Wenn sich der Glaube an eine Schöpfung von Natur, Welt und Kosmos auf moralische Appelle beschränke, "verliert er seine geistliche Ausrichtung", sagte der Ordinarius für Systematische Theologie an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Zum Thema veröffentlichte er im Mai das Buch "Vergängliche Schöpfung" in der Evangelischen Verlagsanstalt Leipzig. Körtner würdigte das bisherige umweltethische Engagement der Kirchen, das abgesehen von einer schon immer vorhandenen Schöpfungsfrömmigkeit bis zum Anfang der 1980er Jahre zurückreiche:
"Kirchliche Gruppen waren in der Umweltschutzbewegung auch international wahrgenommene Organisationen oder Pressure Groups."
Beispiele seien die erste Ökumenische Europäische Versammlung 1989 in Basel im Rahmen des konziliaren Prozesses für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung und die entsprechenden Ökumenischen Versammlungen in der DDR im selben Zeitraum.
Allerdings seien die Kirchen aktuell nicht mehr die Vorreiter bei diesem Thema, fügte der Sozialethiker hinzu: "Es haben sich andere Akteure, nationale und internationale Organisationen gebildet."
"Kirchen sind keine NGOs"
Die Kirchen versuchten, durch Kooperationen mit NGOs, also mit Nichtregierungsorganisationen, strategische Partnerschaften, ob es nun um das Flüchtlings- und Asylthema geht oder um das Umweltthema oder jetzt eben um den Klimaschutz.
Aber die Kirche ist laut Körtner "eben keine Nichtregierungsorganisation. Sie hat eine andere Aufgabe, eben in der Welt das Evangelium zu verkünden".
Glaube sei religionsphilosophisch gesprochen "eine Form von Kontingenzbewältigung. Das heißt, der Umgang mit der Erfahrung, dass wir im Leben nicht alles unter Kontrolle, das wir das Heft nicht in der Hand haben", fügte der reformierte Theologe hinzu:
"Wenn die Menschen etwas von der Kirche erwarten, dann ist das Seelsorge." Dies bedeute eben auch, mit diesen Unsicherheiten und Unwägbarkeiten umzugehen, unterstrich der 1957 in Niedersachsen geborene Körtner.
Das bedeutet gerade nicht, dass damit Hoffnungslosigkeit oder Resignation gefördert werde: "Sondern daraus entsteht nach meinem Verständnis die Motivation, das Unsrige zu tun. Auch im Vertrauen darauf, dass Gott in der Welt tatsächlich wirkt und handelt, als freundlicher Begleiter der Menschheitsgeschichte."