Kirche ruft Konfliktparteien in Kolumbien zu Gesprächen auf

Wichtige Rolle im Friedensprozess

In Kolumbien steckt der Friedensprozess in einer Krise. Nun wenden sich die Bischöfe mit einem Appell sowohl an die marxistische ELN-Guerilla als auch an die Regierung des Landes. Sie sollen die Verhandlungen wieder aufnehmen.

Verhandlungen zwischen der Regierung und der ELN-Guerilla stehen gerade still / ©  Ariana Cubillos (dpa)
Verhandlungen zwischen der Regierung und der ELN-Guerilla stehen gerade still / © Ariana Cubillos ( dpa )

Inmitten der stockenden Friedensgespräche in Kolumbien hat sich die katholische Bischofskonferenz sowohl an die marxistische ELN-Guerilla als auch an die Regierung gewandt. Laut der Zeitung "El Espectador" (Dienstag Ortszeit) appellierten die Bischöfe an beide Seiten, die Verhandlungen wiederaufzunehmen. Ein vereinbarter Waffenstillstand habe das Leid in vielen Gebieten gelindert und Menschenleben geschützt, heißt es demnach in der Stellungnahme.

"Wir laden Sie ein, mit Entschlossenheit die Wege zu finden, die uns von der Gewalt wegführen und uns erlauben, die Suche nach einem versöhnten und friedlichen Land fortzusetzen", schrieben die Geistlichen weiter. Die Kirche in Kolumbien spielt im schwierigen Friedensprozess des Landes eine wichtige Rolle: Sie gilt als unabhängige Institution, die unter anderem die Einhaltung vereinbarter Waffenruhen zwischen Staat und ELN beobachtet.

Beide Seiten werfen sich Wortbruch vor

In der vergangenen Woche hatte der Friedenskommissar der kolumbianischen Regierung, Otty Patino, der Guerilla vorgeworfen, die Verhandlungen zu torpedieren. Zuletzt kam es immer wieder zu Verstößen gegen den Waffenstillstand, beide Seiten warfen sich Wortbruch vor. Zudem kam es zu Kämpfen zwischen den rivalisierenden Guerillagruppen der FARC-Dissidenten und der ELN, unter denen vor allem die Zivilbevölkerung leidet.

Die ELN war 1964 von Studenten, katholischen Radikalen und linken Intellektuellen aus Protest gegen die Armut der Kleinbauern gegründet worden. Laut der offiziellen Wahrheitskommission zur Aufarbeitung des bewaffneten Konflikts war die ELN im Zeitraum von 1986 bis 2016 für rund 18.600 Tote verantwortlich. Kolumbiens linksgerichteter Präsident Gustavo Petro hat Friedensverhandlungen mit allen illegalen bewaffneten Gruppen zur Kernaufgabe seiner Präsidentschaft gemacht, die 2026 endet.

Chronologie von Gewalt und Konflikten in Kolumbien

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts leidet Kolumbien unter diversen bewaffneten Konflikten und Gewalt mit insgesamt mehr als 220.000 Toten. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) zeichnet wichtige Stationen nach:

1810er Jahre: Das heutige Kolumbien und seine heutigen Nachbarländer erkämpfen ihre staatliche Unabhängigkeit von Spanien. Die Demokratie im Land (seit 1886), lange Zeit eher eine restaurative Oligarchie, ist seit jeher angefochten.

Guerilla-Kämpfer im Kolumbien / © Henry Agudelo (shutterstock)
Guerilla-Kämpfer im Kolumbien / © Henry Agudelo ( shutterstock )
Quelle:
KNA