Vor zehn Jahren beteten Nahost-Konfliktparteien für Frieden

Als Papst, Peres und Abbas ein Zeichen der Hoffnung setzten

Vor zehn Jahren beteten die Präsidenten Israels und der Palästinensergebiete im Vatikan um Frieden. Die Initiative von Papst Franziskus war ein kurzer Hoffnungsschimmer. Daran erinnert der Papst an diesem Samstag.

Autor/in:
Anita Hirschbeck und Ludwig Ring-Eifel
Schimon Peres (l.), Staatspräsident von Israel, Papst Franziskus und Mahmud Abbas, Präsident von Palästina, bei einem Friedensgebet 2014 / © Osservatore Romano (KNA)
Schimon Peres (l.), Staatspräsident von Israel, Papst Franziskus und Mahmud Abbas, Präsident von Palästina, bei einem Friedensgebet 2014 / © Osservatore Romano ( KNA )

Die Szene wirkt heute wie ein Traum: Der israelische und der palästinensische Präsident beten Seite an Seite für den Frieden, umarmen einander und pflanzen einen Olivenbaum. Was nach dem 7. Oktober 2023 völlig unvorstellbar klingt, war vor zehn Jahren Wirklichkeit. Damals begegneten sich Israels Präsident Schimon Peres und Palästinenserführer Mahmud Abbas für ein Friedensgebet im Vatikan. Eingefädelt hatte es Papst Franziskus, und er will an diesem Samstagvormittag mit einer Feierstunde im Vatikan an die damalige Geste erinnern.

2014 schien alles anders. Im Mai 2014 war Franziskus nach Jordanien, Israel und in die Palästinensergebiete gereist. Während des Besuchs hätte es eigentlich eine Zeremonie in Jerusalem mit den Hauptgegnern im Nahostkonflikt geben sollen. Aus organisatorischen Gründen fand diese allerdings nicht statt. Deshalb sprach Franziskus eine Einladung in den Vatikan aus, der auch der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. folgte.

Überraschendes Händeschütteln zwischen Israel und Palästina

Unmittelbar vor dem Friedensgebet bemühte sich der Vatikan, die Erwartungen herunterzukochen. Es handele sich um eine rein religiöse Initiative, um das Treffen dreier Religionen für den Frieden. Die Weltöffentlichkeit nahm dennoch erstaunt zur Kenntnis, was dem damals noch relativ neuen Papst gelungen war. Immerhin hatten sich ein israelischer und ein palästinensischer Staatspräsident schon seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr die Hand gereicht. Entsprechend groß war die Aufmerksamkeit an jenem 8. Juni 2014.

Zuerst begrüßte Papst Franziskus Israels Präsidenten Peres vor dem Gästehaus Santa Marta im Vatikan; kurz darauf Palästinenserführer Abbas. Im Foyer des Gästehauses kam es zu einer ersten Begegnung und einer Umarmung zwischen den beiden Politikern. Gemeinsam fuhren sie in einem weißen Kleinbus die kurze Strecke in die Vatikanischen Gärten.

Dort beteten der Papst, der Patriarch und die beiden Politiker mit Delegationen ihrer jeweiligen Religionen für den Frieden – Juden, Christen und Muslime nacheinander, aber an einem Ort vereint. In seiner Ansprache forderte Franziskus von beiden Seiten den Mut, die Verhandlungen wieder aufzunehmen. Peres, dessen Amtsperiode kurz darauf endete, rief Israelis und Palästinenser zu Kompromissen und Opfern für den Frieden auf. Abbas sprach von einem gerechten Frieden zwischen Israelis und Palästinensern sowie der Achtung von Freiheit und Menschenwürde in einem "souveränen und unabhängigen Staat" der Palästinenser.

Nach vier Tagen war der Frieden vorbei

Zum Abschluss umarmten sich die Teilnehmer erneut und pflanzten den Olivenbaum. Im Hintergrund schien die untergehende Sonne auf die mächtige Kuppel des Petersdoms.

Das Treffen rief in vielen Ländern ein positives Echo hervor. In Israel waren die Reaktionen zurückhaltender. Benjamin Netanjahu – damals schon Ministerpräsident – kommentierte das Treffen zunächst mit eisigem Schweigen. Noch wusste niemand, dass der Hoffnungsschimmer von Rom schon bald erloschen sein sollte.

Vier Tage später, am 12. Juni, wurden drei israelische Jugendliche im Westjordanland entführt und von Hamas-Mitgliedern ermordet. Eine Spirale der Gewalt kam in Gang. Schließlich startete Israel die Militäroperation "Protective Edge" im Gazastreifen, bei der rund tausend Menschen getötet wurden.

 Bomben und Raketen zurück

Mitte Juli 2014 telefonierte der Papst mit Peres und mit Abbas und forderte ein Ende der Gewalt. Der Konflikt mündete einige Wochen später in eine jahrelang anhaltende Waffenruhe. Kurz davor zog Franziskus ein überraschendes Resümee: Das Friedensgebet sei trotz allem nicht umsonst gewesen. Es habe ein Tor für den Frieden geöffnet. "Durch den Rauch der Bomben kann man das Tor nicht sehen, aber es ist weiterhin offen", sagte der Papst.

Zehn Jahre später sind die Bomben und Raketen zurück, Zehntausende sind diesmal umgekommen. Seit Beginn des aktuellen Gaza-Kriegs wird Franziskus nicht müde, zum Frieden im Heiligen Land aufzurufen. Die Erinnerung an die historische Geste des Jahres 2014 wird er zu einem erneuten Friedensappell nutzen. 

"Zehn Jahre Friedensgebet für das Heilige Land"

Papst Franziskus erinnerte an das gemeinsame Friedensgebet mit Palästinenserführer Abbas und Israels Präsident Peres beteten. Der Wortlaut.

Juni 2014: Papst Franziskus begrüßt Palästinenserpräsidenten Mahmut Abbas während eines Friedensgebetes. / © Romano Siciliani (KNA)
Juni 2014: Papst Franziskus begrüßt Palästinenserpräsidenten Mahmut Abbas während eines Friedensgebetes. / © Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA