Forderung nach gesicherter Religionsausübung für Schiiten

"Lange Tradition bewahren"

Die Blaue Moschee in Hamburg gilt als verlängerter Arm des iranischen Regimes in Deutschland. Nach dem Verbot des dortigen Islamischen Zentrums sorgt sich der Zentralrat der Muslime um die Religionsausübung der Schiiten.

Muslime im Gebet / © ESB Professional (shutterstock)

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland zeigt Verständnis für das Vorgehen der Behörden gegen das Islamische Zentrum Hamburg und die damit verbundenen Moscheen im gesamten Bundesgebiet. Zugleich sprach sich der Dachverband am Donnerstag in Köln dafür aus, dass "die lange Tradition des schiitischen Lebens in Deutschland" bewahrt werden müsse.

"Es gehört zur Aufgabe eines demokratischen Staates, sich wehrhaft gegen jede Form des Extremismus zu erweisen", erklärte der Dachverband. Dem Islamischen Zentrum Hamburg stünden alle rechtsstaatlichen Mittel zu Verfügung, um gegen das Verbot vorzugehen. Die Mitgliedschaft des Zentrums im Zentralrat war seit den Razzien und Einleitung des Verbotsverfahrens im November satzungsgemäß ausgesetzt worden.

Eingriff in die Autonomie einer Religionsgemeinschaft

Der Zentralrat sprach von einem "sehr weitreichenden Eingriff in die Autonomie der Religionsgemeinschaft". Bei vielen Muslimen herrsche große Verunsicherung. Deshalb müsse das Augenmerk von Politik und Gesellschaft jetzt darauf gerichtet sein, "die vorhandene Infrastruktur für tausende schiitische Muslime aufrechtzuerhalten", erklärte der Zentralrat. 

Er sucht nach eigenen Angaben dazu das Gespräch mit Innenministerin Nancy Faeser (SPD), um Lösungen für die vielen Gläubigen zu finden, die jetzt ihre Gotteshäuser verloren haben.

Das Bundesinnenministerium hatte am Mittwoch das Islamische Zentrum Hamburg als extremistische islamistische Organisation verboten. Polizisten durchsuchten die "Blaue Moschee" in Hamburg und Objekte in sieben weiteren Bundesländern. Iran bestellte den deutschen Botschafter ein.

Zentralrat der Muslime

Von den etwa vier Millionen in Deutschland lebenden Muslimen ist nur ein Teil in religiösen Gemeinden oder Vereinen organisiert. Religiöse Gemeinschaften müssen keine Mitgliederzahlen nennen - eine exakte Übersicht gibt es nicht.

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland mit Sitz in Köln ist der bekannteste der Verbände. Er hat 24 muslimische Organisationen als Mitglieder. Unter den Dachverbänden gehört er aber zu den kleinen - mit 300 Moscheegemeinden und 15 000 bis 20 000 Mitgliedern. Damit vertritt er eine Minderheit der Muslime in Deutschland. (dpa)

Symbolbild Islam / © okanozdemir (shutterstock)
Quelle:
KNA