Mit Vollendung der 40 Meter langen Reisethorarolle ist in Berlin das jüdische Militärrabbinat feierlich eingeweiht worden.
Die jüdische Militärseelsorge setze ein "sichtbares Zeichen für die Jüdinnen und Juden in der Bundeswehr", betonte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) am Donnerstag. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, ergänzte, dass mit der Einweihung des Rabbinats die Militärseelsorge auch in der Bundeswehr angekommen sei.
Nach Aussage der Leiterin des Militärrabbinats, Monika Heimburger, ist die grundlegende Aufbauphase der Militärseelsorge beendet. Jetzt könne endlich verstärkt die eigentliche Seelsorgearbeit vorangetrieben werden. Es gebe zeitnah dann sechs der geplanten zehn Militärrabbiner. Man versuche zudem weibliche Rabbinerinnen für das Amt zu gewinnen. Besonders hob Heimburger die gute Zusammenarbeit mit den Vertretern der katholischen und evangelischen Militärseelsorge hervor.
Feierliche Prozession
Im Beisein von Pistorius und Zentralratspräsident Schuster, hatte ein Thora-Schreiber die letzten Buchstaben der Thora geschrieben. Im Anschluss wurde die in Stoff gehüllte Pergamentrolle unter einer Chuppa, einem Baldachin, mit einer kurzen feierlichen Prozession zum Militärrabbinat gebracht und dabei abwechselnd von den Teilnehmenden getragen.
Schuster erinnerte nach dieser Zeremonie daran, dass die Verankerung des Judentums eine Selbstverständlichkeit sei, "aber auch um Selbstverständlichkeiten muss immer wieder gekämpft werden", so der Zentralratspräsident.
Seelsorge gibt Halt
Verteidigungsminister Pistorius wandt sich an die vielen Soldatinnen und Soldaten an, denen im Dienst viel abverlangt werde. Von den Grenzerfahrungen im Einsatz über das Vereinbaren von Beruf und Familie bis hin zum Umgang mit der eigenen Sterblichkeit. Hier biete die Militärseelsorge Halt und vermittle Zuversicht. "Unabhängige und vertrauliche Hilfe kann oft die Last schmälern, die auf den Schultern unserer Soldatinnen und Soldaten ruht", so Pistorius.
Die Einrichtung der jüdischen Militärseelsorge galt als historisches Ereignis vor allem mit Blick auf die Schoah. Feldrabbiner hatte es zuletzt im Ersten Weltkrieg gegeben. Der Festakt ist vorläufiger Höhepunkt des Aufbaus der Militärseelsorge.
Zsolt Balla, sächsischer Landesrabbiner aus Leipzig, ist seit 2021 erster Militärbundesrabbiner. Perspektivisch sollen rund 50 Mitarbeitende, darunter am Ende zehn Militärrabbiner, Militärseelsorge und Lebenskundeunterricht auch im Einsatz anbieten.