Die katholische Kirche in Serbien wird sich aus Sicht ihres künftigen Kardinals Ladislav Nemet mit vielen Veränderungen befassen müssen. Die Beratungen der Weltsynode in Rom, an denen der Belgrader Erzbischof teilgenommen hatte, hätten besonders ein anderes Verständnis des Bischofsamtes hervorgebracht.
Dieser sei "den Gläubigen gegenüber Rechenschaft schuldig", sagte Nemet im Interview dem Portal katholisch.de (Dienstag). "Hier helfen uns die synodalen Gremien, die wir sicher auch in Serbien noch entwickeln müssen und wo ich als Metropolitanerzbischof sehr genau hinschauen muss."
Zeit des Klerikalismus vorbei
Es gelte zu überprüfen, wo innerhalb der Kirche Menschen verletzt und ausgegrenzt oder intransparente Entscheidungen getroffen würden, die die Rechenschaftspflicht verletzten, fuhr der Neu-Kardinal fort. "Das alles sind Türen zum Klerikalismus - und diese Zeit ist hoffentlich vorbei."
Bezüglich der Diskussion um die Rolle von Frauen in der Kirche, wies Nemet darauf hin, dass diese in unterschiedlichen Ländern auch auf unterschiedliche Weise verstanden werde. "Ich komme aus einem Land, in dem orthodoxe Christen die Mehrheit bilden, in dem Frauen zum Beispiel in der Liturgie wenig bis gar nicht präsent sind", so der serbische Geistliche.
In Deutschland und der Schweiz sei das etwa anders, und Frauen seien deutlich stärker eingebunden. Nemet warb für Dezentralisierung in dieser Frage. Das bedeute, "dass jede Ortskirche sich mit ihrer Situation, ihrer Kultur und ihren Bedürfnissen auseinandersetzt, wo den Frauen mehr gegeben werden kann, damit wirklich erfahrbar wird, dass aus der Taufe die gleiche Würde erwächst".
Kardinalsernennung "besonderes Zeichen"
Nemet wird beim kommenden Konsistorium am 8. Dezember in Rom offiziell von Papst Franziskus in den Kardinalsstand erhoben. Er ist der erste katholische Geistliche in der Geschichte seines Landes, der in diese Position kommt. Seine Ernennung wertet Nemet als "besonderes Zeichen" für die katholische Kirche in Serbien, der rund 300.000 Menschen angehören.