In Rom wird weiter um Dezentralisierung der Kirche gerungen

Debatte um die Kompetenz der Bischöfe

Der Papst ist Oberhaupt der katholischen Weltkirche. Doch wie weit reicht die Kompetenz der Bischöfe, die Glaubenslehre dem Horizont der Menschen vor Ort anzupassen? Die Debatte darüber treibt im Vatikan viele um.

Insignien eines Bischofs: Bischofsring, Pileolus, Mitra und Bischofsstab (KNA)
Insignien eines Bischofs: Bischofsring, Pileolus, Mitra und Bischofsstab / ( KNA )

Bei der Weltsynode in Rom wird weiterhin intensiv über die Frage diskutiert, wie weit die Kompetenz von Bischofskonferenzen gehen darf. Der französische Kardinal Jean-Marc Aveline sagte am Freitag bei einem Pressebriefing, das Thema habe sich in den vergangenen Tagen in überraschender Weise bei der Versammlung ausgebreitet und die Debatte sei noch nicht zu Ende.

Kardinal Jean-Marc Aveline, Erzbischof von Marseille, spricht am 23. September 2023 in Marseille / © Lola Gomez/CNS photo (KNA)
Kardinal Jean-Marc Aveline, Erzbischof von Marseille, spricht am 23. September 2023 in Marseille / © Lola Gomez/CNS photo ( KNA )

Der Erzbischof von Marseille führte aus, es gehe um die Autorität und die Kompetenzen der nationalen oder regionalen Bischofskonferenzen und um das Verhältnis zwischen ihnen und der Zentrale in Rom. Im Fokus stehe dabei die Frage, wie weit ihre Kompetenz in Fragen der kirchlichen Lehre reiche.

Wie weit reicht die Kompetenz?

Unstrittig sei, so der Kardinal, dass die Bischofskonferenzen eine Kompetenz für Anpassungen in der Seelsorge haben. Derselbe Glaube der Kirche könne in unterschiedlichen Regionen und Kulturen in den Ausdrucksformen angepasst werden. Die Debatte gehe nun darum, wie weit diese Anpassung gehen dürfe, und ob es sich dabei um eine Form von Autonomie handle.

Über das in der kommenden Woche abzustimmende Abschlusspapier sagte Aveline, er wisse noch nicht, ob es wie bei früheren Synoden eine lange Liste einzelner Vorschläge enthalten werde. Dies hätte den Vorteil, dass über jeden einzelnen davon mit Ja oder Nein abgestimmt werden könnte.

Entscheidend sei aber, dass der Text ein möglichst angemessenes Bild dessen wiedergebe, was bei der Synode besprochen wurde. Aveline ist Mitglied der Synoden-Kommission für die Ausarbeitung des Abschlussdokuments.

Weltsynode 2021-2024

Mit der Weltsynode hat Papst Franziskus in der katholischen Kirche etwas Neues geschaffen. Erstmals werden bei einer Synode Nicht-Bischöfe und Nicht-Priester im großen Umfang ein Stimmrecht haben, darunter auch Frauen.

Inhaltlich soll es vor allem um neue Wege der Mitwirkung der kirchlichen Basis bei wichtigen Entscheidungen in der katholischen Kirche gehen. Obwohl erstmals auch nicht geweihte Männer und Frauen ein Stimmrecht haben, handelt es sich kirchenrechtlich um eine Bischofssynode.

Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA