DOMRADIO.DE: Gibt es eine Zahl? Wie viele Trikots haben die Päpste in den letzten Jahrzehnten geschenkt bekommen?
Ulrich Nersinger (Vatikan-Experte und Journalist): Eine Zahl nicht. Aber der Heilige Vater kann vermutlich jeden Abend, wenn er zu Bett geht, ein Trikot anziehen. Bei jedem Fußballspiel, das er sich anschaut, kann er durchaus wechseln.
Das ist eine Unmenge von Trikots, die er von den relativ vielen Besuchen bekommen hat. Auch Fußballmannschaften aus aller Welt besuchten den Papst im Vatikan. Nicht erst seit Franziskus, das gab es schon viel früher.
DOMRADIO.DE: Es geht um Papstgeschenke generell. Wie ist das? Bringt jeder etwas mit, wenn er oder sie zum Papst kommt?
Nersinger: Ja, die meisten schon. Wenn man mit dem Heiligen Vater zusammentrifft, ist es fast üblich geworden, dass jeder etwas mitbringt. Das reicht von allen möglichen Variationen und Geschenken. Das können Bücher sein, die man geschrieben hat oder die man dem Papst unbedingt überreichen will.
Das können auch Sachen sein, die ungewöhnlich sind. Der deutsche Bundeskanzler hat dem Papst kürzlich zum Beispiel einen Fußball geschenkt anlässlich der der Europameisterschaft. Das ist ein breites Spektrum, das der Papst bekommt. Er bekommt auch manchmal Naturalien und Lebensmittel überreicht.
DOMRADIO.DE: Ein klassisches Geschenk ist ein Buch. Werden die im Vatikan gesammelt?
Nersinger: Die meisten Bücher, vermute ich, werden in die Vatikanische Bibliothek übergeben. Wenn die es schon haben und wenn es ein Fachbuch ist, wird es der römischen Universitätsbibliothek gegeben. Es findet sich immer eine Verwendung.
DOMRADIO.DE: Gab es mal ein besonderes Buch, das einem Papst geschenkt wurde.
Nersinger: Da könnten wir wahrscheinlich lange drüber reden. Das reicht von sehr seltenen Büchern, die man in einer Klosterbibliothek gefunden hat, bis zu ganz neuen Büchern. Ich selber durfte ihm auch schon Bücher von mir überreichen.
DOMRADIO.DE: Was ist mit diesen Lebensmittelgeschenken? Das ist wahrscheinlich schwierig, oder?
Nersinger: Ja, das ist eine heikle Sache. Es geht glaube ich noch, wenn es in verschlossenen Behältnissen ist. Wenn man sieht, dass die betreffende Weinflasche oder etwas anderes so verschlossen ist, dass man keinen illegitimen Zugriff hatte.
Bei anderen Sachen, die mehr oder weniger offen sind, wird das etwas problematisch. Ich selber bin in eine solche Situation geraten vor gut 40 Jahren. Bei einer Seligsprechung sollte ich ein kleines Weinfässchen überreichen.
Das war vor dem Flug natürlich leer und der Wein war damals in Flaschen. Als ich das in Rom auffüllen wollte, habe ich mich mit dem Zeremonienbüro besprochen. Da dieses Fässchen mehr oder weniger offen ist, habe ich mich dann entschieden, nicht den teuren guten Wein einzufüllen, sondern einen billigen, den ich in einem römischen Discounter gekauft habe.
Wir waren uns ziemlich sicher, dass dieser Wein den Papst aus Sicherheitsgründen nie erreichen wird. Wir haben an einem Abend nach der Seligsprechung im Kolleg gesessen und die Flaschen aufgemacht. Wir haben dann auf das Wohl des neuen Seligen und des Heiligen Vaters den Wein getrunken.
DOMRADIO.DE: Was sind sonst noch kuriose Geschenke, die die Päpste in den letzten Jahren bekommen haben?
Nersinger: Ja, kurios ist ein Begriff, den man unterschiedlich deuten kann. Wenn man dem Papst ein Messgewand schenkt oder Messgewänder schenkt, würde man sagen, das ist als würde man Eulen nach Athen tragen.
Viele überlegen bei den Geschenken mittlerweile vorher, was mit ihnen geschieht. Wenn man zum Beispiel dem Papst Messgewänder schenkt, dann weiß man, dass diese Messgewänder in der Regel vom Papst weiter an die Missionen oder an bedürftige Pfarreien in aller Welt verschenkt werden.
Das ist zum Beispiel ein kurioses Geschenk, im Grunde was den Beschenkten angeht. Es ist dann doch etwas Sinnvolles, wenn man weiß, dass es weiter verschenkt wird.
DOMRADIO.DE: Zum Schluss geht es nochmal um das Fußballtrikot. Franziskus hat seinem Landsmann Lionel Messi ein Trikot geschenkt, also tatsächlich umgekehrt. Passiert das häufig?
Nersinger: Nein, aber da muss man halt bedenken, dass der Papst ein, man kann ruhig sagen, Fußballfanatiker ist. Richtig fußballbegeistert waren die Päpste in den letzten Pontifikaten nicht, wenn man absieht von Johannes Paul II. und eben Franziskus. Das sind Fußballbegeisterte gewesen.
Von manchen Namen der Leute, mit denen sie zusammentrafen, waren sie ebenfalls begeistert. Diese Begeisterung wollten zum Ausdruck bringen.
Das Interview führte Carsten Döpp.