Diakonie-Präsident betont die Bedeutung der Landtagswahlen

"Zu wichtig für Denkzettel"

Der Präsident der Diakonie Deutschland, Rüdiger Schuch, hat auf die Bedeutung der Sozialpolitik hingewiesen. Sie sei "wichtiger denn je", sagte er. Wo soziale Probleme ungelöst bleiben, hätten es extreme politische Kräfte leichter.

Hinweisschild zu einem Wahllokal / © Matthias Bein (dpa)
Hinweisschild zu einem Wahllokal / © Matthias Bein ( dpa )

Das sagte er bei einem "Demokratie-Dialog", der am Mittwochabend in der Leipziger Nikolaikirche von der Diakonie Deutschland und drei diakonische Landesverbände veranstaltet wurde. 

Diskutiert wurden soziale und gesellschaftliche Themen mit Blick auf die für September bevorstehenden Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg.

Diakoniepräsident Rüdiger Schuch / © Thomas Meyer (Diakonie Deutschland)

Nach Ansicht von Schuch sind die Landtagswahlen "zu wichtig für Denkzettel". "Daher ist gute Information sehr wertvoll", sagte er. Gerade mit ihrer Sozialpolitik würden die Parteien tief in den Alltag der Menschen eingreifen. Eine "inklusive, vielfältige und solidarische Gesellschaft" sei Extremen ein Dorn im Auge.

Überzeugte AfD-Wähler als Mitarbeitende bei Diakonie nicht willkommen

Schuch hatte im Frühjahr in einem Interview gesagt, dass überzeugte AfD-Wähler nicht bei der Diakonie arbeiten könnten. Bei seinem Besuch in Leipzig betonte er nun: Die Menschen müssten bei der Diakonie "unbedingt das Gefühl und die Gewissheit haben, dass sie sich anvertrauen können". Dazu gehöre auch, dass sie angenommen werden, egal, woher sie kommen und wie sie sind.

"Wenn wir das nicht gewährleisten können, dann haben wir die Berechtigung für diakonisches Wirken verloren", sagte Schuch. Grundgedanke der Diakonie sei die Annahme eines jedes Menschen.

Beschäftigte mit radikalem Gedankengut seien nicht mehr in der Diakonie aufgehoben, sagte Schuch. Da müsse es auch arbeitsrechtliche Konsequenzen geben. Der Politikwissenschaftler Johannes Varwick lobte "den Mut, so klar in der Auseinandersetzung zu sein". Das sei vorbildlich. "Man kann die Dinge nicht einfach so laufen lassen", sagte er, sondern müsse klare Kante zeigen.

Weniger Vielfalt auf dem Land

Die Autorin und Regisseurin Grit Lemke sagte, Hass und Gewalt hätten längst System. Vieles, was gesellschaftlich engagierte Menschen gerade auf dem Land erlebten, würde gar nicht bekannt. Auch habe sich im ländlichen Raum Vielfalt viel weniger entwickeln können als etwa in großen Städten.

Der letzte Außenminister der DDR, Markus Meckel, stellte die Frage: "Sind wir bereit, Menschen zu unterstützen, mutig zu sein?" Auch er betonte: "Die soziale Frage ist der Boden dafür, Demokratie und Selbstbestimmung wachsen zu lassen."

Diakonie Deutschland

Die Diakonie ist der soziale Dienst der evangelischen Kirchen. Sie versteht ihren Auftrag als gelebte Nächstenliebe und setzt sich für Menschen ein, die am Rande der Gesellschaft stehen, die auf Hilfe angewiesen oder benachteiligt sind. Neben dieser Hilfe versteht sie sich als Anwältin der Schwachen und benennt öffentlich die Ursachen von sozialer Not gegenüber Politik und Gesellschaft. Diese Aufgabe nimmt sie gemeinsam mit anderen Spitzenverbänden der freien Wohlfahrtspflege wahr.

Diakonie (Symbolbild) / © Tobias Arhelger (shutterstock)
Diakonie (Symbolbild) / © Tobias Arhelger ( shutterstock )
Quelle:
epd