Grabungsstelle unter Aachener Domgelände droht der Zerfall

Verregnete Aussichten

Über Jahrhunderte blieben die Grabungen unter der Taufkapelle des Aachener Doms unbeschädigt. Nun droht den archäologischen Funden die Zerstörung durch Regen und Feuchte. Dombaumeister Richarz und Archäologen wollen das verhindern.

Der Aachener Dom vor grauem Wolkenhimmel / © Julia Steinbrecht (KNA)
Der Aachener Dom vor grauem Wolkenhimmel / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Experten befürchten den Zerfall einer Grabungsstelle unter der Taufkapelle des Aachener Doms. "Diese Grabung erzählt Stadtgeschichte an einer sehr markanten Stelle, deshalb müssen wir uns jetzt die Zeit nehmen und aufpassen, dass sie nicht für immer verschwindet", erklärte Aachens Stadtarchäologe Andreas Schaub am Dienstag.

Laut dem katholischen Bistum Aachen ist der Starkregen der vergangenen Monate Ursache für die Schäden. Unter der Kapelle, einem Barockbau gut 30 Meter vor dem Domportal, befänden sich bauliche Überreste von der Römerzeit bis in die Neuzeit.

Niederschlag und Luftfeuchte

Über Jahrhunderte hätten die Funde unter dem Dom die Zeit unbeschadet überstanden. Dazu gehören nach Angaben des Bistums Fundamente, Fußböden und Estrichreste. Für Archäologen sei der nicht öffentlich zugängliche Bereich ein wichtiges Schaufenster in die Vergangenheit.

Laut Dombaumeister Jan Richarz haben sich besonders in den vergangenen acht Monaten besorgniserregende Zersetzungsspuren gebildet: "Wegen der starken Niederschläge und der dauerhaft viel zu hohen Luftfeuchtigkeit hat sich die Substanz seitdem so schnell aufgelöst, dass man die Schichten aktuell nicht mehr voneinander unterscheiden kann." Herabgefallene Steine oder Sandsteinstaub auf dem Boden der Stätte unterstrichen das Problem.

Den Zerfall verhindern

Um den Bereich für die Zukunft zu sichern, arbeitet Richarz mit Schaub und dem Archäologischen Arbeitskreis Aachen zusammen. Zuerst soll die Grabungsstelle gereinigt werden. Anschließend soll sie fotografisch dokumentiert, eventuell als 3D-Aufnahme gescannt und mit alten Bestandsaufnahmen verglichen werden. Damit ließen sich mögliche Fehlstellen im Fundbestand erkennen.

Über bauliche Eingriffe zur langfristigen Erhaltung sollen Experten der Landesbehörden und des Landschaftsverbands Rheinland sowie der Unteren Denkmalbehörde der Stadt später beraten. Termine seien vereinbart. "Wir warten jetzt ab, sammeln Erkenntnisse und überlegen dann, was das Beste ist, um das historische Schaufenster zu retten", sagte Richarz.

Weltkulturerbe der Unesco

Die UN-Kulturorganisation Unesco verzeichnet auf ihrer Welterbeliste über 1.000 schützenswerte Natur- und Kulturstätten in über 100 Ländern. Deutschland hat mehr als 40. Dazu gehören der Kölner und der Aachener Dom, die Altstadt Lübecks, Schlösser und Parks in der Region Potsdam-Berlin, die Klosteranlage Maulbronn, das Bauhaus und seine Stätten in Weimar und Dessau, der Industriekomplex Zeche Zollverein in Essen, das Wattenmeer, alte Buchenwälder in Deutschland oder die Hamburger Speicherstadt.

UNESCO Hauptquartier in Paris / © Pompidu (shutterstock)
UNESCO Hauptquartier in Paris / © Pompidu ( shutterstock )
Quelle:
KNA