Festgottesdienst erinnert an erste reformatorische Predigt

"Wer bei Gott bleibt, hat überall Heimat"

Mit einem Festgottesdienst hat die evangelische Kirchengemeinde in Wesel-Büderich am Sonntag an die erste reformatorische Predigt erinnert. Die hat der Lehrer Adolph Clarenbach vor 500 Jahren dort gehalten.

Symbolbild Talar mit Beffchen tragen evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer / © Harald Oppitz (KNA)
Symbolbild Talar mit Beffchen tragen evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer / © Harald Oppitz ( KNA )

Damit sei vor 500 Jahren ein "Anfang" gemacht worden, sagte der Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Christoph Pistorius, in seiner Predigt laut einem Redemanuskript. 

Damit sei eine "andere theologische Sicht auf die Welt, auf Gott und die Menschen" entstanden, die Sicht Martin Luthers und der anderen Reformatoren.

Predigt über Heimat

Pistorius widmete sich in seiner Predigt unter dem Titel "Suchet der Stadt Bestes!" dem Thema Heimat. Er erinnerte an die biblische Passage, in der der Prophet Jeremia das nach Babylon verschleppte Volk Israel auffordert, das Leben in der Fremde zu gestalten. 

Das zeige, dass auch gut am Ort beheimatete Kirchengemeinden in der Fremde leben könnten. „Als Christenmenschen, die sich redlich darum bemühen, dem Beispiel des Juden Jesus von Nazareth zu folgen, sind wir eben auch in der Fremde. 

Wir sind quasi Fremde in der Welt, in der viele Menschen so ganz anderen Vorstellungen und Idealen folgen - oder auch eben nur der eigenen Bequemlichkeit, den eigenen Interessen und dem eigenen Streben nach Macht, betonte der Vizepräses.

"Wer bei Gott bleibt, hat überall Heimat"

Die Beheimatung bestehe darin, dass die Menschen im Exil im Glauben, Denken und Handeln an ihrem Gott und seinem Gebot festhalten. Dies schaffe innere Heimat - "ganz egal, wo ich mich gerade freiwillig oder gezwungenermaßen befinde; ganz egal, was mir abverlangt wird. In lebendiger Beziehung mit Gott zu bleiben, schafft Heimat - oder besser: Wer bei Gott bleibt, hat überall Heimat", erklärte Pistorius laut dem Manuskript.

Im Jahr 1524 hatte Adolph Clarenbach, Lehrer und Reformator des Bergischen Landes, die erste evangelische Predigt in Büderich gehalten. 1525 wurde er auf herzogliches Geheiß aus Wesel ausgewiesen, 1529 in Köln als Ketzer verurteilt und verbrannt. 

Von der ersten reformatorischen Predigt bis zur Anstellung des ersten evangelischen Predigers in Wesel dauerte es etliche Jahre. 1557 wurde der erste Pfarrer der Gemeinde ernannt.

Reformation

Am 31. Oktober gedenken Protestanten der Reformation. Die Reformation (lateinisch: Umgestaltung oder Erneuerung) gehört zu den wichtigsten politischen und geistesgeschichtlichen Umwälzungen in Europa. Am Übergang zwischen Mittelalter und der frühen Neuzeit beendete sie im 16. Jahrhundert die Vorherrschaft des Papstes. Katholische Kirche und Teile des Adels verloren an Macht, neue protestantische Kirchen entstanden. Gestärkt wurden damit auch das städtische Bürgertum und die Landesherren.

Reformationstag (dpa)
Reformationstag / ( dpa )
Quelle:
epd