Der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hat vor Verbrüderung einander eigentlich fern liegender Gruppierungen im Antisemitismus gewarnt. "Es gibt Allianzen zwischen Rechtsextremen und Linksextremen, zwischen Islamisten und vermeintlich progressiven Gruppen", sagte er der Zeitung "Die Welt" (Freitag).
Den Rechtsextremismus, Islamismus und türkischen Nationalismus vereine etwa die Ablehnung der Errungenschaften der modernen, westlichen Welt. Beispielsweise gehe es dabei um konservative Familienbilder, die Ablehnung von LGBTQ-Rechten oder Feminismus und den Hass auf Israel und die Juden, so Klein.
Simple Einteilung in Täter und Opfer
Klein zeigte sich schockiert über das Ausmaß der pro-palästinensischen Kundgebungen an Hochschulen. "Was an den Universitäten geschieht, lässt sich als eine fehlgeleitete Langzeitwirkung der sogenannten postkolonialen Theorie deuten, deren Vertreter häufig eine simple Einteilung in Täter und Opfer vornehmen, wobei sie in den Juden immer den Täter und in den Palästinensern grundsätzlich die Opfer sehen", so Klein. Diese Weltanschauung reiche mehr und mehr bis in die bürgerliche Mitte der Gesellschaft.
Klein warnte davor, dass junge Menschen mit diesen Positionen den Islamismus stärken. So begriffen Jugendliche die Konsequenzen ihres Tuns nicht und nähmen nicht wahr, instrumentalisiert zu werden. "Im Grunde sind sie naiv, so naiv, dass sie sich auf der moralisch richtigen Seite wähnen, was sie nicht sind."
Klein sagte, auch ihm gehe das Leid der palästinensischen Bevölkerung im Gazastreifen nahe. Es sei aber eine "ideologische Verzerrung", in den Israelis Täter zu sehen, nach allem, was am 7. Oktober geschah. Bei dem Angriff der islamistischen Hamas auf Südisrael am 7. Oktober 2023 wurden nach israelischen Angaben rund 1170 Personen getötet, die Mehrheit von ihnen Zivilisten. Seitdem gab es in Deutschland mehr Antisemitismus und entsprechende Straftaten.