Fußballmannschaften aus dem Vatikan verlieren in Berlin

Kein Spielglück

Zwei denkwürdige Fußballbegegnungen gab es am Samstag in Berlin zu sehen. In zwei Freundschaftsspielen stellten sich die Damen- und die Herrenfußballmanschaft aus dem Vatikan ihren vom KSV Johannisthal betreuten Gegnern.

Fußball im Vatikan / © Black Pearl Footage (shutterstock)
Fußball im Vatikan / © Black Pearl Footage ( shutterstock )

Ausverkauft war das Käthe-Tucholla-Stadion in Berlin-Oberspree an diesem Wochenende nicht. Aber exakt 202 Zuschauer erlebten am Samstag in unmittelbarer Nachbarschaft zum Trainingsgelände von Bundesligist Union Berlin sporthistorische Momente. Erstmals absolvierte die seit 2018 aktive Frauenfußballmannschaft des Vatikans ein Match im Ausland. Im Anschluss stand die vatikanische Herrenmannschaft auf dem Rasen.

Gegen eine vom KSV Johannisthal betreuten Auswahl unterlag die vatikanische Frauen-Elf mit 3:0. Beim Hinspiel im vergangenen Jahr in Rom gegen den Bezirksligisten Pichanga FC mussten die Fußballfrauen aus dem Vatikan ebenfalls drei Tore hinnehmen, erzielten aber immerhin einen Gegentreffer.

Geglückte Premiere nach Eklat von 2019

Eine erste Auslandspremiere 2019 in Österreich gegen den FC Mariahilf in Wien hatte mit einem Eklat geendet. Während der vatikanischen Hymne zogen einige österreichische Sportlerinnen ihre Trikots hoch und stellten laut Medienberichten "auf ihre Bäuche gemalte Eierstöcke sowie Botschaften für die Legalisierung der Abtreibung zur Schau". Das führte zu einem Abbruch der Begegnung noch vor dem Anpfiff. Bei der nun beendeten Begegnung in Berlin über zweimal eine halbe Stunde wurden keine besonderen Vorkommnisse gemeldet.

Bei den Herren konnten sich die Kicker des KSV Johannisthal diesmal knapp mit 3:2 behaupten - nachdem sie beim Hinspiel noch mit 1:7 untergegangen waren. Der Organisator der Begegnungen, KSV-Präsident Elmar Werner, zeigte sich im Anschluss zufrieden mit dem Verlauf der Veranstaltung. Die Spiele in Rom und jetzt in Berlin bezeichnete Werner gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) als "absolutes Highlight" - danach könne eigentlich nicht mehr viel kommen.

Der KSV Johannisthal wurde 1980 von vier Männern, evangelisch und katholisch, im damaligen Ost-Berlin ins Leben gerufen, als Alternative zur seinerzeit dominierenden "sozialistischen Sportbewegung" und nach einem Freundschaftsspiel der evangelischen gegen die katholische Jugend. Der ehemalige evangelischer Jugendpfarrer Elmar Werner konnte in der Vergangenheit bereits eine ganze Reihe von besonderen Begegnungen einfädeln, darunter zahlreiche Spiele gegen Botschaftsauswahlen in Berlin.

Über Tradition und Trikots

Der Vatikan gehört nicht dem Weltfußballverband FIFA an, blickt aber auf eine gewissen Tradition im Ballsport. So soll im Jahr 1521 ein Vorläufer des heutigen Spiels - eine Art Rugby - im Beisein von Papst Leo X. im Belvedere-Hof stattgefunden haben. Der vatikanische Fußballverband (Federazione Vaticanese Giuoco Calcio) wurde 1972 gegründet, die Herren-Auswahl zeitweilig von Trainer-Ikone Giovanni Trapattoni trainiert.

Zu einem nach Spielen oftmals üblichen Trikottausch sei es in Berlin übrigens nicht gekommen, sagte Elmar Werner der KNA. Die gelben Leibchen aus dem Vatikan gelten als begehrte Sammlerstücke und werden laut Internet-Enzyklopädie wikipedia nur in sehr begrenzter Stückzahl hergestellt.

Die vatikanische Fußball-Nationalmannschaft der Damen

Offiziell hat der Vatikan seit dem Jahr 2018 eine Frauen-Fußballnationalmannschaft. Nach einem, aufgrund einer politischer Protestaktion abgebrochenen, ersten Auslandsspiel gegen den FC Mariahilf in Österreich steht 2023 das erste Länderspiel für das Team gegen den ökumenischen Fußballverein KSV Johannisthal aus Deutschland an.

Spiel der vatikanischen Frauen-Fußballmannschaft (in gelb) gegen die Frauen-Fußballmannschaft des AS Rom / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Spiel der vatikanischen Frauen-Fußballmannschaft (in gelb) gegen die Frauen-Fußballmannschaft des AS Rom / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA