DOMRADIO.DE: Pfingsten war am vergangenen Sonntag und ist mit dem Kommen des Heiligen Geistes auch nicht gerade einfach zu erklären. Was steckt nun hinter dem Dreifaltigkeitssonntag, der an diesem Sonntag gefeiert wird?
Mathias Peter (Theologie-Redaktion DOMRADIO.DE): In gewisser Weise wieder der Heilige Geist. Der kommt als Geist Gottes schon im Alten Testament vor. Und im Neuen Testament wird der Heilige Geist mehrfach in Zusammenhang mit Gott Vater und Jesus Christus genannt, in den Evangelien und den Briefen. Schon Jesus lehrt seine Jünger, dass sie die Menschen auch auf den Namen des Heiligen Geistes taufen sollen.
DOMRADIO.DE: Und was hat das jetzt mit dem Dreifaltigkeitssonntag zu tun?
Peter: Dieses Fest erinnert an die kirchliche Lehre von der Dreieinigkeit oder Dreifaltigkeit Gottes. Denn der christliche Glaube beinhaltetet, dass Gott ein Wesen aber drei Personen ist; nämlich Gott Vater, Gott Sohn und Heiliger Geist. Wir glauben also wie die Muslime und Juden an einen monotheistischen Gott; mono im Sinne von eins. Aber eben an einen Gott in drei Personen.
Weil das aber schwer zu begreifen ist, gibt es eben das Bild von der Dreifaltigkeit: ein Kleid, ein Wesen, aber mit den drei Falten, sprich Personen Vater, Sohn und Heiliger Geist. Der Vater ist der Schöpfer aller Dinge, Jesus Christus ist der Sohn und der Heilige Geist, der Beistand, wie er besonders an Pfingsten erwähnt wird.
DOMRADIO.DE: Jedes christliche Gebet fängt ja auch so an, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Warum braucht es dann aber einen eigenen Dreifaltigkeitssonntag?
Peter: Weil die Lehre eben über Jahrhunderte nicht unumstritten war. Der Dreifaltigkeitssonntag ist ein so genanntes Ideenfest und bezieht sich nicht auf ein konkretes Ereignis im Leben Jesu wie seine Geburt oder die Auferstehung, sondern es geht buchstäblich um die Idee von der Dreifaltigkeit, auch Trinität genannt.
Gerade in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung haben die Gläubigen lange hin und her überlegt, wie das mit der Trinität zu verstehen ist. Wichtig ist da der Name des Theologen Arius – der bestritt nämlich, dass Jesu wesensgleich mit Gott ist und ihm gleichgestellt sei.
DOMRADIO.DE: Und wann haben sie sich geeinigt?
Peter: Wichtig waren die Konzilien von Nizäa und Konstantinopel im 4. Jahrhundert. Da wurde die Lehre von der Dreifaltigkeit in der bis heute weitgehend gültigen Form festgeschrieben und der so genannte Arianismus, der sich auf Arius bezieht, verurteilt. Unser Großes Glaubensbekenntnis geht auf diese beiden Konzilien zurück und bekräftigt: "Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater und Sohn hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird."
DOMRADIO.DE: Für die meisten Feste gibt es besondere Gebräuche oder Riten - so auch für den Dreifaltigkeitsssonntag?
Peter: Nein, vielleicht auch, weil es ein eher kompliziertes Fest ist. Aber vor allem ist es noch nicht besonders alt. Erst im 14. Jahrhundert wurde der Dreifaltigkeitssonntag als Fest etabliert, es hat nämlich einige Jahrhunderte vorher gedauert, bis sich die kirchliche Lehre von der Dreifaltigkeit wirklich durchgesetzt hat.
Mit dem Sonntag jetzt starten wir auch in die zweite Hälfte des Kirchenjahres und lassen die Osterzeit hinter uns, das Kirchenjahr endet dann am Sonntag vor dem ersten Adventssonntag.
Das Interview führte Tobias Fricke.
(Original vom 11.06.22)