Belarus nimmt erneut einen katholischen Priester fest

Mutmaßlicher Besitz "extremistischen Materials"

Seit Monaten hält das Regime in Belarus zwei katholische Geistliche aus politischen Gründen gefangen. Jetzt haben die Behörden einen weiteren Pfarrer festgenommen. Es ist schon der 31. seit 2020, rechnen Menschenrechtler zusammen.

Symbolbild Priester in Handschellen / © Photographee.eu (shutterstock)
Symbolbild Priester in Handschellen / © Photographee.eu ( shutterstock )

Die Behörden im autoritär regierten Belarus haben laut Menschenrechtlern erneut einen katholischen Pfarrer festgenommen.

Wie die Organisation "Christian Vision for Belarus" (Dienstag) berichtete, führten Polizisten am Montag den Priester der Pfarrei in Krulewschtschina in der Region Witebsk im Norden des Landes wegen mutmaßlichen Besitzes "extremistischen Materials" ab. Er soll demnach vor Gericht gestellt werden.

Schon 31. Geistliche seit 2020 festgenommen

Das Regime in Belarus bezeichnet alle Print- und Online-Publikationen, in denen Machthaber Alexander Lukaschenko, seine Regierung oder Russlands Krieg gegen die Ukraine kritisiert werden, als extremistisch. Laut "Christian Vision for Belarus" wurden in dem Land seit 2020 insgesamt 31 katholische Geistliche festgenommen. Viele von ihnen erhielten den Angaben zufolge Arreststrafen von mehreren Tagen.

Der Vorsitzende der nationalen katholischen Ordenskonferenz, Pater Andrzej Juchniewicz, sitzt dagegen schon seit Mai im Gefängnis. Das Minsker Menschenrechtszentrum Wjasna stufte ihn im Juni als politischen Gefangenen ein und forderte seine sofortige Freilassung.

Vorgehen gegen Vertreter der katholischen Kirche

Seit November ist zudem der katholische Pfarrer Henryk Akalatowitsch inhaftiert. Die Behörden werfen ihm Landesverrat vor, wofür das Gesetz eine Freiheitsstrafe von bis zu 15 Jahren vorsieht.

Menschenrechtsorganisationen zählen auch Akalatowitsch zu den aktuell 1.281 politischen Gefangenen in Belarus.

Im Sommer 2020 hatte es in Belarus Massenproteste gegen die zugunsten von Lukaschenko manipulierte Präsidentenwahl gegeben. Seither unterdrücken Ordnungskräfte mit aller Härte Kritik am Regime. Sie gingen wiederholt auch gegen die katholische Kirche vor, zu der sich rund zehn Prozent der Belarussen bekennen. Seit zwei Jahren wird den Katholiken die Nutzung einer bedeutenden Kirche am Unabhängigkeitsplatz in Minsk verboten. Offizielle Begründung: angebliche Sicherheitsmängel.

Katholische Kirche in Belarus

Die römisch-katholische Kirche hat in Belarus (Weißrussland) seit dem Ende der Sowjetunion 1991 einen starken Aufschwung erlebt. Die Zahl der Pfarreien vervierfachte sich auf rund 500; mehr als 1 Million der 9,4 Millionen Einwohner sind nach Kirchenangaben katholisch. Ein relativ großer Teil von ihnen gehört der polnischen Minderheit an, besonders im Westen von Belarus.

Kreuze im Grenzgebiet zwischen Polen und Belarus / © Kasia Strek (KNA)
Kreuze im Grenzgebiet zwischen Polen und Belarus / © Kasia Strek ( KNA )
Quelle:
KNA