Er äußerte sich gegenüber der "Kirchenzeitung für das Bistum Aachen" (Sonntag). "Religion kann als ein System definiert werden mit klaren Werten und Regeln - das passt zum Fußball", so Paganini.
"Religion und Fußball haben beide auch eine praktische Dimension: Sie führen Menschen zusammen, schaffen Gemeinschaften." Es gebe zudem eine spirituelle Dimension. "Erkenntnisse der Hirnforschung zeigen: Sex und Gebet stimulieren die gleichen Areale im Gehirn. Ob Mystik oder Jubel nach einem Fußballtor im Stadion: Beides kann Orgasmus-Qualitäten haben."
Fußball übernimmt nach Überzeugung des Theologen immer mehr die gemeinschaftsstiftende Aufgabe der Religion und auch der Politik.
"Politik und Religion spielen fast keine Rolle mehr. Das Religiöse im Leben lässt sich jedoch nicht wegdenken", so Paganini. "Fußball und die Treue zu einem Verein geben meinem Leben einen Sinn, dem Alltag Struktur."
Prozessionen mit den Fahnen
Fußball erlaubt laut dem Wissenschaftler einen Freiraum, in dem Emotionen gelebt werden können. "Fans lassen den Frust raus, gegen den Feind, vor allem gegen den Schiedsrichter." Das sei auch eine Funktion von Religion. Die einzigen religiösen Bewegungen, die in Europa Nachwuchs haben, seien sogenannte charismatische Bewegungen.
"Hier darf im Gottesdienst vor Freude geschrien und Gott gelobt werden, hier wird sich umarmt. Zu einem langweiligen Gottesdienst geht man nur aus Pflichtgefühl."
Paganini sagte: "Ich kenne genug Menschen, die für den Sonntag leben. Nicht, weil sie zur Kirche gehen. Viele Menschen leben auf das Spiel hin. Es gibt Prozessionen mit den Fahnen und den Farben bis zum Stadion, wo der Gottesdienst stattfindet."
Auf dem Fußballplatz gibt es dem Theologen zufolge viel Transzendenz, also übernatürliche Erfahrungen. Als Beispiel nannte er Diego Maradona. "Bei der WM in Mexiko hat der 'D10S' gegen England das entscheidende Tor geschossen - mit der Hand, mit der Hand Gottes. Es entstand eine eigene Kirche, in Argentinien gibt es bis heute Menschen, die Maradona verehren."
Auf die Frage, in welchem Verein Jesus Mitglied gewesen wäre, antwortete der Theologe: "Ich glaube, Jesus wäre Schiri geworden."