"Wie du warst vor aller Zeit, so bleibst du in Ewigkeit": So lautet eine Liedzeile aus dem berühmten Choral "Großer Gott, wir loben dich", der immer wieder und immer wieder gern gesungen wird.
Manchmal wird dieser Vers auch im Spaß zitiert, um damit auszudrücken, dass sich manche Dinge einer Veränderung entziehen. "Weil es schon immer so war", lautet das "katholische Argument", das mitunter dann gebracht wird, wenn man einfach alles so weitermachen will, wie es bisher war.
"Einige aber hatten Zweifel"
"Wie du warst vor aller Zeit, so bleibst du in Ewigkeit": Diese Textzeile könnte man auch als Überschrift über das Evangelium vom Dreifaltigkeitssonntag setzen. Denn dort hören wir das Ende des Matthäusevangeliums - den Bericht von der Himmelfahrt des auferstandenen Herrn, wie er ein letztes Mal zu seinen Jüngern spricht, bevor er in die Herrlichkeit des Himmels entrückt und zur Rechten des Vaters erhöht wird.
Alles gut, könnte man sagen. Alle glauben an die Auferstehung, alle nehmen glaubend von Christus Abschied. Doch Pustekuchen! Denn es heißt: "Und als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder, einige aber hatten Zweifel" (Mt 28,17). Und so endet das Matthäusevangelium, wie es begonnen hat: nämlich mit Zweifel.
Schon Josef zweifelt
Blättern wir einmal zurück an den Anfang des Evangeliums von Matthäus, dann findet sich gleich im ersten Kapitel die Erzählung von Josef. Im Traum beschließt er, sich von Maria zu trennen, weil sie ein Kind erwartet, das nicht von ihm ist.
Zweifel kommen auf, ob er überhaupt bei seiner Verlobten bleiben soll. Zweifel, wie das alles so weitergehen soll. Aber der Engel des Herrn, der ihm im Traum erscheint, sagt eindeutig: Verwirf' deinen Plan, und steh zu deiner Verlobten; das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist gezeugt.
"Weil es schon immer so war": Zweifel sind im Matthäusevangelium ständige Wegbegleiter - vom ersten Kapitel an bis zu "Matthäus am Letzten". An diesem Dreifaltigkeitssonntag sind wir eingeladen, besonders unseren Glauben an Gott in den Blick zu nehmen.
Glaube braucht die Auseinandersetzung
Und da tut es gut, diese Botschaft aus dem Matthäusevangelium zu hören. Denn sie sagt uns: Der Zweifel gehört zum Glauben fest dazu. Es gibt keinen Glauben ohne den Zweifel. Das ganze Matthäusevangelium
steht unter dem Zeichen des Zweifels. Und das ist gut so: Denn so wird deutlich, dass der Glaube an Christus, den auferstandenen Herrn, kein Selbstläufer ist. Glaube ist nichts, das einfach da ist und dann für immer dabeibleibt, egal, was passiert.
Sondern glauben heißt, eine Beziehung einzugehen. Und in dieser Beziehung gibt es - wie immer im Leben - Höhen und Tiefen, gute und schlechte Tage, Höhepunkte und Niederlagen. So wie wir Menschen an täglichen Herausforderungen wachsen, so muss auch unser Glaube wachsen und sich mit mancher Anfrage auseinandersetzen.
Der Glaube an sich ist ein Geschenk - aber die Pflege dieses Glaubens ist unsere ureigenen Aufgabe, ist jedem Menschen höchstpersönlich aufgetragen. "Wie du warst vor aller Zeit, so bleibst du in Ewigkeit": Das mag für manche Tradition gelten, aber nicht für unseren Glauben.
Glaube verändert sich
Denn der Glaube verändert sich tagtäglich, er wird immer neu ein anderer. Weil wir uns auseinandersetzen und beschäftigen müssen mit so vielem, was uns in unserem Alltag begegnet. Weil wir uns immer neu fragen müssen: Was bedeutet der Glaube für mich und für mein Leben? Wo wir der Glaube an Gott in
meinem Handeln konkret? Und wo erkennt man in meinem Tun, dass ich ein gläubiger Mensch bin?
"Einige aber hatten Zweifel": Der Glaube an den dreifaltigen Gott ist kein Automatismus, sondern eine Herausforderung, der wir uns immer neu stellen müssen. Das Matthäusevangelium zeigt uns unterschiedliche Menschen, die sich diesen Zweifeln stellen und die dennoch ein Leben aus dem Glauben wagen. Sie können Vorbilder für unseren Glaubensweg sein. Sie können uns lehren, zu glauben und in diesem Glauben zu wachsen.