Die globale Erwärmung wird 2024 erstmals die 1,5-Grad-Schwelle übertreffen. Das meldete der EU-Klimawandeldienst Copernicus am Donnerstag. Dabei wurde noch 2015 auf der Pariser Klimakonferenz beschlossen, den weltweiten Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken.
Neun Jahre später beginnt am Montag die 29. UN-Klimakonferenz COP29 in Baku, der Hauptstadt von Aserbaidschan. Die Vertreter von rund 200 Staaten beraten zwei Wochen über die Umsetzung ebenjenes Weltklimaabkommens von Paris. Die wichtigsten Fakten und die zentralen Themen nennt die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA).
Warum findet die Konferenz ausgerechnet in Aserbaidschan statt?
Nach den vorangegangenen Gipfeln in Ägypten und den Vereinigten Arabischen Emiraten finden die Verhandlungen erneut in einem autoritär regierten Land statt. Aserbaidschan rangiert auf der Rangliste der Pressefreiheit auf Platz 164 von 180. Das Land generiert zudem 90 Prozent seiner Exporteinnahmen durch den Verkauf von Erdöl und Erdgas und ist somit fast vollständig abhängig von fossilen Energieträgern. Der Ort der Klimagipfel rotiert zwischen fünf Ländergruppen in den Vereinten Nationen: Afrika, Asien-Pazifik, Lateinamerika-Karibik, Westeuropa-Nordamerika-Australien und Osteuropa. Dieses Mal war Osteuropa an der Reihe.
In welcher politischen Großwetterlage findet die Weltklimakonferenz statt?
Krieg in der Ukraine, in Nahost und im Sudan, dazu Konflikte und Spannungen in vielen anderen Teilen der Welt: Es gab schon bessere Zeiten für die jährliche Konferenz der Vertragspartner der Klimarahmenkonvention. Überschattet werden dürfte das Treffen in Baku allerdings vor allem vom Wahlsieg von Donald Trump. Die Klimapolitik der USA steht seit Mittwoch infrage.
Was ist das grundlegende Ziel der Weltklimakonferenzen?
Bei den Klimakonferenzen treffen sich die Unterzeichner der Klimarahmenkonvention einmal im Jahr, um den Wandel hin zu einer klimaneutralen Welt voranzutreiben. Dabei sollen die Beschlüsse aus dem Übereinkommen von Paris von 2015 weiterentwickelt und umgesetzt werden. Das Übereinkommen sieht vor, klimaschädliche Emissionen bis zur Mitte des Jahrhunderts auf null zu reduzieren ("Net Zero") und das Ziel von 1,5 Grad zu erreichen. Stärker soll sich die Erde im Vergleich zum vorindustriellen Niveau nicht erwärmen, weil die Folgen sonst als nicht mehr beherrschbar gelten.
Worum geht es inhaltlich bei der Konferenz in Baku?
Inhaltlich geht es vor allem um die Klimafinanzierung. Das bisher geltende Ziel von 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr, mit denen die wohlhabenderen Staaten Entwicklungsländer unterstützen und das 2022 erstmals erreicht wurde, muss überarbeitet werden, da diese Verabredung 2025 ausläuft. Klar ist: Der Betrag muss deutlich angehoben werden. Gastgeber Aserbaidschan hat eine Reihe von Initiativen angekündigt, zu denen auch ein Fonds gehört, in den hauptsächlich erdölproduzierende Länder einzahlen sollen. Aus ihm sollen jene Entwicklungsländer Gelder erhalten, die am meisten unter dem Klimawandel leiden. Wie der Fonds genau funktionieren soll, wie er sich gegenüber schon existierenden abgrenzt und ob er viele Unterstützer finden wird, ist noch unklar.
Gibt es noch andere Themen?
Die Teilnehmer werden auch erneut über die Gestaltung der internationalen Kohlenstoffmärkte diskutieren, auf denen Staaten Emissionsminderungen untereinander handeln können. Etwa, wenn ein Land Wälder anpflanzt und die Reduktionen auf die Emissionsbilanz eines anderen Landes übertragen werden. Thema ist auch der "Global Methan Pledge". Bei der Weltklimakonferenz in Dubai hatten sich insgesamt 150 von 197 Staaten dem Versprechen angeschlossen, bis 2030 die Methanemissionen um mindestens 30 Prozent zu reduzieren. Methan, das bei der Tierhaltung und bei der Erdölförderung frei wird, gilt als noch zerstörerischer Klimakiller als CO2. Und schließlich müssen die Vertragsstaaten bis Februar ihre aktualisierten nationalen Klimaschutzbeiträge mit den Zielen für 2035 einreichen.
Ist die Weltgemeinschaft bei den Klimazielen auf dem richtigen Weg?
Laut dem kürzlich veröffentlichten Bericht des UN-Umweltprogramms sind die weltweiten Emissionen an Treibhausgasen 2023 auf einen neuen Höchststand gestiegen. Bereits von 2021 auf 2022 war ein Rekordwert mit einem Zuwachs um 1,2 Prozent verzeichnet worden. Nun sei der Wert von 2022 auf 2023 noch einmal um 1,3 Prozent gestiegen, heißt es. Aktuell sind die Länder also noch weit davon entfernt, die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen. Laut aktueller Prognosen werden die globalen CO2-Emissionen 2030 nur um 2,6 Prozent unter dem Stand von 2019 liegen. 43 Prozent wären notwendig, um die Ziele des Pariser Vertrags in Reichweite zu halten.
Das Fieber des Globus könnte also steigen. Wie sieht es derzeit aus?
Beim derzeitigen Tempo der Anstrengungen steuert die Welt auf eine globale Erwärmung von 2,8 Grad zu. Unlängst meldete die Weltorganisation für Meteorologie, dass die Erderwärmung viel schneller voranschreite als bisher vorausgesagt. Die kritische Marke von 1,5 Grad wird demzufolge ohne entschlossenere Gegenmaßnahmen bereits bis 2028 überschritten sein.
Gibt es vor diesem Hintergrund überhaupt noch Hoffnung?
Der Klimaökonom Ottmar Edenhofer hat kürzlich darauf hingewiesen, dass die steigenden Schäden durch Dürren, Überschwemmungen und Hurrikans starke Treiber für mehr Klimaschutz seien. "Schätzungen zeigen, dass die Klimaschäden sechsmal mehr kosten als der Klimaschutz. Der ist ein gutes Investment."
Lässt sich das mit Zahlen belegen?
Fest steht, dass die Fluten im Ahrtal oder gegenwärtig in Spanien und die letzten Hurrikans in den USA Milliardenschäden verursacht haben. Die Rückversicherungsgesellschaft Munic Re geht allein für das erste Halbjahr 2024 von weltweiten Gesamtschäden durch Naturkatastrophen von 120 Milliarden Dollar aus. Dabei sind allerdings Schäden aus zwei Erdbeben eingerechnet. 68 Prozent der Gesamtschäden und 76 Prozent der versicherten Schäden seien aber durch Schwergewitter, Hochwasser und Waldbrände verursacht, heißt es.