Kardinal Hollerich schwärmt von Ministrantenwallfahrt in Rom

"Ich freue mich auf diese Kirche der Zukunft"

70.000 Ministranten feiern in Rom Leben und Glauben auf der Ministrantenwallfahrt. Kardinal Jean-Claude Hollerich berichtet von interessanten Fragerunden, der Papst-Audienz und über Impulse der Jugend für die Weltsynode.

Autor/in:
Hilde Regeniter
Kardinal Jean-Claude Hollerich / © Julia Steinbrecht (KNA)
Kardinal Jean-Claude Hollerich / © Julia Steinbrecht ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wie war das für Sie in diesen letzten Tagen mit diesen vielen jungen Ministrantinnen und Ministranten in Rom?

Kardinal Jean-Claude Hollerich (Erzbischof von Luxemburg und Präsident des Internationalen Ministrantenbundes): Es war ganz fantastisch. Vor allem die Papst-Audienz. Die jungen Leute kamen ja in großer Hitze auf dem Petersplatz. Aber das hat der Stimmung keinen Abbruch getan. Die Leute waren froh, Kirche zu sein, froh, zusammen da zu sein. 

Und als der Papst dann ankam, war natürlich die Stimmung perfekt. Er hat sich viel Zeit genommen, durch die Menge zu fahren. Er hat auch ein paar Worte Deutsch gesprochen, was die Leute sehr gefreut hat. Und man hat ihm angesehen, wie froh er war, mit den Ministrantinnen und Ministranten auf dem Platz zu sein.

XIII. internationale Ministrantenwallfahrt nach Rom / © Maximilian von Lachner (DBK)
XIII. internationale Ministrantenwallfahrt nach Rom / © Maximilian von Lachner ( DBK )

DOMRADIO.DE: Sie selbst hatten natürlich auch ganz viele Berührungspunkte und haben zum Beispiel ein Gesprächsformat angeboten "Ask the bishop - Frag den Bischof". Da haben Sie sich den Fragen der jungen Leute gestellt. Was wollten die denn zum Beispiel von Ihnen wissen?

Hollerich: Das waren sehr viele persönliche Fragen, auf die ich sehr gerne antwortete. Wenn man alt ist - und das ist ein Bischof ja meistens -, dann sieht man auch sein eigenes Leben in einem anderen Licht. Und man kann auch darüber sprechen, man kann das mitteilen, auch um anderen Leuten auf ihrem eigenen Lebensweg zu helfen. Es gab auch ein paar kritische Fragen, aber das war nicht die Mehrheit der Fragen.

DOMRADIO.DE: Sind Sie diesen direkten Austausch mit den jungen Menschen gewohnt?

Hollerich: Ich bin natürlich immer mit den Jugendlichen aus Luxemburg im Gespräch. Von ihnen waren auch keine bei "Ask the bishop". dabei, weil die können mich ja immer etwas fragen. Die müssen nicht dafür nach Rom fahren.

Kardinal Jean-Claude Hollerich

"Das Zentrum der Kirche sind die Leute und auch die Jugend."

DOMRADIO.DE: Würden Sie sagen, dass Sie persönlich in diesen letzten Tagen noch einmal etwas neu verstanden haben?

Hollerich: Ja, ich habe verstanden, dass das Zentrum der Kirche nicht der Klerus ist und ich schließe da auch die professionellen Laien ein. Das Zentrum sind die Leute und auch die Jugend. Und die Jugend sucht nach Gott. Die Jugend ist offen für Gott, für Jesus Christus, für das Evangelium. 

XIII. internationale Ministrantenwallfahrt nach Rom / © Maximilian von Lachner (DBK)
XIII. internationale Ministrantenwallfahrt nach Rom / © Maximilian von Lachner ( DBK )

Ich glaube, dass wir uns viel mehr auf die Leute einstellen müssen, viel mehr auf die Leute zugehen müssen. Nicht mit diesem Dozieren, von dem wir glauben, dass die Leute es hören wollen oder daran interessiert sind. Wir sollten wirklich von ihren Fragen in ihrem Leben ausgehen.

DOMRADIO.DE: Sie sind Generalrelator der Weltsynode, die im Oktober in Rom stattfinden wird. Wenn Sie das im Hinterkopf haben und dann diese vielen engagierten Ministrantinnen und Ministranten sehen, was macht das mit Ihnen? Macht Ihnen das auch ein bisschen Mut?

Kardinal Jean-Claude Hollerich

"Das ist die Kirche von heute, aber diese jungen Leute werden auch die Kirche von morgen sein."

Hollerich: Das macht mir sehr viel Mut. Man ist ja Ministrant eigentlich aufgrund der Taufe. Die Ministranten vertreten das Volk Gottes, alle Getauften im Gottesdienst und sie tun das mit Engagement. Die machen das gerne. 

Sie haben manchmal eine Tiefe an Glauben, die ich gar nicht erwartet hätte. Das ist die Kirche von heute, aber diese jungen Leute werden auch die Kirche von morgen sein. Und ich spüre da ein großes Engagement, eine Liebe zu Gott und zu den Menschen. Ich freue mich auf diese Kirche der Zukunft.

DOMRADIO.DE: Werden Sie von diesen Begegnungen mit den jungen Leuten, deren Fragen, deren Enthusiasmus, deren Engagement, deren Glauben jetzt auch etwas mitnehmen in die Weltsynode?

Hollerich: Ich bin ja nicht der Einzige, der diese Erfahrungen macht. Ich glaube, dass wir Bischöfe, die wir uns nicht nur mit den Ministranten treffen, sondern mit Jugendlichen aus der Heimatdiözese, diese Erfahrung machen. Der Papst spricht ja immer von einer Bekehrung zur Synodalität hin. Ich glaube, dass das stimmt. 

Es ist eine andauernde Bekehrung, wenn man sich wirklich Mühe gibt, den Leuten zuzuhören. Aber eine Bekehrung ist ja nicht ein Akt der Abtötung, sondern sie mündet ein in die Freude des Evangeliums. Ich glaube, das konnte ich hier erfahren. 

Das bestärkt mich, dass ich selbst auch Bekehrung immer wieder brauche, auch als Bischof, auch als Kardinal. Und dass wir unterwegs sind mit der Kirche, mit dem ganzen Volk Gottes. Es ist einfach schön, dazugehören zu dürfen. Als Bischof, als Priester, als Engagierter in der Kirche. Und das ist wirklich etwas so Wertvolles! Ich staune immer über dieses Geschenk, das Gott einem macht.

Das Interview führte Hilde Regeniter. 

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Papst empfängt Zehntausende Ministranten (2018) / © Agenzia Romano Siciliani (epd)
Papst empfängt Zehntausende Ministranten (2018) / © Agenzia Romano Siciliani ( epd )
Quelle:
DR