Papst Franziskus hat die Katholiken in den USA dazu aufgerufen, bei der Präsidentschaftswahl am 5. November ihre Stimme abzugeben. Eine konkrete Wahlempfehlung gab er nicht. Man müsse "das geringere Übel wählen", sagte der Papst bei einer Pressekonferenz an Bord seines Flugzeugs zum Abschluss seiner 45. Auslandsreise.
Diese hatte ihn nach Südostasien und Papua-Neuguinea geführt. Das Kirchenoberhaupt kam am Freitagabend wieder nach Rom zurück.
Recht auf Abtreibung oder Agitation gegen Migranten
Eine Reporterin hatte in ihrer Frage nach einer Stellungnahme des Papstes zu den US-Präsidentschaftswahlen aufgezählt, dass der republikanische Kandidat Donald Trump gegen Migranten vorgehen will und die demokratische Kandidatin Kamala Harris ein Recht auf Abtreibung verteidigt.
"Seien wir uns im Klaren darüber, dass es eine schwere Sünde ist, Migranten nicht willkommen zu heißen", sagte der Papst. Ein Schwangerschaftsabbruch hingegen bedeute, "ein menschliches Wesen zu töten". Papst Franziskus war am 2. September zur längsten Auslandsreise seines Pontifikats aufgebrochen.
In elf Tagen besuchte er Indonesien, Papua-Neuguinea, Osttimor und Singapur. In Singapur lobte Franziskus die wirtschaftliche Entwicklung des Landes und dessen Einsatz für Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Während seines Aufenthalts in dem Stadtstaat vermied es der Papst allerdings, öffentlich kontroverse Themen anzusprechen.
Todesstrafe in Singapur nicht thematisiert
Franziskus hatte sich in der Vergangenheit immer wieder vehement gegen die Todesstrafe ausgesprochen und bei Besuchen in Staaten, wo diese angewandt wird, das Thema auch zur Sprache gebracht. Nicht so in Singapur. "Es stimmt, das ist mir nicht in den Sinn gekommen", sagte er dazu während der Pressekonferenz auf der Rückreise am Freitag.
In Singapur waren zuletzt im August zwei Personen wegen Drogenbesitzes hingerichtet worden. Im Vordergrund der Papstreise stand der interreligiöse Dialog. In Indonesien unterzeichneten Papst Franziskus und Nasaruddin Umar, der Großimam der Moschee Istiqlal, eine gemeinsame Erklärung zur "Förderung des Einklangs der Religionen zum Wohl der Menschheit".
Kriege und Konflikte würden auch durch "die Instrumentalisierung von Religion genährt", sagte Franziskus in seiner Ansprache in einem Zelt vor der größten Moschee Asiens in Jakarta. Auch in Singapur betonte der Papst die Notwendigkeit eines konstruktiven Dialogs zwischen Menschen unterschiedlichen Glaubens.
"Alle Religionen sind ein Weg, um zu Gott zu gelangen", sagte er am Freitagmorgen (Ortszeit) im Catholic Junior College in Singapur. Ein Besuch in diesem Teil der Welt war bereits für das Jahr 2020 geplant gewesen, musste aber wegen der Corona-Pandemie verschoben werden.
Erwartungen übertroffen
In den vergangenen Wochen hatten viele Beobachter Bedenken geäußert, dass die lange Reise für den 87-Jährigen zu strapaziös werden könnte. Doch der Papst wirkte bei allen Terminen fit und energiegeladen, verzichtete oft auf die vorbereiteten Texte und nahm sich vor allem für die Begegnungen mit den Menschen viel Zeit.
Vom 26. bis 29. September steht im päpstlichen Terminkalender auch schon die nächste Reise: nach Belgien und Luxemburg. Im Oktober startet dann in Rom der abschließende Teil der Weltsynode. An Weihnachten eröffnet Papst Franziskus das Heilige Jahr 2025.
Auf die Frage, ob er auch bald seine argentinische Heimat besuchen werde, antwortete der Papst am Freitag ausweichend. Für eine solche Visite müssten zuerst noch "einige Dinge geklärt" werden.