DOMRADIO.DE: Was genau macht die Dombauhütte am Vierungsaltar?
Dr.-Ing. Albert Distelrath (Stellvertretender Kölner Dombaumeister): Das Vierungspodest ist von 1998 und wurde seitdem auch mehrfach überarbeitet. Jetzt wurde es mal wieder Zeit, die Oberflächen zu reinigen und neu zu konservieren. Das passiert in zwei großen Arbeitsschritten. Zum einen durch die Reinigung, zum anderen durch den Auftrag der Schlussbeschichtung.
Für die Reinigung haben wir das Holzpodest mit einer Wasser-Ethanol-Mischung eingesprüht und mit einer Einscheibenmaschine behandelt. Das reicht aus, um den Schmutz abzulösen, sodass wir kein Reinigungsmittel zusetzen müssen.
Danach wird das Holzpodest mit einer sogenannten Scheuersaugmaschine befahren. Das ist eine Maschine, die vorne Wasser aufträgt, in der Mitte mit einer Walze säubert und hinter der Walze das Wasser direkt wieder absaugt, damit erst gar keine Feuchtigkeit in das Holz eingebracht wird. Als dritter Reinigungsschritt wird zum Schluss mit einem Wischmopp eine Feuchtreinigung gemacht.
Dann kommt der eigentliche Auftrag der Schlussbeschichtung. Dafür wird mehrfach ein Hartwachsöl aufgetragen. Im ersten Schritt wird mit einer Schaumstoffrolle dick aufgetragen. Darauf folgen zwei bis drei Durchgänge mit wenig Material. Zu guter Letzt wird das Hartwachsöl mit einer Einscheibenmaschine eingepflegt und gleichzeitig überschüssiges Ölwachs wieder abgenommen.
DOMRADIO.DE: Die Teppiche, die sonst auf dem Holzpodest des Vierungsaltars liegen, sind weggeräumt. Liegen die Teppiche auch zum Schutz auf dem Podest?
Distelrath: Die Teppiche bieten bestimmt auch einen gewissen Schutz, weil sie dort liegen, wo die Laufwege sind. Auch für den Gottesdienst sind die Teppiche sicherlich überwiegend vorteilhaft, aber konservatorisch brauchen wir die Teppiche nicht. Wir könnten das Podest auch holzsichtig lassen, also so wie jetzt, ohne die Teppiche. Da die Teppiche nicht das ganze Podest abdecken, ist das für den großen Teil so.
Es ist eine Frage der Gestaltung. Diese Gestaltungsfrage hat sicherlich auch mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil zu tun, das den Gottesdienst mehr in das Zentrum der Kirche reinziehen sollte. Das Podest kam erst 1998 in den Dom. Darunter befindet sich noch ein Mosaikboden aus dem 19. Jahrhundert, der ähnlich in seiner Gestaltung ist wie im gesamten Chorumgang, und es ist eine sehr große Sonne dargestellt.
DOMRADIO.DE: Der Vierungsaltar ist neben dem Hochaltar und dem Dreikönigsschrein das geistliche Zentrum des Domes. Wie behutsam gehen Sie dort bei solchen Erhaltungsmaßnahmen vor?
Distelrath: Konservatorisch sind wir da auf der sicheren Seite. Aber es ist eine Operation am offenen Herzen, also im laufenden Betrieb. Der Vierungsaltar steht im Zentrum der Kirche und wird weiter genutzt. Dazu kommt, dass wir Arbeits- und Trocknungszeiten für die Wachsaufträge haben und wir nur in verschiedenen Abschnitten arbeiten können.
Deswegen müssen wir bestimmte Bereiche absperren, die dann für die Gottesdienste, Orgelfeierstunden, Mittagsgebet und ähnliches nicht mehr zur Verfügung stehen.
Dafür stimmen wir uns eng mit der Sakristei und der Geistlichkeit ab, sodass in der Zwischenzeit das Leben am Dom mit minimalen Einschränkungen weiter möglich ist.
DOMRADIO.DE: Wann können die Messen am Vierungsaltar wieder wie gewohnt gefeiert werden?
Distelrath: Wir sind so weit durch. Wir haben noch ein paar Trocknungszeiten abzuwarten. Zurzeit werden noch die Kommunionbänke bearbeitet, die entsprechend abgesperrt sind. Am kommenden Wochenende steht der Vierungsaltar dann wieder komplett zur Verfügung. Die Teppiche werden am Montag von unseren Gerüstbauern wieder ausgelegt.
Die Restaurierung hat unsere Schreinerei an der Dombauhütte um Meister Stephan Tilling durchgeführt. Wir haben mit Karlheinz Kreuzberg mit einem externen Holzrestaurator kooperiert, der seine Werkstatt in Köln-Poll hat und mit dem wir schon seit vielen Jahren arbeiten, zum Beispiel bei der Überarbeitung des Chorgestühls.
DOMRADIO.DE: Der Dom ist also nicht nur sprichwörtlich eine ewige Baustelle. Welche Erhaltungsmaßnahmen stehen in oder am Dom als nächstes an?
Distelrath: Für dieses Jahr war die Konservierung des Holzpodestes bestimmt eine der wichtigsten und aufwendigsten Maßnahmen. Wir folgen bei unseren Arbeiten dem Pflegeplan des Domes. Als Dombauhütte sind wir auch für die gesamte Ausstattung und die Kunstwerke im Dom zuständig. Die müssen turnusmäßig gereinigt und überarbeitet werden. In diesem Jahr stehen noch verschiedene Reinigungsarbeiten in den Chorkapellen an. Dort werden Altäre gereinigt. Die nächste größere Aufgabe wird im kommenden Jahr höchstwahrscheinlich die Reinigung des Agilolphusaltars im südlichen Querhaus sein.
Wichtig bei diesen ganzen Arbeiten ist, dass sie wirklich regelmäßig ausgeführt werden. Wenn sie mit den Wartungsarbeiten zu lange warten, dann kann es zu Folgeschäden kommen.
Zum Beispiel die sehr aufwendigen Farbfassungen auf Figuren. Dort setzt sich der Staub von den über 20.000 Besuchern pro Tag ab. Wenn sie diese Staubschicht nicht rechtzeitig, heißt spätestens nach 6 bis 7 Jahren abnehmen, verbackt der Staub mit der Malschicht. Das wird zu einer Einheit. Wenn das passiert ist, wird es schwierig und aufwendig, diesen Staub wieder abzunehmen. Spätestens dann müssen Sie eine Reinigung vornehmen.
Das Interview führte Hilde Regeniter.