Mit neuerlichen Appellen für Demokratie sowie gegen Hass und Extremismus ist am Mittwoch die zweitägige Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) in Erfurt zu Ende gegangen. Die geplante Verabschiedung eines neuen Leitbildes für das höchste repräsentative Gremium des deutschen Laien-Katholizismus wurde vertagt, nachdem sich in der Diskussion zu großer weiterer Beratungsbedarf ergeben hatte. Der Prozess dauert bereits zwei Jahre.
Den Vortag hatte eine intensive Debatte über das Vertrauensverhältnis zwischen der Deutschen Bischofskonferenz und den Laienorganisationen geprägt. Das ZdK verabschiedete mit großer Mehrheit einen Beschluss, der den Bischöfen vorwirft, eine konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit infrage gestellt zu haben. Anlass der Verstimmung war eine Personalie bei der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG). Die Bischöfe hatten im April der einzigen Kandidatin für das Amt der geistlichen Begleiterin der DPSG ohne Angabe von Gründen die Zustimmung verweigert.
"Verstörend und intransparent"
Das Katholikenkomitee bezeichnete das Vorgehen der Bischöfe als verstörend und intransparent. Die Vollversammlung forderte von den Bischöfen, vor der nächsten Sitzung des Synodalen Aussschusses Mitte Juni in Mainz Klarheit zu schaffen, wie sie die Verbindlichkeit von Beschlüssen des Synodalen Wegs in ihren Bistümern umsetzen und wie sie die Ernsthaftigkeit zukünftiger Beratungen sicherstellen wollen. Auch sollten sie erklären, wie sie mit Einwänden und Bedenken aus dem Vatikan umgehen wollten.
Am Abend wird auf dem Erfurter Domplatz der Deutsche Katholikentag eröffnet. Zu dem fünftägigen Treffen werden rund 20.000 Teilnehmende aus ganz Deutschland erwartet. Das Leitwort lautet "Zukunft hat der Mensch des Friedens". Das ZdK ist Veranstalter des Katholikentags und organisiert ihn zusammen mit dem gastgebenden Bistum Erfurt.
Aufruf zur Wahlbeteiligung
Die gut 170 anwesenden Delegierten verabschiedeten am Mittwoch einen Beschluss, in dem sie zur Teilnahme an der Europawahl aufrufen und sich für ein Europa gemäß der christlichen Sozialethik aussprechen, geprägt von Solidarität, Menschenwürde, Rechtsstaatlichkeit und Nachhaltigkeit.
Ferner verabschiedete die Vollversammlung eine Erklärung zur "Friedensethik in Kriegszeiten" sowie einen Beschluss, wonach unter Federführung der Kommission für Zeitgeschichte in Bonn eine Studie initiiert werden soll zur Erforschung der Beteiligung der katholischen Kirche an der Aufrechterhaltung des Strafrechtsparagrafen 175. Dieser stellte bis 1969 sexuelle Handlungen zwischen erwachsenen Männern unter Strafe. Erst 1994 beschloss der Bundestag die endgültige Streichung des Paragrafen.