Frühere Nummer zwei der Anglikaner John Sentamu wird 75

Geburtstag des Erzbischofs aus Uganda

Der erste schwarze Erzbischof der anglikanischen Kirche von England verkörperte mit farbigen Gewändern auch seine afrikanische Heimat. Und er setzte klare Gesten. Der Mann aus Uganda blickt auf ein bewegtes Leben zurück.

John Sentamu, anglikanischer Erzbischof von York  / ©  Pressestelle/Kippa Matthews (KNA)
John Sentamu, anglikanischer Erzbischof von York / © Pressestelle/Kippa Matthews ( KNA )

John Sentamu, erster schwarzer Erzbischof der anglikanischen Staatskirche von England, wird am Montag (10. Juni) 75 Jahre alt. Von 2005 bis 2020 war er Erzbischof von York und damit die Nummer zwei in der Hierarchie des englischen Anglikanismus. 2012 galt Sentamu als Favorit für das Amt des anglikanischen Primas und Erzbischofs von Canterbury. Den Zuschlag erhielt damals jedoch der frühere Öl-Manager Justin Welby (68).

Als Teil des evangelikalen Kirchenflügels befürwortete Sentamu sowohl das umkämpfte Frauenpriestertum als auch den Einsatz moderner Medien wie der virtuellen Sprachassistentin Alexa für die Missionierung.

Seine Fähigkeiten als exzellenter Kenner des anglikanischen Kirchenrechts erwiesen sich in Zeiten drohender Spaltung als wertvoll.

Mit dem Fallschirm für Afghanistan

Der 1949 in Uganda geborene Sentamu scheut auch plakative Auftritte nicht. 2008 sprang der Erzbischof am Jahrestag der alliierten Landung in der Normandie aus 3.600 Metern Höhe mit dem Fallschirm ab, um Spenden für in Afghanistan verwundete Soldaten aufzubringen. 2006 campierte er aus Solidarität mit den Opfern des Nahost-Konflikts für eine Woche in seiner Kathedrale.

2007 zerschnitt er im TV seinen Priesterkragen, um gegen das Regime des simbabwischen Präsidenten Robert Mugabe zu protestieren. Als früherer Richter in Uganda hatte Sentamu in den 70er Jahren vor der Folter Idi Amins fliehen müssen, weil er sich geweigert hatte, einen Vetter des Diktators freizusprechen. Mit bunten Gewändern im Gottesdienst verkörpert Sentamu auch seine afrikanische Heimat.

König als Oberhaupt

Die anglikanische Kirche entstand zur Zeit der Reformation in England. König Heinrich VIII. brach 1533 mit dem Papst, weil dieser sich weigerte, die Ehe des Königs zu annullieren. Als Oberhaupt einer neuen Staatskirche setzte sich Heinrich VIII. 1534 selbst ein. In Glaubensfragen blieben die Anglikaner zunächst bei der katholischen Lehre; später setzten sich protestantische Einflüsse durch.

Anglikanische Bischöfe ziehen zu einem Gottesdienst in die Kathedrale von Canterbury ein (Archiv) / © Sabine Kleyboldt (KNA)
Anglikanische Bischöfe ziehen zu einem Gottesdienst in die Kathedrale von Canterbury ein (Archiv) / © Sabine Kleyboldt ( KNA )

Der englischen Mutterkirche steht König Charles III. als weltliches Oberhaupt vor. Geistliches Oberhaupt, Primas der Kirche von England sowie Ehrenoberhaupt der anglikanischen Weltgemeinschaft ist der Erzbischof von Canterbury, derzeit Justin Welby. Er hat jedoch als Primus inter pares (Erster unter Gleichen) keine Weisungsbefugnis für die Nationalkirchen.

Weltweit zählt die anglikanische Kirche nach unterschiedlichen Angaben zwischen 77 und 85 Millionen Mitglieder in rund 500 Diözesen.

Außerhalb Englands gibt es 42 anglikanische Kirchenprovinzen und 5 Nationalkirchen, darunter in den USA, Australien und in mehreren Ländern Afrikas.

Anglikanische Kirche

Die anglikanische Kirche entstand zur Zeit der Reformation in England. König Heinrich VIII. brach 1533 mit dem Papst, weil dieser sich weigerte, die Ehe des Königs zu annullieren. Als Oberhaupt einer neuen Staatskirche setzte sich Heinrich VIII. 1534 selbst ein. In Glaubensfragen blieben die Anglikaner zunächst bei der katholischen Lehre; später setzten sich protestantische Einflüsse durch. 1549 erschien das erste anglikanische Glaubensbuch, das «Book of Common Prayer».

Die Kathedrale von Canterbury, Sitz des anglikanischen Erzbischofs / © Sambraus, Daniel (epd)
Die Kathedrale von Canterbury, Sitz des anglikanischen Erzbischofs / © Sambraus, Daniel ( epd )
Quelle:
KNA