Caritas Luxemburg beendet nach Finanzskandal Projekte

"Kein Euro" mehr vom Staat

Nach einem millionenschweren Betrugsfall bei der luxemburgischen Caritas stoppt die kirchliche Hilfsorganisation ihre internationalen Hilfsprojekte. Damit bestätigte das Erzbistum Luxemburg einen Medienbericht des "Luxemburger Wort".

Altstadt von Luxemburg / © ecstk22 (shutterstock)

Das katholische Erzbistum Luxemburg erklärte am Montagabend, dass sich die luxemburgische Caritas gezwungen sieht, ihre internationalen Hilfsprojekte zu stoppen. Es bestätigte damit einen entsprechenden Bericht der Zeitung "Luxemburger Wort".

Demnach entlässt die Stiftung Caritas Luxemburg rund 30 der insgesamt 500 Beschäftigten im Großherzogtum. Zudem sollen den Angaben zufolge weitere 70 Stellen in Südsudan und Laos wegfallen. Mehr als 60 Projekte würden eingestellt.

Auf die Zahlen ging das Erzbistum in seiner Mitteilung nicht konkret ein. Stattdessen wurde hervorgehoben, dass es durch Schaffung einer neuen Struktur gelungen sei, die karitativen Aktivitäten in Luxemburg fortzusetzen. 

Ein "beispielloser Betrugsfall"

Ein "beispielloser Betrugsfall" und eine daraus resultierende "tiefe Krise" hätten die Fortführung gefährdet. Die nun gefundene Lösung versetze die Mitarbeiter in die Lage, auf nationaler Ebene unvermindert weiterzuarbeiten, hieß es. "Die jüngsten betrügerischen und skandalösen Machenschaften sollten ihre Verdienste nicht schmälern und Menschen guten Willens nicht davon abhalten, die neue Struktur zu unterstützen."

"Kein Euro" mehr vom Staat

Im Juli war bekannt geworden, dass eine Mitarbeiterin des Hilfswerks 61 Millionen Euro veruntreut haben soll. Medienberichten zufolge soll die Frau hohe Geldsummen auf Bankkonten in Spanien überwiesen haben.

Caritas und Staatsanwaltschaft bestätigten den Fall. Ermittlungen wegen Urkundenfälschung, Betrugs, Untreue und Geldwäsche wurden eingeleitet. Der Fall schlug im Großherzogtum hohe Wellen. Ministerpräsident Luc Frieden betonte nach Bekanntwerden, dass der Staat vorläufig "keinen Euro" mehr an die Caritas zahlen werde. 

Kirche in Luxemburg

Luxemburg, zweitkleinster Mitgliedsstaat der Europäischen Union, ist seit dem 6. Jahrhundert katholisch geprägt. Von den rund 630.000 Einwohnern sind etwa 70 Prozent katholisch getauft, der Anteil der praktizierenden Katholiken ist allerdings seit rund 50 Jahren stark rückläufig. 

Auch der gesellschaftliche und politische Einfluss der Kirche geht zurück. Ihr gehörte noch Ende des 20. Jahrhunderts die wichtigste Tageszeitung, Religionsunterricht war Pflichtfach in der Schule; Staat, Kirche und die Christlich-Soziale Volkspartei CSV waren eng verbunden. 

Blick auf die Kathedrale von Luxemburg / © Mikalai Nick Zastsenski (KNA)
Blick auf die Kathedrale von Luxemburg / © Mikalai Nick Zastsenski ( KNA )
Quelle:
KNA