Aus Kirchlicher Hochschule Wuppertal wird Bildungscampus

In dieser Form nicht weitergeführt

Hoffnung für die Kirchliche Hochschule Wuppertal: Eine mögliche Schließung ist vorerst abgewendet. Die rheinische Kirche lässt eine Reform prüfen. Ihren Trägeranteil will sie aber bis 2031 mindestens halbieren.

Wuppertal / © Ilia Platonov (shutterstock)

Die traditionsreiche Kirchliche Hochschule Wuppertal (KiHo) soll in ihrer bisherigen Form nicht weitergeführt, sondern grundlegend reformiert und zu einem theologischen Bildungscampus umgebaut werden. Die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland beschloss am Dienstagabend zum Abschluss einer außerordentlichen Tagung mit großer Mehrheit einen entsprechenden Prüfauftrag. Hintergrund sind vor allem sinkende Kirchensteuereinnahmen. Nach Einschätzung des Finanzausschusses wird die Landeskirche im Jahr 2031 nur noch die Hälfte der derzeit für die Arbeit der KiHo bereitgestellten 2,77 Millionen Euro pro Jahr aufbringen können.

 KiHo wird nicht in dieser Form weitergeführt wie bisher

"Mit diesem Beschluss ist klar gesagt, dass die KiHo nicht in dieser Form weitergeführt wird wie bisher", sagte der leitende Theologe der rheinischen Kirche, Präses Thorsten Latzel. Auch eine Schließung am Ende der Prüfung ist nicht ausgeschlossen. Ein Konzept für den Bildungscampus soll der nächsten regulären rheinischen Landessynode vorgelegt werden, die im Februar 2025 tagt.

Hochschulrektor Markus Mühling dankte dem rheinischen Kirchenparlament für seine Entscheidung, die mit 150 von 180 Stimmen getroffen wurde. Das Votum zeige, dass die Synodalen "sehr sorgsam mit der Zukunft der rheinischen Kirche" umgingen, sagte Mühling nach der Abstimmung. Ursprünglich standen drei weitere Alternativen zur Debatte, darunter eine möglichst schnelle Schließung der KiHo. Auch eine Kooperation mit der Bergischen Universität Wuppertal gehörte zu den Optionen.

Die KiHo Wuppertal ist eine selbstständige, staatlich anerkannte Hochschule in Trägerschaft der rheinischen und der westfälischen Kirche, die nicht vom Staat refinanziert wird. Bislang ermöglicht das grundständige Studium an der Hochschule das theologische Examen fürs Pfarramt, einen Magisterabschluss sowie eine Promotion oder Habilitation.

Stärkere Verschränkung theologischer Forschung, Lehre und Praxis 

Das Campus-Konzept richtet sich an beruflich und ehrenamtlich Mitarbeitende sowie Studierende und theologisch Interessierte. Es sieht unter anderem eine stärkere Verschränkung theologischer Forschung, Lehre und Praxis vor. Ziel sei eine neue Ausrichtung kirchlicher Ausbildung, hieß es in der Synodendebatte. Dafür sei aber eine inhaltlich und wirtschaftlich verantwortbare Perspektive nötig.

Eine grundlegende Entscheidung zu der Hochschule stand an, weil der Trägervertrag eine Kündigung des bisherigen Konstrukts zu Ende 2025 ermöglicht. Die Evangelische Kirche von Westfalen hatte im Zuge ihrer Haushaltskonsolidierung bereits angekündigt, ihren Beitrag an die KiHo "deutlich" zu verringern, auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) schmilzt ihren Zuschuss in den kommenden Jahren ab. Aktuell wenden die Kirchen zusammen rund 4,24 Millionen Euro pro Jahr für die KiHo auf.

KiHo Wuppertal wurde in der Zeit des Kirchenkampfes gegründet

Die KiHo Wuppertal wurde 1935 in der Zeit des Kirchenkampfes von der Bekennenden Kirche gegründet. Angesichts der nationalsozialistischen Gleichschaltung und Zerschlagung theologischer Fakultäten an den staatlichen Universitäten sollte die Ausbildung des theologischen Nachwuchses unabhängig vom NS-Staat erfolgen.

Im Jahr 2007 fusionierte die KiHo mit der kirchlichen Hochschule in Bielefeld-Bethel. Ende 2021 wurde der Standort Bethel wieder herausgelöst, das dort angesiedelte Institut für Diakoniewissenschaft und Diakoniemanagement wurde an die Universität Bielefeld überführt und die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel schieden aus dem KiHo-Trägerverbund aus. 

Quelle:
epd