Für die 2030 wieder stattfindenden Oberammergauer Passionsspiele plant Christian Stückl noch einmal neu an die Geschichte vom Leiden und Sterben Jesu heranzugehen. Dies sei wichtig, denn zwischen den Aufführungszeiten lägen in der Regel zehn Jahre, in denen sich viel verändere einschließlich man selbst, sagte Stückl am Montagabend bei einer Bürgerversammlung im oberbayerischen Oberammergau. Dort stellte der 62-jährige Theatermann als einzig verbliebener Bewerber um den Posten des nächsten Spielleiters sein Konzept vor rund 150 Menschen vor.
In gut 45 Minuten erläuterte Stückl, dass er wie schon 2022 auf sein bewährtes Team mit Bühnenbildner Stefan Hageneier und dem für Musik und Chor zuständigen Markus Zwink setzen wolle. Dazu komme als zweiter Spielleiter erneut Abdullah Karaca. 80 Prozent der Jugendlichen könnten mit der Figur des Jesus heute nichts mehr anfangen, gab Stückl zu bedenken. Deshalb stelle sich die Frage, wer Jesus in einer säkularen Welt sei - ein Sozialarbeiter oder ein Streiter für Gerechtigkeit. Aber auch alle anderen Charaktere wie Pilatus oder Judas müssten nochmal auf den Prüfstand.
Mehr Frauenrollen
Wichtig ist Stückl, der zudem Intendant des Münchner Volkstheaters ist, künftig noch mehr Frauenrollen einzubauen. Auch sein Anliegen, das Spiel von Antisemitismen zu befreien, sieht er noch nicht vollendet. Auseinandersetzen werde man sich gleichfalls damit müssen, wie es gelinge, künftig ein jüngeres Publikum als zuletzt zu gewinnen.
Der Gemeinderat entscheidet am Mittwoch in nicht-öffentlicher Sitzung endgültig über die Personalie. Doch es ist davon auszugehen, dass Stückl zum fünften Mal zum Spielleiter gewählt wird. Damit wäre er eigenen Worten zufolge nicht "Weltmeister". In der Vergangenheit habe ein früherer Mesner genauso oft die Aufgabe übertragen bekommen. Erstmals in der über 300-jährigen Geschichte des weltweit berühmten Passionsspiels mussten sich diese Mal Interessenten um das Amt des Spielleiters förmlich bewerben.
Gelübde von 1633
Die Premiere für die 43. Passionsspiele ist für Mai 2030 geplant. Zu den stets bis Oktober dauernden Aufführungen werden nach Veranstalterangaben über 450.000 Zuschauer aus aller Welt erwartet. Die Passionsspiele gehen auf ein Gelübde von 1633 zurück. Damals schworen die Bewohner, regelmäßig das Spiel vom Leiden und Sterben Jesu aufzuführen, sofern niemand mehr an der Pest stirbt. Das erste fand 1634 statt. Schon bald ging man zu einem Zehn-Jahres-Rhythmus über.