalt an Sprachen aufzuzählen: Parther, Meder, Elamiter, Menschen aus Mesopotamien, Judäa und Kappadokien, aus Pontus und Asien, von Phryhien und Pamphylien und so weiter. Ferne Länder, die uns heute gar nichts mehr sagen, und die für so manchen Lektor an Pfingsten eine Herausforderung darstellen. Was uns Lukas damit sagen will: Alle reden durcheinander, alle reden in den fremdesten Sprachen - und dennoch können sich alle verstehen, weil sie das gleiche tun: Sie verkünden Gottes große Taten in ihren Muttersprachen.
Der Heilige Geist ist die Grundlage des Verstehens
Es ist der Heilige Geist, der auf die Menschen am Pfingsttag ausgegossen, diese Sprachverwirrung hervorruft. Aber es ist eben auch der Heilige Geist, der Grundlage des Verstehens ist, der wirkt, dass alle miteinander kommunizieren können, obwohl sie unterschiedliche Sprachen sprechen.
Einheit in Vielfalt: Das ist eine der Gaben, die die Aussendung des Heiligen Geistes bewirkt. Es gibt eine Vielfalt, eine Unterschiedlichkeit auf dieser Erde, weil Menschen verschieden sind und ihre je eigenen Charismen und Fähigkeiten besitzen. Und dennoch driftet diese Menschheit nicht auseinander, denn sie hat den Heiligen Geist empfangen, der die Einheit bewirkt und die Verbundenheit stiftet, die über die Unterschiedlichkeit hinausgeht und diese verbindet. Mag sein, dass alle Jüngerinnen und Jünger in ihren Muttersprachen reden: Sie verstehen sich trotzdem, weil der Heilige Geist in ihre Herzen ausgegossen ist, weil sie die Kraft von oben empfangen haben.
Einheit in Verschiedenheit
Gerade an diesem Pfingsttag 2024 ist das eine wichtige Botschaft: Es gibt Einheit in Verschiedenheit. Wir Menschen können einander verstehen, auch wenn wir unterschiedlich sind. Für unsere Gesellschaft, für unsere Welt ist das eine Herausforderung. Immer wieder treten Manche auf, die meinen, die Pluralität sei eine Gefahr, die es zu bannen gilt.
Und dabei sagt uns das Pfingstfest doch etwas ganz anderes: Wir können einander gut verstehen, wenn wir unser Leben aus dem gleichen Geist gestalten. Wir brauchen keine Gleichheit, sondern wir können Unterschiede gut aushalten, wenn wir den Menschen in einem Geist der Aufrichtigkeit, der Ehrlichkeit und der Liebe begegnen. Die Pluralität der Gesellschaft ist keine Gefahr, sondern eine Chance: die Möglichkeit, den anderen noch besser kennenzulernen und mit ihr oder mit ihm zusammen diese Welt zu gestalten und sie zu einer friedvolleren Welt zu machen. Denn das ist, was uns wirklich aufgetragen ist.
Hände und Füße zum Verständnis
Mit Händen und Füßen können sich die Menschen am Pfingsttag verstehen, weil sie das gleiche tun und den gleichen Weg gehen. Sie verkünden das Evangelium Christi in Wort und Tat und tragen es hinaus in die ganze Welt. Wo Menschen das tun, dort wirkt der Heilige Geist. Dort weiß man, was der andere will und wirkt, auch wenn man nicht die gleiche Sprache spricht. Dort ist Einheit in Unterschiedlichkeit.
Wenn Menschen aus dem Geist Gottes leben und ihr Leben gestalten, dann sind wir ihnen zutiefst verbunden. Dann gibt es keinen Grund, ihre Andersartigkeit nicht zu akzeptieren. Sondern dann zeigt sich gerade in dieser Unterschiedlichkeit, was wir an diesem Pfingstfest feiern: dass Gott seinen Heiligen Geist ausgegossen hat in unsere Herzen, damit wir das Evangelium seines auferstandenen Sohnes verkünden und zum Zeichen der Einheit werden - heute und für alle Ewigkeit.