Minister Özdemir lobt Katholikentag

"Mehr vom Leben"

Während in Süddeutschland Überschwemmungen drohen, ist der Katholikentag in Erfurt bisher vom Unwetter verschont geblieben. Auch in anderer Hinsicht steht die Veranstaltung gut da, wie ein prominenter Politiker meint.

Autor/in:
Bernward Loheide
Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, auf dem Erfurter Katholikentag / © Julia Steinbrecht (KNA)
Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, auf dem Erfurter Katholikentag / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Der Katholikentag kann nach Ansicht von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) ein Vorbild für die gesamte Gesellschaft sein. Die Veranstaltung sei schon deshalb etwas Besonderes, weil man dort überall hochengagierte Menschen treffe, sagte der Grünen-Politiker am Samstag in Erfurt im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) und dem Portal katholisch.de.

Beim Katholikentag bekomme man einen Eindruck davon, wie die Gesellschaft sein könnte, wenn sich alle mit Respekt begegnen, zuhören und ausreden lassen. "Wir hätten alle miteinander mehr vom Leben", sagte Özdemir, der nach eigenen Angaben Muslim ist, den Glauben aber nicht praktiziert.

Kampf gegen Sklaverei

Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) schickte in Erfurt einen begehbaren Lastwagen zum Thema "Eine Welt. Keine Sklaverei" auf die Reise. Zusammen mit dem katholischen Hilfswerk missio rief sie am Samstagmorgen zum Kampf gegen weltweite Ausbeutung auf: "Es hat auch etwas mit uns in den reichen Ländern zu tun, dass Millionen Menschen weltweit von Zwangsarbeit, Zwangsheirat, Zwangsrekrutierung als Kindersoldat oder sexueller Ausbeutung betroffen sind."

Svenja Schulze (Mitte) bei der Einweihung des Missio-Trucks / © Harald Oppitz (KNA)
Svenja Schulze (Mitte) bei der Einweihung des Missio-Trucks / © Harald Oppitz ( KNA )

Der missio-Truck zeigt am Beispiel von Alltagsobjekten wie Smartphones, Orangensaft und Tee, wie verbreitet ausbeuterische Verhältnisse sind, unter denen nach missio-Schätzungen mehr als 50 Millionen Menschen weltweit leiden. Das von ihrem Ministerium unterstützte Infomobil nehme besonders das Schicksal von Frauen und Kindern in den Blick, fügte Schulze hinzu: "Denn die Folgen moderner Sklaverei treffen sie besonders hart."

Infomobil tourt durchs Land

Der Info-Truck wird in den kommenden Monaten durch Deutschland touren und vor allem in Schulen haltmachen. So sollen Schülerinnen und Schüler hautnah nachempfinden können, wie es bis heute moderne Sklaverei in Indien, Ghana und Madagaskar gibt. Das Hilfswerk missio Aachen fördert in diesen Ländern Hilfsprojekte gegen Ausbeutung und Menschenhandel.

EU-Parlaments-Vizepräsidentin Katarina Barley wandte sich beim Katholikentag gegen Egoismus und Ellenbogen-Mentalität. "Unsere Gesellschaft ist schneller, kälter und auch unbarmherziger geworden", sagte die SPD-Spitzenkandidatin für die Europawahl am Samstag. Immer mehr Menschen fragten nur, wie sie für sich am meisten rausholen könnten. "Aber nur noch wenige fragen, was sie für die Gemeinschaft und für andere tun könnten." Das sei auch eine Gefahr für die Demokratie.

"Zu viele Männerclubs"

Eindringlich sprach sich Barley für mehr Geschlechtergerechtigkeit aus. "Es gibt immer noch zu viele Männerclubs." Eine gerechtere Welt sei nur möglich, "wenn wir die Frauen zu mindestens 50 Prozent beteiligen – und im Blick auf die Vergangenheit vielleicht auch ein bisschen mehr", sagte Barley unter großem Applaus im voll besetzten Erfurter Theater.

Der Katholikentag steht unter dem Motto "Zukunft hat der Mensch des Friedens". Er geht am Sonntag zu Ende. Am Freitag waren Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) und weitere Mitglieder der Bundesregierung in Erfurt zu Gast. Am Samstagabend spricht Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) über "wertegeleitete Außenpolitik".

Alles Wichtige rund um den Katholikentag in Erfurt


Welche Promis kommen? Was wird diskutiert? Wer steckt hinter dem Katholikentag? Alles, was man zum Großevent wissen muss.

Vom kommenden Mittwoch bis Sonntag findet der 103. Deutsche Katholikentag in Erfurt statt. Die Veranstalter erwarten rund 20.000 Teilnehmende. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) beantwortet die wichtigsten Fragen rund um das Christentreffen.

Eine Straßenbahn mit Logo und Leitwort des Katholikentags 2024, Zukunft hat der Mensch des Friedens, fährt am 23. Mai 2023 durch Erfurt am Erfurter Dom vorbei / © Dominik Wolf (KNA)
Eine Straßenbahn mit Logo und Leitwort des Katholikentags 2024, Zukunft hat der Mensch des Friedens, fährt am 23. Mai 2023 durch Erfurt am Erfurter Dom vorbei / © Dominik Wolf ( KNA )
Quelle:
KNA