Das Klima für Kirchenvertreter und kirchliche Einrichtungen in Nicaragua wird immer rauer. Laut Angaben des Innenministeriums von dieser Woche wurde der Hilfsorganisation Caritas in der Diözese Matagalpa die Rechtsgrundlage entzogen. Neben der regionalen Caritas-Stelle wurde laut der Zeitung "La Prensa" weiteren 13 Nichtregierungsorganisationen die Arbeit untersagt.
Vorgehen gegen die Caritas in Matagalpa
Seit 2009 war die regionale Caritas eingetragen, nach eigenen Angaben förderte sie "die Entwicklung der abgelegensten Gemeinden im Departement Matagalpa, wobei den ärmsten Bevölkerungsschichten, denen es an grundlegender Infrastruktur fehlt, Priorität eingeräumt wurde: Gesundheit und Bildung".
Das Innenministerium wirft der Caritas vor, keine Finanzberichte für die Zeiträume 2020-2023 vorgelegt zu haben. Das ist in Nicaragua inzwischen die am häufigsten verwendete Begründung, um regierungskritische NGOs juristisch zu bekämpfen. Seit Ende 2018 wurden damit insgesamt mehr als 3.660 Organisationen aufgelöst, darunter Dutzende kirchliche Einrichtungen.
Das Vorgehen gegen die Caritas in Matagalpa, einer als Hochburg der Kritiker von Präsident Daniel Ortega bekannten Diözese, reiht sich ein in eine Serie neuer Einschüchterungen gegen die katholische Kirche in dem mittelamerikanischen Land.
Verhaftungen und Schikane gegen Kirche
Das Portal "Nicaragua Investiga" berichtete, mindestes drei Sicherheitskräfte in Zivil hätten versucht, Gottesdienste in der Kathedrale von Matagalpa zu unterbinden. Priestern werde untersagt, donnerstags und sonntags die Messe zu feiern, kritisierten demnach die Aktivistin Haydee Castillo und Anwältin Martha Patricia Molina.
"Wir sind informiert, dass die Polizei der Ortega-Diktatur im Moment das Verwaltungspersonal der Kathedrale in Matagalpa entführt hat und das vorhandene Geld zählt. Wir brauchen dringend Schutz", schrieb Castillo im Kurznachrichtendienst "X". Ein Priester, der sonntags trotzdem versuchte einen Gottesdienst zu feiern, sei am 11. August verhaftet worden. Auch zwei Frauen, die mit der Diözese zusammenarbeiteten, seien festgenommen worden.
Ex-Präsidentschaftskandidat Maradiaga hofft auf Papst Franziskus
Der inzwischen im Exil lebende nicaraguanische Ex-Präsidentschaftskandidat Felix Maradiaga hatte jüngst Papst Franziskus aufgefordert, sich öffentlich zur Lage in dem mittelamerikanischen Land zu äußern: "Wir glauben, dass der Papst mehr über das, was in Nicaragua geschieht, sprechen sollte", sagte Maradiaga in einem Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Miami.
"Meine erste Bitte ist, das katholische Volk Nicaraguas nicht zu vergessen, das heute zum Schweigen gezwungen ist. Es ist ein leidendes Volk, ein Volk ist, das in der Stille Widerstand leistet."
Die Katholiken im Land hätten sich entschieden, einen Weg der stillen Verweigerung gegenüber der linksgerichteten Diktatur zu gehen, indem sie die nicaraguanischen Kirchen füllen. "Die Form des Protestes ist das Gebet und das Füllen der Kirchen, aber diese Form des Protests muss von der Stimme des Papstes begleitet werden", sagte Maradiaga.
Verfolgung von Priestern und Ordensmitgliedern
Seine zweite Bitte sei, die Soziallehre der Kirche in Erinnerung zu rufen, in der die Solidarität mit den Unterdrückten und die Solidarität mit denen, die leiden, nicht von der pastoralen Mission getrennt sei. Mehrere katholische Orden seien aus dem Land vertrieben, mindestens drei religiöse Universitäten, darunter ein Priesterseminar und die Jesuitenuniversität UCA, seien geschlossen worden: "Wir sprechen von mindestens 80 Priestern, von denen wir wissen, dass sie ins Exil gezwungen wurden", sagte Maradiaga.
Die Angriffe der Diktatur von Präsident Ortega und seiner Frau und Vizepräsidentin Rosario Murillo speziell auf die katholische Kirche nehmen seit Jahren zu. Im Dezember 2023 wurde bereits der Bischof von Matagalpa, Rolando Alvarez, festgenommen und in einem Schauprozess zu 26 Jahren Haft verurteilt. Alvarez wurde schließlich im Januar 2024 nach Rom ausgewiesen, wo er heute im Exil lebt.