Grüne fordern bundesweiten Abschiebestopp für Jesiden

"Abschiebestopp ist überfällig"

Vor der Innenministerkonferenz fordern rund zwei Dutzend Grünen-Abgeordnete einen bundesweiten Abschiebestopp für Jesiden. Sie rufen Bundesinnenministerin Nancy Faeser und die Landesminister zu einem entsprechenden Beschluss auf.

Symbolbild Flugzeug in der Luft / © ABCDstock (shutterstock)
Symbolbild Flugzeug in der Luft / © ABCDstock ( shutterstock )

Das berichtet die "Rheinische Post". Die Minister tagen von Mittwoch bis Freitag in Potsdam. Die Grünen-Migrationsexpertin im Bundestag, Filiz Polat, betonte: "Angesichts der weiterhin hochgefährlichen Lage für Jesidinnen und Jesiden im Irak ist es folgerichtig, dass jesidische Geflüchtete, insbesondere Frauen und Minderjährige, nicht dorthin abgeschoben werden. Der Abschiebestopp ist überfällig."

Religiöse Minderheit unter den Kurden

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete und Obmann im Menschenrechtsausschuss, Max Lucks, ergänzte mit Blick auf eine anhaltende Bedrohung durch die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) im Irak: "Heute schieben wir Jesiden in eine Region ab, wo der Nachbar Mitglied einer IS-Schläferzelle sein könnte." Eine solche Nachbarschaft könne für Jesiden nicht sicher sein.

Jesiden sind eine religiöse Minderheit unter den Kurden. Weltweit hat die monotheistische Religionsgemeinschaft mehrere hunderttausend Mitglieder. Sie leben vor allem im nördlichen Irak, viele sind jedoch vor dem IS geflüchtet. Nach Informationen der Bundeszentrale für politische Bildung befindet sich die weltweit größte Diasporagemeinde der Jesiden in Deutschland. Rund 150.000 Personen gehören ihr demnach an. 

Jesiden

Das Jesidentum ist eine monotheistische Religion, deren Wurzeln bis 2.000 Jahre vor Christus zurückreichen. Sie nahm Glaubenselemente, Riten und Gebräuche westiranischer und altmesopotamischer Religionen sowie von Juden, Christen und Muslimen auf. 

Jeside wird man ausschließlich durch Geburt, beide Elternteile müssen der Religionsgemeinschaft angehören. Niemand kann übertreten oder bekehrt werden. Bei Ehen mit Nicht-Jesiden verlieren Gläubige ihre Religionszugehörigkeit.

Irak, Lalish: Eine Frau entzündet ein Feuer im Shekadi-Schrein während der Feierlichkeiten des Sommer-Arbaeen-Eids / © Ismael Adnan (dpa)
Irak, Lalish: Eine Frau entzündet ein Feuer im Shekadi-Schrein während der Feierlichkeiten des Sommer-Arbaeen-Eids / © Ismael Adnan ( dpa )
Quelle:
KNA