Theologin Nothelle-Wildfeuer kritisiert Papst-Worte zum Wesen der Frau

"Glaubwürdigkeit sieht anders aus!“

Die Worte von Papst Franziskus zum Wesen der Frau, die er in der Uni Louvain geäußert hat, brachten ihm Kritik von Studierenden und vonseiten der Universität ein. Auch die deutsche Theologin Nothelle-Wildfeuer findet deutliche Worte.

Theologin Ursula Nothelle-Wildfeuer / © Harald Oppitz/KNA
Theologin Ursula Nothelle-Wildfeuer / © Harald Oppitz/KNA

Die Theologin Ursula Nothelle-Wildfeuer sieht in den jüngsten Äußerungen des Papstes zum Wesen der Frau einen eklatanten Selbstwiderspruch. "Wenn sie nicht gerade der Gruppe der Tradwives  (Anm. d. Red.: Kurz für "traditional wife", zu deutsch "traditionelle Ehefrau". Frauenbild in den sozialen Medien, das die in der traditionelle Rolle in Haushalt und Ehe sieht). angehören, werden Gen Z und die Millennials, aber auch viele andere mit diesen Äußerungen noch ein Stück weiter aus dieser Kirche und von ihr weggetrieben", kommentierte die Freiburger Professorin

Papst Fransikus

"Was für die Frau charakteristisch ist, was weiblich ist, wird nicht durch Konsens oder Ideologien festgelegt.“ 

Die Theologin ergänzte, das Verhältnis von Frauen und Männern werde von einer immer wieder neu auszulotenden Spannung zwischen den Verantwortungsübernahme in Gesellschaft und Kirche, Vereinbarkeit von Familie und Erwerbsarbeit, von Care-Arbeit und Karriere, Autonomie und Solidarität geprägt. "Nicht von einer hierarchisch verordneten Wesensbestimmung der Frau, die (wie in vielen anderen kirchlichen Fällen auch) den Zeitgeist des 19. Jahrhunderts zur Norm für das 21. Jahrhundert erklären will", so die Professorin.

Widerspruch zu Enzyklika "Fratelli tutti"

Papst Franziskus hatte am Samstag vor Studierenden und Lehrenden der Katholischen Universität Louvain in Belgien über Unterschiede von Frauen und Männern gesprochen: "Was für die Frau charakteristisch ist, was weiblich ist, wird nicht durch Konsens oder Ideologien festgelegt." Später fügte er in improvisierter Rede hinzu: "Frau ist fruchtbares Empfangen, Sorge, lebendige Hingabe - deshalb ist die Frau wichtiger als der Mann."

Nothelle-Wildfeuer sieht in den Äußerungen des Papstes bei den Jubiläumsfeierlichkeiten der katholischen Universität in Louvain vom Samstag einen Widerspruch zu seinen Aussagen in der Enzyklika "Fratelli tutti" aus dem Jahr 2020. Damals habe er festgestellt, dass es gegenwärtig immer noch an der tatsächlichen Anerkennung der Würde für alle Menschen hapere. Er habe festgestellt, dass konkret drei Teilungen der Weltgesellschaft genau diese Geltung der Menschenrechte faktisch in Abrede stellten. Eine dieser Teilungen sei die Kluft zwischen Frauen und Männern.

Enzyklika "Fratelli tutti"

In seiner Enzyklika "Fratelli tutti", die Anfang Oktober veröffentlicht wurde, wirbt Papst Franziskus für Geschwisterlichkeit und Freundschaft über alle Grenzen hinweg und mahnt zu einer Abkehr von Egoismus auf allen gesellschaftlichen Ebenen. Nur so ließen sich globale Herausforderungen bewältigen.

L'Osservatore Romano mit dem Abdruck der Enzyklika "Fratelli tutti" / © Paolo Galosi/Romano Siciliani (KNA)
L'Osservatore Romano mit dem Abdruck der Enzyklika "Fratelli tutti" / © Paolo Galosi/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA