NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) hat sich klar zum islamischen Religionsunterricht in Schulen bekannt.
"Ich halte den islamischen Religionsunterricht an unseren Schulen für unverzichtbar: ein Angebot mit staatlichen Curricula und Lehrkräften, die ihren Eid auf die Verfassung abgelegt haben", sagte sie der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Samstag).
"Nicht genug Lehrer"
Sie wundere sich über manche Äußerung zum Religionsunterricht für Muslime in den letzten Wochen, fügte sie hinzu. "Man kann bedauern, dass wir längst noch nicht alle muslimischen Kinder damit erreichen, weil wir nicht genug Lehrer haben. Aber deren Zahl wächst in den Studiengängen in Münster und Paderborn."
Das Angebot des islamischen Religionsunterrichts an den NRW-Schulen war in den vergangenen Wochen unter anderem in die Kritik geraten, weil bislang nur verhältnismäßig wenige muslimische Kinder durch ihn erreicht würden.
Außerdem hatte eine Studie ergeben, dass Studierende der islamischen Theologie problematische Einstellungen vertraten, unter anderem antisemitische und verfassungsfeindliche Positionen. Die FDP-Fraktion im Landtag forderte die Abschaffung des islamischen Religionsunterrichts.
Evaluierung des islamischen Religionsunterrichts
Das Zentrum für islamische Theologie der Uni Münster ist laut Berichten der Landesregierung im Schulausschuss vom Land NRW beauftragt, den islamischen Religionsunterricht an Schulen zu evaluieren. Zeitraum ist Dezember 2023 bis Oktober 2025.
Zudem findet an der Uni Münster ein hochschuleigenes Forschungs-Projekt "Religiosität, Werte und Wahrnehmung antimuslimischer Diskriminierung unter Studierenden der Islamischen Theologie und - Religionslehre" statt. Dafür waren angehende Lehrkräfte und Studierende befragt worden. Erste Teilergebnisse wurden auf Englisch im März im British Journal of Religious Education veröffentlicht.
Probleme durch wachsende heterogene Klassenzusammensetzung
Schulministerin Feller verwies in dem Interview mit der Zeitung auch auf Probleme durch eine wachsende heterogene Klassenzusammensetzung und durch Entwicklungsprobleme bei den Kindern.
"An unseren Schulen registrieren wir, dass ein Viertel unserer Grundschulkinder die Anforderungen an die Basiskompetenzen nicht erfüllt, das meint nicht nur lesen, schreiben, rechnen, zuhören - dazu gehört auch die sozial-emotionale Kompetenz." Es sei geplant, dass die Startchancenschulen einen Teil der Fördermittel dafür verwenden könnten, auch diese Kompetenzen zu fördern.
Bei vielen Kindern seien Sprachdefizite und motorische Schwächen zu beobachten. "Wir müssen schon unsere angehenden Lehrkräfte besser mitnehmen und sie auf diese Aufgaben vorbereiten." Feller kündigte an, dass im Sommer 2025 dem Landtag ein Bericht zum Stand und zu Reformnotwendigkeiten der Lehrkräfteausbildung vorlegt werde.
17 Millionen Euro für Integrationsarbeit an Schulen
Der Beitrag, den Schulen zur Integration leisteten, sei enorm, würdigte Feller. "Im Haushaltsentwurf für 2025 stellen wir 17 Millionen Euro zusätzlich nur für die Integrationsarbeit an Schulen bereit - beispielsweise für Lehrkräfte, die Deutsch als Zweitsprache unterrichten, für sozialpädagogische Fachkräfte und für die Schulsozialarbeit."
Hinzu kämen Herausforderungen in der Erstförderung. Dies betreffe nicht nur geflüchtete Schülerinnen und Schüler. "Auch viele Kinder, die in Deutschland geboren und aufgewachsen sind, haben Probleme beim Lesen, Schreiben und Zuhören." Allein im Haushaltsentwurf 2025 sind dafür 8,5 Millionen Euro zusätzlich vorgesehen.