Cannabis-Anbau kann man jetzt auch studieren

"Kritische Entwicklung von Drogenkonsum"

Die Teillegalisierung von Cannabis sorgt weiter für Diskussionen. In Erfurt kann man Cannabis-Anbau studieren, Caritas-Präsidentin Welskop-Deffaa hält das Cannabisgesetz hingegen für "vermurkst". Es müsse schnell etwas geschehen.

Symbolbild Cannabis / © Feelimage (shutterstock)

Seit dem 1. April ist der private Konsum von Cannabis teilweise erlaubt - und das wirkt sich offenbar positiv auf das Interesse am Gartenbau aus. "Nach der Teillegalisierung von Cannabis sahen wir ein wachsendes Interesse an professionellem Anbau", sagte der Leiter der Studiengangs "Gärtnerischer Pflanzenbau" an der Fachhochschule Erfurt, Wim Schwerdtner, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Ab dem kommenden Wintersemester können sich Erstsemester des Bachelorstudiengangs dort auf Cannabisanbau spezialisieren. Im dritten Semester lernen sie, wie sich die Pflanzen züchten und vermehren lassen; Praktika können sie bei Hanfbauern machen. Bislang gibt es in Deutschland an staatlichen Hochschulen keine spezielle Ausbildung. "Wir wollen diese nun auf eine wissenschaftliche Ebene stellen und Standards entwickeln", so Schwerdtner.

Für Profi-Anbau gelten strenge Auflagen

Hanf wurde als Kulturpflanze auf heute deutschem Gebiet schon im Mittelalter angebaut - damals noch als Material für die Herstellung von Textilien. Ab dem 18. Jahrhundert ging der Anbau zurück. Cannabis fand in der Medizin weiterhin Verwendung als Arzneimittel, geriet aber als Rauschmittel immer mehr in Verruf. 1929 wurde Cannabis schließlich verboten. Seit 1996 dürfen Landwirte in Deutschland Industriehanf anbauen - unter strengen Auflagen: Erlaubt sind nur Sorten mit einem geringem THC-Wert.

In Deutschland sieht Schwerdtner gute Anbaubedingungen. "Hanf hat sehr geringe Ansprüche, wächst schnell und mag am liebsten mittelschwere Böden", erklärte er. "Er verträgt keine Staunässe, kann keinen Frost ab. Aber man kann eigentlich nicht viel falsch machen."

Eva-Maria Welskop-Deffaa / © Gordon Welters (KNA)
Eva-Maria Welskop-Deffaa / © Gordon Welters ( KNA )

Caritas sieht "vermurkste" Reform

Derweil rief die Caritas dazu auf, Jugendliche besser über die Gefahren von Cannabiskonsum aufzuklären. "Diese Reform ist gründlich vermurkst worden", kritisierte Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa im KNA-Interview. "Es ist problematisch, dass Jugendliche erleben, dass Cannabis in ihrem Umfeld von Erwachsenen legal konsumiert wird, ohne dass das fortbestehende Verbot für Jugendliche ausreichend erklärt wird."

Für den Privatgebrauch dürfen Erwachsene seit dem Frühjahr bis zu drei Pflanzen zu Hause anbauen. Digitale Beratung zu diesem Thema reicht laut Welskop-Deffaa nicht aus, "gerade im Umfeld einer insgesamt sehr kritischen Entwicklung des Drogenkonsums".

Die Teillegalisierung von Cannabis war am 1. April in Kraft getreten. Seither können Erwachsene bestimmte Mengen der Drogen besitzen und konsumieren. Anbauvereinigungen sind seit dem 1. Juli erlaubt. Laut Gesetz ist für Erwachsene der Besitz von 25 Gramm Cannabis im öffentlichen und 50 Gramm im privaten Raum erlaubt. Ebenso sind Cannabis-Clubs für Anbau und Weitergabe erlaubt. Für Minderjährige bleibt der Konsum verboten.

Caritas Deutschland

Der Deutsche Caritasverband (DCV) ist der größte Wohlfahrtsverband Europas. Die Dachorganisation katholischer Sozialeinrichtungen setzt sich für Menschen in Not ein. Mit rund 690.000 hauptamtlichen Mitarbeitern - 80 Prozent sind Frauen - ist die Caritas zudem der größte private Arbeitgeber in Deutschland. Der Begriff "caritas" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Nächstenliebe. Sitz des 1897 gegründeten Verbands ist Freiburg. Wichtige Bedeutung haben die Büros in Berlin und Brüssel.

Hinweisschild der Caritas / © Michael Althaus (KNA)
Hinweisschild der Caritas / © Michael Althaus ( KNA )
Quelle:
KNA