Der Papst reist nach Luxemburg und Belgien

"Ermutigung für die kleiner werdende Kirche"

Selten besucht Papst Franziskus Länder in Europa. Ende September reist er nach Luxemburg und Belgien. Anlass der Reise ist ein Universitäts-Jubiläum. Doch auch in der nicht-akademischen Welt ist das Interesse groß.

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Sabine Kleyboldt und Ludwig Ring-Eifel
Kathedrale Sankt Michael und Sankt Gudula in Brüssel / © TTstudio (shutterstock)
Kathedrale Sankt Michael und Sankt Gudula in Brüssel / © TTstudio ( shutterstock )

Nach seiner aufsehenerregenden Reise ans "Ende der Welt", die ihn bis in die Urwälder von Papua-Neuguinea brachte, stehen diesmal zwei Länder in Europa auf dem Programm des Papstes:

Papst Franziskus / © Pablo Esparza/CNS photo (KNA)
Papst Franziskus / © Pablo Esparza/CNS photo ( KNA )

Vom 26. bis 29. September besucht er die EU-Kernländer Belgien und Luxemburg. Beide galten noch bis in die 80er Jahre als Hochburgen des Katholizismus, doch seit Jahrzehnten schwinden Anhängerschaft und Einfluss der Kirche.

Den Zuspruch des Papstes können die Katholiken in beiden Ländern gebrauchen. In Belgien haben Missbrauchsskandale den Ruf der Kirche schwer beschädigt. Auch der eher liberale Kardinal Godfried Danneels (1933-2019), der im Konklave 2013 zur Wahl von Papst Franziskus entscheidend beitrug, kam in den Strudel des Skandals.

Katholische Kirche im Gegenwind

2010 wurden seine dienstlichen und privaten Räume von der belgischen Polizei durchsucht, selbst Gräber verstorbener Bischöfe in der Kathedrale wurden damals aufgebrochen. 

Die Aktion der Justizbehörden wurde später offiziell als illegal eingestuft; sie ist nur vor dem Hintergrund des traditionell erbitterten Ringens freimaurerischer und katholischer Kräfte um die Ausrichtung von Staat und Gesellschaft in Belgien verständlich.

Altstadt von Luxemburg / © Mikalai Nick Zastsenski (shutterstock)
Altstadt von Luxemburg / © Mikalai Nick Zastsenski ( shutterstock )

Im kleinen Nachbarland Luxemburg geht es weniger ruppig zu zwischen Staat und Kirche. Hier schlägt derzeit der mutmaßliche Millionen-Betrug einer einzelnen Caritas-Mitarbeiterin hohe Wellen - schmerzliche Einschnitte für den Wohlfahrtsverband nicht ausgeschlossen. 

Auch gesellschaftlich erfährt die lange Zeit unantastbare katholische Kirche verstärkten Gegenwind. Wie in Belgien schwindet im Großherzogtum der Katholikenanteil von einst über 70 Prozent seit Jahren. Seit 2015 sind Staat und Kirche getrennt, ihre privilegierte Stellung hat sie mehr oder weniger freiwillig aufgegeben.

Jean-Claude Kardinal Hollerich / © Paolo Galosi (KNA)
Jean-Claude Kardinal Hollerich / © Paolo Galosi ( KNA )

"Wir hoffen auf eine Ermutigung für die kleiner werdende Kirche", sagt Luxemburgs Erzbischof Jean-Claude Hollerich der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mit Blick auf den Papstbesuch. "Es hat bei uns in den vergangenen Jahren eine extreme Säkularisierung gegeben", so der 66 Jahre alte Jesuit. 

An den Schulen gibt es keinen Religionsunterricht mehr; Alternativen bieten die Pfarreien an, "aber wir bekommen aus Datenschutzgründen nicht mehr die Listen mit den Namen der Kinder", sagt Hollerich, der Franziskus an seinem Anreisetag in der Kathedrale Notre-Dame empfangen wird.

Dass Franziskus dort keine Messe feiert, sondern nur einige tausend Gläubige zu einem Gebet mit Ansprache trifft, habe rein organisatorische Gründe. "Aber der Papst wird dem Marienwallfahrtsort in schöner Tradition die Goldene Rose schenken", erklärt Hollerich.

Zudem gelte die Abschlussmesse des Papstes am Sonntag in Brüssel für alle, Belgier wie Luxemburger. Vorher hat Franziskus ein großes Programm. Unter anderem wird er Großherzog Henri und König Philippe je einen Besuch abstatten.

Ansprachen in zwei Universitäten

Eigentlicher Anlass der Reise sind die Reden des Papstes in der flämischen katholischen Universität von Löwen (Leuven) am Freitag sowie in der französischsprachigen katholischen Universität von Louvain-la-Neuve am Samstag. 

Die Bibliothek der Universität Leuven. / © Dr-Harsha Vardhan Reddy
Die Bibliothek der Universität Leuven. / © Dr-Harsha Vardhan Reddy

Beide Universitäten feiern demnächst das 600. Jahr ihres lange Zeit gemeinsamen Bestehens. Tiefpunkt in der wechselvollen Geschichte waren die Zerstörungen der Universität in beiden Weltkriegen - zweimal durch deutsche Truppen und einmal durch alliierte Bomber.

Ab den 60er Jahren war Löwen eine Keimzelle der Befreiungstheologie, die wichtig war für die katholische Kirche in Lateinamerika. Unter anderem studierten die prominenten Befreiungstheologen Gustavo Gutierrez und Leonardo Boff dort. Später verteidigte Kardinal Danneels, auch er einst Student in Löwen, Gutierrez gegen Häresie-Vorwürfe aus dem Vatikan.

Große Messe im Stadion von Brüssel

Schlusspunkt der Reise wird die Freiluftmesse im König-Baudouin-Stadion in Brüssel am Sonntagvormittag sein. Die 35.000 Sitzplätze waren binnen 90 Minuten ausgebucht. Bei der Feier spricht Franziskus die spanische Karmeliterin Anna von Jesus (1545-1621) selig.

Die Messe fällt auf den katholischen Welttag der Migranten und Flüchtlinge. Ein Thema, dem sich Papst Franziskus oft widmet - und das in Belgien mit seinen vielen Zuwanderern und mitunter gewaltsamen ethnischen und sozialen Konflikten besondere Brisanz hat.

Kirche in Belgien

Belgien hatte in der jüngeren Kirchengeschichte große Bedeutung als Stätte der wissenschaftlichen Theologie und in der Mission. Nach den Missbrauchsskandalen steht zuletzt wie anderswo eher Krisenbewältigung im Zentrum. Vor allem die Universität Löwen (Leuven/Louvain) ist eine europaweit renommierte Stätte der wissenschaftlichen Theologie und speziell der Missionstheologie. Sie verlor allerdings etwas von ihrem Nimbus im flämisch-wallonischen Sprachenstreit der 1960er Jahre und durch die sprachliche und räumliche Trennung in zwei Hochschulen.

Symbolbild Kreuz im Licht / © Kanjana Kawfang (shutterstock)
Symbolbild Kreuz im Licht / © Kanjana Kawfang ( shutterstock )
Quelle:
KNA