Zentralrat fordert mehr Schutz von Juden

Ohne Scheuklappen bei Antisemitismus

Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat Bund und Länder zu mehr Schutz von Juden aufgerufen. Die Wahrnehmung von Jüdinnen und Juden europaweit zum Erstarken des Antisemitismus sei erschütternd und auch durch Zahlen belegt.

Kippot/Symbolbild Judentum / © Karolis Kavolelis (shutterstock)
Kippot/Symbolbild Judentum / © Karolis Kavolelis ( shutterstock )

Das sagte ein Sprecher des Zentralrats der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Montag). Er reagierte damit auf eine in der vergangenen Woche veröffentlichte Umfrage der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte unter 8.000 jüdischen Menschen aus 13 EU-Ländern.Deutschland hatte in der Umfrage besonders schlecht abgeschnitten.

"Der deutsche Staat will jüdisches Leben schützen, aber es gelingt ihm offenbar nicht", sagte der Sprecher des Zentralrats weiter. "Ohne Scheuklappen" müsse man gegen muslimischen Antisemitismus vorgehen, der infolge von Migration steige. "Und wir müssen noch stärker die große Bedrohung des rechtsextremen Antisemitismus in den Blick nehmen."

Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung: Felix Klein / © Rene Bertrand (dpa)
Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung: Felix Klein / © Rene Bertrand ( dpa )

Besorgt äußerte sich auch der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus, Felix Klein: "Die Ergebnisse der Umfrage sind alarmierend und müssen uns als Gesellschaft einmal mehr Ansporn sein, mit aller Kraft gegen Antisemitismus vorzugehen", sagte Klein der Zeitung. "Besonders schwer wiegt dabei, dass 86 Prozent der Befragten der Meinung sind, dass Antisemitismus in Deutschland in den vergangenen fünf Jahren zugenommen habe und dies noch vor dem schrecklichen Terrorangriff vom 7. Oktober und seinen Folgen angegeben wurde."

Juden sehen sich steigender Diskriminierung ausgesetzt

Jüdinnen und Juden in der EU sehen sich der Umfrage zufolge zunehmend Diskriminierung und Hassverbrechen ausgesetzt. EU-weit sind 80 Prozent der Befragten der Auffassung, dass Antisemitismus in den vergangenen fünf Jahren zugenommen hat, wie die EU-Agentur für Grundrechte mitgeteilt hatte. In Deutschland lag dieser Wert unter den erfassten Ländern am höchsten. Hier gaben 86 Prozent der Befragten an, dass Antisemitismus in den vergangenen fünf Jahren zugenommen habe.

Die Hälfte der in Deutschland lebenden Jüdinnen und Juden (51 Prozent) hat daher laut dem Bericht in den vergangenen fünf Jahren in Erwägung gezogen, das Land zu verlassen. Im EU-Durchschnitt zogen 45 Prozent der Befragten diesen Schritt in Betracht.

Dieses ausgebrannte Haus im Kibbuz Nir Oz zeigt die Zerstörungswut der Hamas.  / © Amir Cohen (privat)
Dieses ausgebrannte Haus im Kibbuz Nir Oz zeigt die Zerstörungswut der Hamas. / © Amir Cohen ( privat )

Die Befragung wurde vor dem Angriff der palästinensischen Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 vorgenommen.

Den Angaben zufolge nahmen 8.000 Juden über 16 Jahren von Januar bis Juni 2023 an der Online-Umfrage teil. In Deutschland beteiligten sich 892. Die jüdische Bevölkerung hierzulande schätzt die Grundrechte-Agentur auf 171.500 Menschen.

Starke Zunahme von Antisemitismus an Schulen

Der Terror der Hamas in Israel heizt offenbar auch Konflikte auf deutschen Schulhöfen an. Seit dem Terrorkrieg der Hamassei an Schulen eine starke Zunahme von antisemitischen, israelfeindlichen und islamistischen Parolen zu beobachten, sagte die Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, Ferda Ataman, der Zeitung "Tagesspiegel". "Antisemitische Einstellungen und Verschwörungsmythen sind leider auch in muslimischen Communities weit verbreitet", so Ataman.

Die Publizistin Ferda Ataman nach ihrer Wahl zur Unabhängigen Bundesbeauftragten für Antidiskriminierung im Deutschen Bundestag. Ataman will Sonderregelungen für kirchliche Arbeitgeber einschränken. / © Bernd von Jutrczenka (dpa)
Die Publizistin Ferda Ataman nach ihrer Wahl zur Unabhängigen Bundesbeauftragten für Antidiskriminierung im Deutschen Bundestag. Ataman will Sonderregelungen für kirchliche Arbeitgeber einschränken. / © Bernd von Jutrczenka ( dpa )
Quelle:
KNA