DOMRADIO.DE: Wie schwer fällt der Abschied nach 20 Jahren?
Pfarrer Ulrich Herz (Katholische Pfarrei St. Michael und Paulus, Velbert): Erstaunlich leicht. Die Erleichterung überwiegt den Schmerz. Der kommt erst später, wenn man merkt, was man vermisst. Ich denke da an die persönlichen Geschichten und Beziehungen. Da ahne ich schon, dass es nicht so leicht sein wird.
DOMRADIO.DE: Sie werden in Düsseldorf Pfarrvikar. Das ist eher die "zweite Reihe". Macht Ihnen das etwas aus?
Herz: Nein, ich wollte das so. Ich bin da Überzeugungstäter. Ich habe schon vor ungefähr sechs, sieben Jahren gefragt, ob es möglich wäre in die "zweite Reihe" zu kommen. Aber dann kamen Corona und viele andere Umwälzungen hier im Sprengel und im Erzbistum, die sich bis hierin fortsetzten, sodass es sich nicht ergab.
Jetzt, nachdem wieder ein bisschen Struktur hineingekommen ist, war der Zeitpunkt gut, sodass ich mich wieder daran erinnert habe. Auch die Arbeit im Hintergrund ist wichtig.
DOMRADIO.DE: Jetzt ziehen Sie zurück zu Ihren Anfängen in die Wohnung Ihrer verstorbenen Eltern. Was ist das für ein Gefühl?
Herz: Das ist ein eindrucksvolles Gefühl, weil es auch ein räumlicher Rückzug ist. Dazu kommt, dass der ganze Pröttel (Rheinisch Kram, wertloses Zeug, Anm. d. Red.) natürlich raus muss, weil nur eine Wohnungseinrichtung in die Wohnung passt. Das heißt, mit dem Umzug ist die Trennung von alten, gewohnten Schränken und anderen Möbeln verbunden.
DOMRADIO.DE: Trotz der vielen Trennung klingen Sie optimistisch.
Herz: Es macht mir Spaß. Es kann guttun, wenn man mal aufräumt, sowohl räumlich als auch geistig. Das ist jetzt bei mir angesagt.
DOMRADIO.DE: Für Pfarrer stellt sich so oder so die Frage, wo sie nach ihrem Dienst leben wollen. Beschäftigt das Thema viele Kollegen? Sprechen Sie da mal drüber?
Herz: Ich nehme an, dass es viele beschäftigt, aber im Klerus wird nicht offen darüber gesprochen. Nach meinem Dafürhalten hat da jeder Pfarrer seine persönliche Lösung. Aber die Frage wird zunehmend wichtiger werden, weil die Priester der großen Weihejahrgänge in das Ruhestandsalter kommen und aus dem aktiven Dienst verschwinden.
Die fragen sich dann natürlich auch, wo sie wohnen bleiben können. Einige haben auch Wohnungen in unmittelbarer Nähe zu ihrer früheren Tätigkeit. Da ist dann die Frage, ob sie dort einziehen dürfen, auch wenn sie dort ganz privat im Ruhestand leben würden. In meinem Fall ist der Umzug ja noch mit einer Aufgabe verbunden, sodass diese Frage später komplizierter zu beantworten sein wird.
DOMRADIO.DE: Wohnen denn die meisten Pfarrer in einem Pfarrhaus?
Herz: Ich glaube schon, dass die meisten in diesen alten Pfarrhäusern wohnen, wo auch die Büros und sonstige Sachen untergebracht sind. Das sind meistens Repräsentativbauten, die zur Zeit der Pfarrherrlichkeit um die 1910er-Jahre gebaut wurden.
Die Wohnung für den Pfarrer macht davon nur einen Teil aus. Der meiste Raum ist mit Büros usw. ausgefüllt, was als Pfarrer sehr praktisch ist, wenn man mal eben ins Büro kann. Die Fragen nach dem Wohnen und dem Residieren sind für Pfarrer sowieso zwei Sachen.
DOMRADIO.DE: Haben Sie für Ihre neue Wirkungsstätte als Pfarrvikar schon einen Vorsatz, was Sie als Erstes angehen möchten?
Herz: Nein, dafür kenne ich das Gebiet und die Menschen noch zu wenig. Daher werde ich mir zuerst anschauen, was alles dazu gehört und wo die Leute wohnen. Ein bisschen kenne ich Düsseldorf, aber hauptsächlich die Altstadt. Ich werde mir noch Friedrichstadt und Oberbilk genauer anschauen und gucken, wer da lebt, für den man da ist.
Das Interview führte Uta Vorbrodt.