Herz von Carlo Acutis kommt nach Deutschland

"Echtes Vorbild" für junge Menschen

Reliquienverehrung war im Mittelalter und im Barock ein großes Thema für Gläubige. Das kann es heute offenbar auch noch sein. Ein Münchner Pfarrer berichtet von Anfragen aus ganz Deutschland für Reliquien des Teenagers Carlo Acutis.

Reliquie von Carlo Acutis / © Bob Roller/CNS Photo (KNA)
Reliquie von Carlo Acutis / © Bob Roller/CNS Photo ( KNA )

Ende 2020 wurde der 2006 verstorbene italienische Teenager Carlo Acutis von der katholischen Kirche seliggesprochen. Seither ruht sein Leichnam in einem Glasschrein in einer Kirche in Assisi. 

Sein Herz wurde in ein kostbares Reliquiengefäß gefasst und reist eine Woche durch Deutschland, die Niederlande und Belgien. Zum Auftakt am kommenden Sonntag wird es in der Heilig-Geist-Kirche am Münchner Viktualienmarkt erwartet.

Acutis starb mit 15 Jahren in Mailand an Leukämie und war ein großer Verehrer der Eucharistie. Seine Heiligsprechung ist bereits beschlossen, der Termin steht noch aus.

Münchner Pfarrer erwartet großen Andrang

Der Pfarrer von Heilig Geist, Daniel Lerch, sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), er rechne am Sonntag bei der Abendmesse mit großem Andrang. Es berühre ihn immer wieder zu erleben, "wie gerade Jugendliche nach einem Segen mit unserer Reliquie des Seligen Carlo fragen". 

Ein Junge betet vor einem Bild des seligen Carlo Acutis am 7. April 2022 in der Saint Rita of Cascia Church im Stadtteil South Bronx in New York City (USA). / © Gregory A. Shemitz/CNS Photo (KNA)
Ein Junge betet vor einem Bild des seligen Carlo Acutis am 7. April 2022 in der Saint Rita of Cascia Church im Stadtteil South Bronx in New York City (USA). / © Gregory A. Shemitz/CNS Photo ( KNA )

Seit einigen Jahren werde im nicht mehr benötigten Tabernakel eines Seitenaltars in Heilig Geist eine Reliquie aus Carlos Haaren aufbewahrt und nach Wunsch einzelnen Gläubigen zum Segen auf den Kopf gelegt.

Der frühere Diözesanjugendseelsorger berichtete, wie sich seit drei Jahren in seiner Pfarrei eine Anbetungsgruppe formiere. Die 133 Mitglieder seien meist jung und hätten sich verpflichtet, jede Woche eine Stunde dafür einzusetzen. Den Seligen Carlo hätten sie zu ihrem Patron erwählt.

"Er hat auch gern Playstation gezockt"

Lerch sagte, der "seiner Heiligsprechung harrende" Italiener sei für junge Menschen ein "echtes Vorbild", weil er so nah an ihrer Lebenswirklichkeit sei. "Er hat auch gern Playstation gezockt und Fußball gespielt, von solchen Heiligen haben wir nicht so viele", sagte der Pfarrer. 

Aus ganz Deutschland habe er Anfragen von Menschen erhalten, die sich am Sonntag mit der Herzreliquie einzeln segnen lassen wollten. Dies sei ab 19 Uhr möglich. Der Geistliche fügte hinzu, niemand sei zur Verehrung von Reliquien verpflichtet. Er selbst richte sich dabei an den Bedürfnissen einzelner Gläubiger aus.

Am Montag wird der Transporteur der Herzreliquie, Pater Marco Gaballoaus Assisi, nach Kloster Weltenburg weiterreisen. An den Feierlichkeiten dort will sich auch der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer beteiligen. Weitere Stationen in Deutschland sind die Clemens-Kirche in Berlin, der Kölner Dom sowie die Kirche Heiligkreuz Neugraben in Hamburg.

Was sind Reliquien?

Reliquien - vom lateinischen "reliquiae" abgeleitet - sind die sterblichen Überreste von als heilig verehrten Personen. Primäre Reliquien sind dabei die Leichname von Seligen oder Heiligen, größere Körperteile von diesen oder die komplette Asche ihrer verbrannten Körper.

Ein Reliquiar in Gestalt einer Reliquienprozession aus dem Jahr 1893 / © Oliver Berg (dpa)
Ein Reliquiar in Gestalt einer Reliquienprozession aus dem Jahr 1893 / © Oliver Berg ( dpa )
Quelle:
KNA