Expertin warnt vor Hausfrauen-Propaganda in sozialen Medien

Muslimische "Tradwives"

Christentum am Ende, der Islam als Zukunftsmodell? Eine Ethnologin erklärt, warum muslimische Influencerinnen mit einem vermeintlichen islamischen Hausfrauenideal werben und was sie damit versuchen zu bezwecken.

Zwei muslimische Frauen kochen und filmen sich dabei für Social Media / © Ladanifer (shutterstock)
Zwei muslimische Frauen kochen und filmen sich dabei für Social Media / © Ladanifer ( shutterstock )

Die Ethnologin Susanne Schröter hat vor muslimischen Influencerinnen gewarnt, die im Internet ein idealisiertes islamisches Frauenbild präsentieren. "Es soll vermittelt werden, dass die Frau im Islam wirklich geachtet ist und ihre Weiblichkeit leben kann", sagte Schröter der in Würzburg erscheinenden katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost". 

"Dein Mann muss alles für dich machen, er verdient das Geld, während du zu Hause bleiben und deine Kinder betreuen kannst." Dahinter stecke ein ähnliches Hausfrauenideal, wie es im Westen in den 1950er Jahren propagiert worden sei, so die Professorin weiter, die an der Goethe-Universität Frankfurt lehrt.

Symbolbild Soziale Medien / © Primakov (shutterstock)

Durch solche Influencerinnen sollten Frauen zur Konversion bewegt werden, sagte Schröter. "Daraus wird auch kein Geheimnis gemacht, es wird deutlich gesagt: Das Christentum ist am Ende, die Kirchen sind leer. Wir dagegen haben die Gläubigen, wir haben die Kinder. Unsere Frauen kriegen noch Kinder, die westlichen Frauen kriegen keine mehr." Dass diese Frauen sich jetzt öffentlich so zeigten und positionierten, sei ein neues Phänomen: Früher hätten eher Männer Frauen angeworben.

Frauen bieten sich als Zielgruppe an

Dass gerade Frauen die Zielgruppe seien, hält Schröter nicht für einen Zufall: "Ich denke, dass diese Frauen ein sicheres soziales Umfeld schätzen. Dieses soll ihnen der Ehemann und die Religion bieten, die ihnen Zugang zu einer Gemeinschaft der Gleichgesinnten eröffnet." Man bekomme gewissermaßen ein "Gesamtpaket" präsentiert, das in der Moderne vielfach verloren gegangen sei: "Man glaubt, man habe eine heile Welt entdeckt, in der alles gut funktioniert und im Einklang mit Gottes Willen ist."

Zahlen dazu, wie viele christliche Frauen zum Islam konvertieren, lägen ihr keine vor, so Schröter weiter. Es gebe aber Frauen, die sich von solchen Kampagnen begeistern ließen. Schröter warnte davor, radikale Strömungen innerhalb des Islam auszublenden.

Im Christentum gibt es auch "Tradwives"

Auch abseits des Islam gibt es sogenannte "Tradwives" (abgeleitet von "traditional wives", dt.: traditionelle Ehefrauen), die im Internet ein vermeintlich ideales Frauenideal propagieren, das oft auf eine traditionelle Rollenverteilung zurückgeht und die Frau als für Haushalt und Kindererziehung zuständig erklärt. Einige von ihnen berufen sich dabei auch auf die Bibel.

Quelle:
KNA