Papst Franziskus hat das staatliche Verbot der mit Moskau verbundenen orthodoxen Kirche in der Ukraine scharf kritisiert. Beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz in Rom sagte er vor Tausenden Pilgern, angesichts der "unlängst verabschiedeten Gesetze in der Ukraine" fürchte er um die Religionsfreiheit.
Beten sei kein Verbrechen, betonte der Papst. Wer ein Verbrechen gegen sein eigene Volk begehe, mache sich aus diesem Grund strafbar, aber niemand könne ein Verbrechen begehen, indem er bete. Man solle jeden Menschen, der beten wolle, beten lassen, und zwar in der Kirche, die er als seine Kirche ansehe. "Bitte, keine christliche Kirche sollte direkt oder indirekt verboten werden", so der Papst. "Kirchen sind unantastbar!", rief er abschließend unter dem Beifall der Anwesenden.
Kirche sei Werkzeug der Militarisierung
Noch am Freitag hatte das Oberhaupt der größten mit Rom verbundenen Kirche in der Ukraine, Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, das neue Gesetz verteidigt. Das Oberhaupt der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche erklärte, Russland habe die mit Moskau verbundene Kirche in der Ukraine als ein Werkzeug der Militarisierung benutzt.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj unterzeichnete das am 20. August vom Parlament in Kiew verabschiedete Gesetz am Samstag. Es verbietet faktisch die russisch-orthodoxe Kirche auf ukrainischem Gebiet.
Erstmals ging der Papst in seiner Ansprache am Sonntag auch auf die militärischen Vorstöße der Ukraine auf russischem Territorium ein. Er sagte: "Ich verfolge weiter mit Schmerzen die Kampfhandlungen in der Ukraine und in der Russischen Föderation." Üblicherweise ruft der Papst bei dieser Gelegenheit meist zum "Gebet für das gemarterte ukrainische Volk" auf.