Sr. Katharina beklagt ungesunde Entwicklung bei Fußball-EM

Wenn ein dicker Zeh entscheidet

Sr. Katharina Hartleib liebt die großen Fußballturniere. Allerdings weniger die Deutschlandspiele, weil sie da sehr aufgeregt ist. Im Interview erklärt die Olper Franziskanerin, was ihr bei dieser Europameisterschaft nicht gefällt.

Symbolbild Schiedsrichter Halil Umut Meler (r) aus der Türkei schaut sich eine Wiederholung auf dem Bildschirm des Video Assistant Referee (VAR) an / © Dirk Waem (dpa)
Symbolbild Schiedsrichter Halil Umut Meler (r) aus der Türkei schaut sich eine Wiederholung auf dem Bildschirm des Video Assistant Referee (VAR) an / © Dirk Waem ( dpa )

DOMRADIO.DE: Wie haben Sie denn diese Achterbahnfahrt beim Spiel zwischen Deutschland und Dänemark am Samstag erlebt? 

Schwester Katharina Hartleib (Olper Franziskanerin und Fußballfan): Genau so – als Achterbahnfahrt. Ich bin bei Deutschlandspielen sowieso immer furchtbar aufgeregt. Ich gucke lieber andere Spiele.

Nach 20 Minuten habe ich mich gefragt, was da passiert ist. Warum ist da auf einmal der Schalter umgelegt worden? Auf einmal funktionierte die Mannschaft nicht mehr und ich muss zugeben, dass diese Unterbrechung wegen des Unwetters für die deutsche Mannschaft perfekt war. Da konnten sie noch mal gucken, was da los war und hatten dann bei Wiederaufnahme des Spiels nur noch zehn Minuten zu spielen, um sich dann in der Halbzeitpause besser zu sortieren. Das war ein großer Vorteil. Sonst weiß ich nicht, wie das geworden wäre. 

Schwester Katharina Hartleib ist Fußballfan / © privat (DR)
Schwester Katharina Hartleib ist Fußballfan / © privat ( DR )

DOMRADIO.DE: Nachdem der Himmel seine Schleusen geöffnet und es sich danach wieder beruhigt hatte, kam Deutschland sehr gut zurück. Das Donnerwetter hatte offenbar Wirkung gezeigt.

Sr. Katharina: Wenn das 1:0 der Dänen gegeben worden wäre, wäre es sicher auch anders ausgegangen. Das ist zum Beispiel auch so ein Ding, was mir bei dieser Europameisterschaft nicht gefällt. Es sind diese Entscheidungen anhand von Kleinigkeiten. Diesmal war es ja kein Abseits, sondern ein Foul. Aber manchmal ist ein großer Zeh oder ein kleiner Finger im Abseits, und deswegen wird ein Tor nicht gegeben.

Diese Entwicklung halte ich nicht mehr für gesund. Bei jedem Tor wagt man es eigentlich nicht mehr zu jubeln, sondern muss erst mal abwarten, was da wieder gefunden wird. 

Ein Schiedsrichter bekommt Unterstützung durch den Videoassistenten / © Swen Pförtner (dpa)
Ein Schiedsrichter bekommt Unterstützung durch den Videoassistenten / © Swen Pförtner ( dpa )

DOMRADIO.DE: Es bleibt trotz des Regens, der hier und da eingesetzt hat, aber vor allem eine fröhliche EM, oder?

Sr. Katharina: Es bleibt eine unglaublich fröhliche EM. Das ist genau das, was viele gesagt haben: Mit dieser Gastgeberrolle in einem fußballverrückten Land mit guter Fußballtradition gibt es ein ganz anderes Erleben als in Katar, wo man Leute bezahlen muss, damit sie jubeln.

Ich finde diese EM so schön, weil die Leute aus allen Ländern ihren Spaß haben. Wenn man die Holländer tanzen sieht und die Schotten mit ihrer tollen Musik und diesen Märschen in die Stadien, dann ist das wundervoll. 

DOMRADIO.DE: Deutschland ist noch ungeschlagen. Drei Siege und ein Unentschieden stehen zu Buche. Was sagen Sie zur Leistung der Mannschaft bislang insgesamt? 

Sr. Katharina: Eigentlich gefällt sie mir in vielen Dingen sehr gut. Dann kommt manchmal der Schlendrian rein. Man hält die Luft an und denkt: "Hey Leute, ihr habt doch noch was vor, bitte kommt jetzt nicht in diesen Schlendrian und und versucht wieder ganz konzentriert dranzubleiben". 

Spieler der deutschen Fußballnationalmannschaft / © Bernd Thissen (dpa)
Spieler der deutschen Fußballnationalmannschaft / © Bernd Thissen ( dpa )

Sie haben das in den meisten Fällen hingekriegt, aber manchmal hält man dennoch die Luft an. Wenn ich jetzt auf das Viertelfinale gucke, dann wird das wirklich spannend. 

DOMRADIO.DE: Spanien ist mit Leichtigkeit durch dieses Turnier gegangen. Hat das deutsche Team da eine Chance? 

Sr. Katharina: Eine Chance hat jeder. Wenn man Sonntagabend gesehen hat, dass Georgien mit diesem Eigentor eines Spaniers in Führung gegangen ist und zwischendurch so viele Chancen hatte, glaube ich schon, dass es gehen wird.

Ich denke, dass die Spanier insgesamt noch einen Ticken besser sind. Aber im Fußball geht alles. Das ist das Schöne. Deshalb ist der Fußball so herrlich unberechenbar. 

DOMRADIO.DE: Man muss also nur den Schlendrian weglassen, oder? 

Sr. Katharina: So ist es. 

Das Interview führte Carsten Döpp.

Quelle:
DR