DOMRADIO.DE: Warum möchten Sie in den kirchlichen Dienst gehen und als Gemeindereferentin arbeiten?
Markéta Jahnecke (angehende Gemeindereferentin): Ich habe eine lange Zeit im Krankenhaus gearbeitet, mehr als 30 Jahre. In den Menschen, den schwerstkranken Menschen, zeigte sich durch ihren schweren Krankheitsprozess eine gewisse Kraft, die ich als unsichtbar bezeichnen würde. Die hat mir immer gezeigt, selbst wenn wir als Menschen unsere Grenzen erfahren, dass etwas in diesen Menschen ist, das sie trägt und das sie weiter ermutigt, durch diesen Krankheitsprozess durch zu gehen.
In meinem tiefen Glauben war ich der hundertprozentigen Überzeugung, da ist Jesus selbst, den ich in seinem Leid in den Menschen wahrnehme. Das hat mich so sehr berührt, dass ich im Prinzip durch meine Krankenschwestertätigkeit immer das Gefühl habe, es muss irgendwo eine Hoffnung für sie geben. Und da habe ich mich auf den Weg gemacht, mich erkundigt, ob es vielleicht eine Möglichkeit gäbe, mit einer Ausbildung oder sogar einem Studium anzufangen.
Da hatte ich tatsächlich Glück gehabt. In meiner Gemeinde war ein Gemeindereferent gewesen, der mir sagte, dass es den Würzburger Fernkurs gibt. Da hätte ich vielleicht die Möglichkeit, diesen Weg einzuschlagen.
DOMRADIO.DE: Sie sind also eine "Spätberufene". Viele Jahre haben Sie als Intensivkrankenschwester gearbeitet. Welche Erfahrung aus der Zeit kommen jetzt Ihrem neuen Beruf zugute?
Jahnecke: Im Prinzip die Arbeit mit Menschen um des Menschen willen, immer nah am Menschen. Das war jetzt nicht nur der beruflichen Zeit im Krankenhaus geschuldet, wo ich diese nahe Erfahrung des Glaubens mit Jesus in den kranken Menschen hatte, sondern auch in meiner ehrenamtlichen Arbeit, bei der ich mich vorher in meiner Gemeinde als Katechetin engagierte. Auch da war ich immer nah an den Menschen.
DOMRADIO.DE: Kommt für Sie denn auch eine seelsorgliche Arbeit in einem Krankenhaus oder einer anderen medizinischen Einrichtungen in Frage, längerfristig gedacht?
Jahnecke: Das war für mich tatsächlich der Anlass, diesen Schritt weiterzugehen, aus dieser Verantwortlichkeit als Krankenschwester heraus in die seelsorgliche Arbeit zu gehen.
DOMRADIO.DE: Die Kirchen-Mitgliederzahlen sinken. Menschen distanzieren sich von Kirche. Sehen Sie sich als Mittlerin, Menschen wieder von Kirche zu begeistern?
Jahnecke: Ich denke, es ist gut, wenn wir aus der Kirche heraus auch zu den Menschen gehen, denn die Not der Menschen ist ja nicht nur innerhalb von unseren kirchlichen Gebäuden. Die Not ist auch außerhalb. Dann entdecken wir ganz schnell die Nähe, die Beziehung, das Licht zu den Menschen. Und im guten Gespräch, in Zuwendung dieser Menschen entdecken wir ganz schnell, dass sich die Kirche auch außerhalb befindet.
Wir haben zwar eine sakramentale Kirche, aber sie ist auch außerhalb sichtbar. Wenn ich aus den Kirchengebäuden herausgehe und mit den Menschen arbeite, habe ich die Zuversicht und die feste Hoffnung, durch die Arbeit auch etwas im Innersten, im Gespräch durch diese Beziehungsarbeit, in den Menschen zu erwecken.
DOMRADIO.DE: Am Samstag ist die Heilige Messe im Dom, bei der Sie Weihbischof Schwaderlapp dann offiziell zur Gemeindereferentin beauftragen wird. Auf was freuen Sie sich besonders?
Jahnecke: Auf die gemeinsame Messfeier freue ich mich sehr. Und dass Menschen kommen, dass Freunde kommen, dass wir gemeinsam feiern. Und dass nach dieser langen Zeit der Ausbildung, des Studiums, der Assistenzzeit auch so ein Ende gesetzt ist und im Prinzip auch gleichzeitig ein Neubeginn startet.
DOMRADIO.DE: Und wie kann es dann losgehen? Haben Sie da schon ganz konkrete Ideen?
Jahnecke: In der Gemeinde geht die Arbeit so, wie sie bisher war, weiter. Aber sie ist unabhängiger von den Prüfungsleistungen, die wir in der Assistenzzeit zeigen mussten.
Damit bin ich freier für andere Bereich, um dort vor Ort vielleicht noch näher an den Menschen zu sein. Denn in der Gemeinde entwickelt man ja nicht nur eigene Ideen, die man durchsetzt. Sondern die Idee entsteht gemeinsam mit den Gemeinden. Die Wünsche sind ja vor Ort letztlich da und aus denen entwickelt sich wieder was Neues.
Da freue ich mich, dass ich viel mehr für diese Gespräche und für diese Zuhörbereitschaft Zeit haben werde. Ich musste ja oft aufgrund der schulischen Ausbildung oder verpflichtenden Werkwochen aus der Gemeinde weg und musste auch meine Arbeit immer wieder unterbrechen.
Das Interview führte Dagmar Peters.