Caritas rechnet mit Kürzungen in Freiwilligendienst

Wegen Haushaltskürzungen

Ob im Altenheim, im Naturschutz oder im Sport: Freiwilligendienste helfen allen Beteiligten. Die Nachfrage ist größer als das Angebot. Doch die Schuldenbremse könnte dafür sorgen, dass die Dienste gestutzt werden. 

Caritas Logo / © Michael Althaus (KNA)
Caritas Logo / © Michael Althaus ( KNA )

Als Reaktion auf Haushaltskürzungen müssen Deutschlands Wohlfahrtsverbände nach eigenem Bekunden die Plätze für Freiwilligendienste deutlich einschränken.  Der Deutsche Caritasverband teilte auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mit, dass bei Umsetzung der Einsparpläne bis zu 15 Prozent der Plätze wegfallen würden. 

Die Caritas vergibt derzeit jährlich rund 11.000 Plätze für Freiwilligendienste.  Der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband bietet für das kommende Jahr nur noch 5.217 Stellen für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) an, im Vorjahr gab es noch 5.660 Plätze, wie der "Spiegel" (Freitag) vorab berichtete.  

Eine Beraterin im Gespräch mit einer jungen Frau bei der gemeinsamen Schuldnerberatung von Caritas und Diakonie / © Harald Oppitz (KNA)
Eine Beraterin im Gespräch mit einer jungen Frau bei der gemeinsamen Schuldnerberatung von Caritas und Diakonie / © Harald Oppitz ( KNA )

Auch die Arbeiterwohlfahrt (AWO) kürzt demnach die Zahl der FSJ-Plätze, und zwar um 15 Prozent auf 2.100 Stellen. Beide Verbände wollten zudem keine neuen Verträge für den Bundesfreiwilligendienst schließen, erklärten sie dem Magazin. Auch hier seien die Kontingente "drastisch reduziert" worden. Zum Teil müssten sie motivierte Bewerber ablehnen.  

Sparmaßnahmen im Bundeshaushalt  

Hintergrund der Kürzungen sind Sparmaßnahmen im Bundeshaushalt für 2025. Die Ampelregierung kürzt dort nach aktueller Planung die Mittel für Programme wie den Bundesfreiwilligendienst oder das FSJ um ungefähr 40 Millionen Euro und damit um rund zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 

Welche Summe konkret im kommenden Jahr zur Verfügung stehen wird, wird aber erst nach dem Haushaltsbeschluss im Herbst feststehen. 

Ein junger Mann FSJ hilft einer Frau mit Demenz / © Friso Gentsch (dpa)
Ein junger Mann FSJ hilft einer Frau mit Demenz / © Friso Gentsch ( dpa )

Eine Sprecherin des Caritasverbandes sagte der KNA, den Trägern der Freiwilligendienste fehle Planungssicherheit: "Aber nur mit verlässlicher Finanzierung lassen sich die notwendigen Strukturen in den Einrichtungen der Träger auf Dauer halten. Dazu gehören insbesondere Personalstellen für die pädagogische Betreuung der jungen Menschen."   

"Die ständige Haushaltsunsicherheit ist fatal", kritisierte auch eine AWO-Sprecherin gegenüber dem "Spiegel": "Es braucht Planungssicherheit zu Beginn eines Jahres." Die Freiwilligendienste müssten pädagogisch vorbereitet und geeignete Bewerber gefunden werden. Lange Wartezeiten und unsichere Aussichten würden viele Freiwillige abschrecken.  

Kahlschlag befürchtet  

In den vergangenen Jahren hatten jeweils zwischen 80.000 und 100.000 Bundesbürger Freiwilligendienste wie den Bundesfreiwilligendienst, das FSJ oder "weltwärts" geleistet. Viele Träger wie das Deutsche Rote Kreuz, Diakonie und Caritas befürchten jetzt einen regelrechten Kahlschlag. 

Es könnten bis zu 30.000 Plätze für Freiwilligendienste wegfallen, rechnet der Paritätische Wohlfahrtsverband vor. Auch die Caritas spricht von insgesamt 25.000 bis 35.000 Plätzen. Zugleich sprechen sich etwa die Union und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für die Einführung eines Pflichtdienstes aus, der deutlich teurer werden dürfte. 

Die Caritas fordert deshalb stattdessen ein Recht auf einen Freiwilligendienst. Freiwilliges Engagement sei ein wichtiger Grundpfeiler einer demokratischen Gesellschaft. Es ermögliche jungen Menschen zudem eine Zeit der Orientierung, in der sie soziale oder ökologische Berufe intensiv kennen lernen könnten.

Bundesfreiwilligendienst

Der Bundesfreiwilligendienst ist der Nachfolger des Zivildienstes. Der größte Unterschied zum Pendant der einstigen Wehrpflicht: Das BFD-Angebot richtet sich an alle - Frauen und Männer, Junge und Alte, Deutsche und Ausländer. Seit Juli 2011 können sie eine Zeit lang in Krankenhäusern oder Behindertenheimen, aber auch im Bildungs-, Sport- oder Kulturbereich mitarbeiten und sich so für eine menschenfreundliche Zivilgesellschaft einsetzen.

Bundesfreiwilligendienst / © Jens Kalaene/dpa-Zentralbild (dpa)
Bundesfreiwilligendienst / © Jens Kalaene/dpa-Zentralbild ( dpa )
Quelle:
KNA