Die Autorin Martina Hefter (59) hat den Deutschen Buchpreis 2024 gewonnen. Sie erhielt die Auszeichnung am Montagabend im Kaisersaal des Frankfurter Römers für ihren Roman "Hey guten Morgen, wie geht es dir?". Darin geht es um eine moderne Form des Heiratsschwindels und im weiteren Sinne um Freundschaft, Beziehungen und menschliche Sehnsüchte in Zeiten des Internets.
Tänzerin und Schriftstellerin
Martina Hefter wurde 1965 in Pfronten im Allgäu geboren und lebt und arbeitet seit 1997 in Leipzig als Tänzerin, Performancekünstlerin und Schriftstellerin. Für ihr lyrisches Gesamtwerk "und mit besonderer Hervorhebung ihres jüngsten Romans 'Hey guten Morgen, wie geht es dir?'" hatte sie im August bereits den "Großen Preis des Deutschen Literaturfonds" erhalten.
In der Begründung der Jury für den Deutschen Buchpreis hieß es jetzt, die Protagonistin Juno in Hefters Roman sei Mitte 50, führe ein prekäres Leben als Performance-Künstlerin in Leipzig und pflege ihren schwerkranken Mann Jupiter.
Und weiter: "In schlaflosen Nächten chattet sie mit einem nigerianischen Liebesschwindler, der es auf ihr Geld abgesehen hat. Es stellt sich die Frage, wer hier wen ausbeutet - und was passiert, wenn wider Erwarten die Grenzen zwischen digitalem Spiel und realer Zuneigung verschwimmen."
Zwischen Melancholie und Euphorie
Denn Juno lasse sich ganz bewusst auf die modernen Internet-Heiratsschwindler ein und betrüge aber auch sie, indem sie ihre wahre Identität verschleiere. Auf faszinierende Weise, so die Jury weiter, verbinde der preisgekrönte Roman "zermürbenden Alltag mit mythologischen Figuren und kosmischen Dimensionen, er navigiert zwischen Melancholie und Euphorie, reflektiert über Vertrauen und Täuschung".
Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert. Die weiteren fünf Finalisten erhalten jeweils 2.500 Euro. Nominiert waren neben Hefter Maren Kames mit "Hasenprosa", Clemens Meyer mit "Die Projektoren", Ronya Othmann mit "Vierundsiebzig", Markus Thielemann mit "Von Norden rollt ein Donner" und Iris Wolff mit "Lichtungen".
20. Buchpreis für deutschen Roman des Jahres
Der Deutsche Buchpreis gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen der Branche und wird seit 2005 im Rahmen der Buchmesse vergeben. Damit zeichnet die Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels den deutschsprachigen "Roman des Jahres" aus. 2023 hatte Tonio Schachinger mit "Echtzeitalter" gewonnen, 2022 Kim de l'Horizon mit "Blutbuch".
"Seit 20 Jahren gibt der Deutsche Buchpreis Orientierung, weckt Leselust und spiegelt aktuelle und aufkommende Themen und Trends", erklärte Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins: "Damals wie heute fördert er die Buchbegeisterung und schafft Aufmerksamkeit für das Medium Buch." Mit den Perspektiven und Stimmen, die sie sichtbar mache, "inspiriert uns Literatur, über die Grenzen der eigenen Wahrnehmung hinauszublicken".