Papst Franziskus hat die Menschen in Singapur an den Wert von Respekt und Mitmenschlichkeit erinnert. Auch die "großen, kühnen und faszinierenden" Bauwerke der Wirtschaftsmetropole hätten ihren Ursprung nicht in erster Linie in Geld, Technik oder der Ingenieurskunst, sondern in der "Liebe, die aufbaut", sagte Franziskus am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) im Nationalstadion von Singapur.
"Es gibt in der Tat kein gutes Werk, hinter dem nicht sehr wahrscheinlich geniale, starke, reiche und kreative Menschen stehen, aber immer auch schwache Frauen und Männer wie wir, für die es ohne Liebe kein Leben, keinen Antrieb, keinen Grund zum Handeln, keine Kraft zum Aufbauen gibt", sagte Franziskus beim Gottesdienst vor rund 50.000 Menschen.
Gegen Hass, Gleichgültigkeit, Egoismus
Ohne den "Sieg der Liebe über den Hass, der Solidarität über die Gleichgültigkeit, die Großherzigkeit über den Egoismus" wäre niemand in der Lage gewesen, eine so große Metropole wie Singapur zu errichten, so das Kirchenoberhaupt. Manchmal gaukelten die Größe und Stattlichkeit der eigenen Projekte den Menschen vor, allein die "Urheber unserer selbst, unseres Reichtums, unseres Wohlbefindens und unseres Glücks" sein zu können.
"Aber das Leben verweist uns letztlich zurück zu einer einzigen Tatsache: Ohne Liebe sind wir nichts", so der Papst. Diese Liebe gründe auf Gott, Ursprung des Lebens und der Vollendung des Menschen.
In diesem Zusammenhang zitierte er ein Wort von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) bei seinem Besuch 1986 in Singapur: "Daher ist die Liebe gekennzeichnet von einem tiefen Respekt vor allen Menschen, unabhängig von ihrer Rasse, ihrem Glauben oder was sie sonst von uns unterscheidet."
Kirche im multiethnischen Singapur wächst
Die katholische Kirche in Singapur, der etwa jeder Fünfte der knapp sechs Millionen Einwohner angehört, sei reich an Gaben, lebendig, im Wachstum begriffen und "in konstruktivem Dialog mit den verschiedenen anderen Konfessionen und Religionen, mit denen sie dieses wunderbare Land teilt", lobte Franziskus.
Es gelte, die Mitmenschen zu achten, "ohne Bevorzugung und ohne Unterschiede, wie es die Gesellschaft und die Kirche Singapurs so schön bezeugen, die ethnisch so verschieden und doch so eins und solidarisch sind", hob der Papst hervor. "Das schönste Gebäude, der wertvollste Schatz, die lohnendste Investition in den Augen Gottes" seien die Menschen. Sie seien aufgerufen, die Liebe Gottes weiterzugeben.