Pilgerexpertin erklärt Bedeutung des Pilgerbegleiters

"Dem Pilgern einen spirituellen Sinn verleihen"

Es gibt Menschen, die sich nicht trauen alleine zu pilgern. Andere wünschen sich eine spirituelle Begleitung. Pilgerexpertin Beate Steger erklärt, was die ausgebildete Pilgerbegleitung ausmacht und welche Voraussetzungen nötig sind.

Symbolbild Pilger unterwegs / © Dmitry Molchanov (shutterstock)
Symbolbild Pilger unterwegs / © Dmitry Molchanov ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Welche Voraussetzungen muss man mitbringen, wenn man Pilger begleiten möchte? 

Beate Steger (DR)
Beate Steger / ( DR )

Beate Steger (Pilgerexpertin): Am besten ist es, wenn man selbst schon einmal gepilgert ist. Wenn man weiß, wie man sich dabei fühlt, was die Schwierigkeiten sind und auch, was beim Pilgern emotional hochkommen kann. 

Es ist auch nicht schlecht, wenn man schon einmal mit Menschen oder Gruppen unterwegs war und christlich zu sein, oder einer Religionsgemeinschaft anzugehören, ist auch nicht verkehrt.

DOMRADIO.DE: Könnte denn sonst jeder, der beispielsweise katholisch oder evangelisch ist, Pilgerbegleiter werden? 

Steger: Ja, natürlich. Es gibt Angebote von den Sankt-Jakobus-Gesellschaften, oder von kirchlichen Einrichtungen. Die richten sich an Menschen christlichen Glaubens. Ob man Katholik oder Protestant ist, ist dabei ganz egal. 

DOMRADIO.DE: Sind ausgebildete Pilgerbegleiter so etwas wie Seelsorger? 

Beate Steger

"Gespräche können ja auch Seelsorge sein."

Steger: Sie haben schon auch Ideen oder Erfahrungen, die sie als Impulse mit auf den Weg geben können, und Gespräche können ja auch Seelsorge sein. 

Vor allem dann, wenn die Pilger an den Punkt kommen, an dem sie sich die Fragen nach Gott und der Welt stellen, werden sie ein Stück weit seelsorgerisch tätig. Ein bisschen werden sie also vielleicht schon Seelsorger. 

DOMRADIO.DE: Was würden Sie zu den Aufgaben eines Pilgerbegleiters zählen? 

Steger: Wenn man einen Pilgerweg vorbereitet, übernimmt man natürlich auch die Streckenführungen, sodass die Strecken für die Gruppen machbar sind. Es gibt da Pilgerbegleiter, die machen eher sportliche Varianten, bei denen man seinen Rucksack selbst trägt, in dem viel Gepäck ist, mit dem man viele Kilometer macht. 

Und es gibt andere Pilgerbegleiter, die eher moderate Routen organisieren. Dann streut man Impulse ein, so, dass man nicht permanent nur geht, sondern auch zwischendurch anhält, um das Pilgern zu reflektieren und Zeiten der Stille zu erfahren. Manche laufen eine Zeit lang schweigend, sodass sie in der Zeit nur in sich hineinhören.

DOMRADIO.DE: Sind Pilgerbegleiter gedacht für Menschen, die sich das Pilgern alleine nicht zutrauen oder für Menschen die es einfach nicht schaffen würden alleine zu Pilgern, wie alte oder blinde Menschen?

Beate Steger

"Hauptsächlich ist der Pilgerbegleiter für Menschen da, die nicht alleine pilgern wollen."

Steger: Gerade für Menschen, die sich den Weg alleine nicht zutrauen, ist Pilgerbegleitung gut. Für Menschen mit irgendeiner körperlichen Beeinträchtigung gibt es spezielle Programme. 

Hauptsächlich ist der Pilgerbegleiter für Menschen da, die nicht alleine pilgern wollen, oder für Menschen, die auf dem Pilgerweg geistliche Impulse haben möchten. Der Pilgerbegleiter sorgt ein bisschen dafür, dass man dem Pilgern einen religiösen, spirituellen Sinn verleiht. 

DOMRADIO.DE: Was muss man machen, um Pilgerbegleiter zu werden? Gibt es eine Ausbildung mit speziellen Bereichen? 

Steger: Solche Ausbildungen werden deutschlandweit, aber auch in Österreich und der Schweiz angeboten. Ich kenne eine Ausbildung der evangelischen Kirche in Württemberg, von der weiß ich, dass drei Module ausgebildet werden, für die man sich ein paar Tage in einem Kloster trifft. Dieses Kloster ist auf einem Jakobsweg gelegen. 

Man geht immer wieder gemeinsam Abschnitte dieses Weges, beginnt mit Grundlagen und hat dann ein paar Praxistage, an denen man das Gelernte auch gleich umsetzen kann; zum Beispiel, wie man eine Gruppe führt. 

DOMRADIO.DE: Ist das ein Ehrenamt oder verdienen Pilgerbegleiter damit auch Geld?

Steger: Es gibt beides. So wie sich das die Sankt-Jakobus-Gesellschaften oder viele kirchliche Einrichtungen gedacht haben, ist es eigentlich ein Ehrenamt. Es gibt aber auch Menschen, die noch andere Ausbildungen gemacht haben und zum Beispiel als Coach arbeiten, um das professionell anzubieten. Die kümmern sich dann aber auch um die gesamte Reiseplanung. Das kostet dann auch Geld.

DOMRADIO.DE: Das funktioniert inzwischen teilweise auch digital. 

Beate Steger

"Ich habe selber auch schon solche Seminare gegeben."

Steger: Das sind dann aber eher Informationsveranstaltungen. Ich habe selber auch schon solche Seminare gegeben, speziell für Frauen. Das nannte sich: "Ich würde so gern und trau mich nicht." Ich habe zwar keine Pilgerbegleitausbildung, aber diesen Vortrag konnte ich aus meiner Erfahrung heraus halten, gerade wegen dieses Frauen-Pilgerwegs, den ich in Württemberg und in Baden mitgestalte.

Das Interview führte Dagmar Peters.

Quelle:
DR