Klare Differenzen bei Weltsynode bei Grundsatzfragen

Zersplitterter Glaube gleich zersplitterte Kirche?

Seit gut zwei Wochen beraten in Rom Geistliche und Laien über Veränderungen in der katholischen Kirche. Nach eher ruhigen Tagen prallten nun konträre Vorstellungen aufeinander. Ein Theologe versuchte, die Dinge zu klären.

Blick in die Audienzhalle bei den Beratungen während der Weltsynode im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Blick in die Audienzhalle bei den Beratungen während der Weltsynode im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Bei der im Vatikan tagenden Weltsynode über Veränderungen in der katholischen Kirche hat es am Mittwoch eine ungewöhnlich deutliche Auseinandersetzung über theologische Grundsatzfragen gegeben. Dabei ging es, wie beim Pressebriefing des Vatikans berichtet wurde, um neue, dezentrale Strukturen in der weltgrößten Religionsgemeinschaft und vor allem darum, ob die verbindliche kirchliche Lehre nur von der Zentrale in Rom allgemeingültig festgelegt werden kann.

Auf entsprechende Änderungsvorschläge einiger Teilnehmer habe ein Synodaler gewarnt: "Ein zersplitterter Glaube bedeutet auch eine zersplitterte Kirche!" Er habe betont, die Einheit der Kirche, die in der Person des Papstes und durch seine höchste Autorität garantiert werde, sei für die katholische Kirche unverzichtbar.

Neue Organe für eine dezentrale Kirche?

Zuvor war unter anderem gefordert worden, neben oder alternativ zu den bereits bestehenden nationalen Bischofskonferenzen auch kontinentale Beratungs- und Beschluss-Organe mit eigenen Regeln zu errichten. Sie sollten auch in Fragen der Lehre und der Kirchendisziplin eigene Autorität haben. Dazu gehört unter anderem auch die Ehelosigkeit der Priester.

Wie Synoden-Teilnehmer berichteten, wurde zur Klärung der theologischen Streitfrage über die Grenzen und Möglichkeiten einer dezentralen Autorität ein Theologe zu Rate gezogen. Die Synodenleitung bat den an der renommierten Hochschule "Institut Catholique" in Paris lehrenden Professor Gilles Routhier um Klärung. Der Kanadier versuchte daraufhin, in einem kurzen Vortrag den Begriff der Lehrautorität, an der auch die Bischöfe teilhaben, auf Basis der Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) zu erklären.

Nach Ansicht von Beobachtern dürften Vorschläge zur Dezentralisierung und Regionalisierung kirchlicher Entscheidungsstrukturen zu den am meisten umstrittenen Punkten bei der Schlussabstimmung der Weltsynode am 26. Oktober gehören.

Weltsynode 2021-2024

Mit der Weltsynode hat Papst Franziskus in der katholischen Kirche etwas Neues geschaffen. Erstmals werden bei einer Synode Nicht-Bischöfe und Nicht-Priester im großen Umfang ein Stimmrecht haben, darunter auch Frauen.

Inhaltlich soll es vor allem um neue Wege der Mitwirkung der kirchlichen Basis bei wichtigen Entscheidungen in der katholischen Kirche gehen. Obwohl erstmals auch nicht geweihte Männer und Frauen ein Stimmrecht haben, handelt es sich kirchenrechtlich um eine Bischofssynode.

Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA