Missbrauchsvorwürfe gegen katholische Schulen in Irland

Ausmaß der Fälle "erschütternd"

Die irische Regierung will in Sachen Missbrauch für umfassende Aufklärung sorgen. Ein neuer Missbrauchsbericht der irischen Regierung enthält schockierende Zahlen. Eine Untersuchung soll Hunderten Vorwürfen auf den Grund gehen.

Keltisches Kreuz in Irland / © Andreas Ettlich (shutterstock)
Keltisches Kreuz in Irland / © Andreas Ettlich ( shutterstock )

Ein neuer Missbrauchsbericht der irischen Regierung enthält schockierende Zahlen: Laut den am Dienstagabend veröffentlichten Ergebnissen sind rund 2.400 einschlägige Vorwürfe registriert worden, die sich auf Fälle in katholischen Ordensschulen beziehen. Mehr als 880 mutmaßliche Täter an mehr als 300 solcher Schulen in allen Teilen des Landes wurden demnach des sexuellen Missbrauchs beschuldigt. Die Angaben beziehen sich auf Vorkommnisse zwischen 1927 bis 2013. Über die Hälfte der Beschuldigten sei inzwischen gestorben. 

Ausmaß der Fälle "erschütternd"

Hauptquelle der neuen Zahlen sind die religiösen Orden sowie die Schulen selbst. Hinzu kommen fast 150 Aussagen von Betroffenen. Bildungsministerin Norma Foley nannte das Ausmaß der Fälle "erschütternd". Die Berichte der Überlebenden zeugten von unfassbarem Grauen - oft verbunden mit lebenslangen Folgen. 

Die Erfahrungen hätten ihre schulische Leistung, ihre psychische Gesundheit, den Umgang mit Drogen und Alkohol und ihre sozialen Beziehungen beeinflusst, sagte Foley nach Angaben von PA. Manche hätte nicht mal mehr das Grab ihrer Eltern besuchen können, weil der Täter in der Nähe beerdigt gewesen sei. Die Ministerin kündigte die Einrichtung einer Untersuchungskommission an, um für umfassende Aufklärung zu sorgen. Zudem seien die religiösen Orden angehalten, für finanzielle Wiedergutmachung zu sorgen.

Hohe Dunkelziffer vermutet

Der Bericht stützt sich auf Angaben von Schulen, Orden und Betroffenen. Vermutlich liege das wahre Ausmaß des Missbrauchs noch
höher, heißt es im Bericht. Mehr als die Hälfte der Beschuldigten sei mittlerweile wahrscheinlich gestorben.

Der Verband der katholischen Orden in Irland (AMRI) versicherte, die Ergebnisse des neuen Regierungsberichts sorgfältig zu prüfen und entsprechend zu reagieren. Zudem versprach der Verband, an der Aufklärungsarbeit uneingeschränkt mitzuwirken. In einer Erklärung hieß es: "Wir sind uns bewusst, dass wir das Ausmaß des Schmerzes und des Leids, das die Überlebenden erlitten haben und noch immer ertragen, nie ermessen können." 

Quelle:
dpa , KNA