Pfarrer Norbert Fink rezensiert neuen Vatikan-Thriller "Konklave"

"Eine katholische Augenweide"

Pfarrer Norbert Fink hat den neuen Vatikan-Thriller "Konklave" gesehen und den Regisseur Edward Berger interviewt. Zum Film hat er eine andere Meinung als US-Bischof Robert Barron, der empfiehlt: "Lauft weg!"

Autor/in:
Tobias Fricke
Konklave (KNA)
Konklave / ( KNA )

DOMRADIO.DE: Das Konklave ist ein uraltes Wahlsystem, um den nächsten Papst zu bestimmen. Wie funktioniert das? 

Pfarrer Norbert Fink in seinem Wohnzimmer.  / © Melanie Trimborn (DR)
Pfarrer Norbert Fink in seinem Wohnzimmer. / © Melanie Trimborn ( DR )

Norbert Fink (Pfarrer und christlicher Filmkritiker auf YouTube): Es gibt einen Kardinaldekan, der das Kollegium der Kardinäle aus der ganzen Welt zusammenruft, wenn ein Papst gestorben ist. 

Wenn sie da sind, ziehen sie sich in die Sixtinische Kapelle zurück und wählen dort, demokratisch sozusagen, hinter verschlossenen Türen den nächsten Papst. Meistens einen von ihnen.

DOMRADIO.DE: Und dann steigt der weiße Rauch auf. Worum geht es in dem Film "Konklave"? 

Fink: Der Titel sagt es schon. Es geht um die Wahl eines neuen Papstes, weil der vorherige Papst verstorben ist, vermutlich auf natürliche Art und Weise. 

So wird der Kardinaldekan Lawrence, gespielt von Ralph Fiennes, beauftragt, die Wahl zu führen. Während der Wahl bekommt er mit, dass jeder der Favoriten, die infrage kommen, irgendwo Dreck am Stecken hat und es nicht gut für das Ansehen der Kirche wäre, wenn er der nächste Papst werden würde. Es entbrennen zwischen den Kardinälen Kämpfe zwischen den unterschiedlichen Lagern, links gegen rechts, und Intrigen. Davon handelt der Film. Bis schließlich ein Papst gewählt wird.

Norbert Fink

"Ich habe, glaube ich, noch nie einen Film über die katholische Kirche gesehen, der so akkurat mit ihr umgeht."

DOMRADIO.DE: Wie kommt die Kirche denn dabei weg? Negativ und düster? 

Fink: Nein, überhaupt nicht. Ich habe den Film nicht als reißerischen Thriller wie etwa die Dan Brown-Filme wahrgenommen. Es geht nicht um eine Demaskierung der Kirche, sondern eher um eine Würdigung. Der Film gibt uns etwas zum Nachdenken. 

Die Würdigung sieht man vor allem in der Inszenierung. Der Film ist sehr sorgfältig recherchiert. Ich habe, glaube ich, noch nie einen Film über die katholische Kirche gesehen, der so akkurat mit ihr umgeht: Die Liturgie, die Ausstattung, er ist sehr schön anzusehen. Eine katholische Augenweide. 

Norbert Fink

"Ich war etwas erschrocken, als ich das gelesen habe."

DOMRADIO.DE: Auch Bischof Robert Barron aus den USA hat den Film gesehen. Er hat auf der Plattform X, früher Twitter, geschrieben: "Ich bin sicher, dass der Film eine Menge Preise gewinnen wird, aber ich rate Ihnen, so schnell wie möglich davor wegzulaufen." Sie kennen diese Kritik. Wie schätzen Sie das ein? 

Fink: Ich war etwas erschrocken, als ich das gelesen habe. Bischof Barron ist der größte katholische YouTuber, den es gibt und er ist auch sehr geschätzt – auch für seine Filmkritiken. Über 1,7 Millionen Follower hat er auf seinem Kanal. Ich kann seine Ansicht nicht teilen. 

Ich würde nicht sagen, dass man vor dem Film weglaufen müsse. Normalerweise ist Bischof Barron sehr differenziert in seinen Darstellungen, aber da pauschalisiert er den Film zu Unrecht, wie ich finde. Er ist nicht antikatholisch.

DOMRADIO.DE: Sie würden nicht sagen: "Lauft weg!", sondern "Lauft rein!"? 

Fink: Genau. Ich sage: "Lauft rein!", schaut ihn euch an und bildet euch eine eigene Meinung. 

Regisseur Edward Berger, Gewinner des Oscars für «Im Westen nichts Neues» aus Deutschland für den besten internationalen Spielfilm, steht im Presseraum der Oscar-Verleihung im Dolby Theatre. / © Jordan Strauss (dpa)
Regisseur Edward Berger, Gewinner des Oscars für «Im Westen nichts Neues» aus Deutschland für den besten internationalen Spielfilm, steht im Presseraum der Oscar-Verleihung im Dolby Theatre. / © Jordan Strauss ( dpa )

DOMRADIO.DE: Sollte man den Film im Kino sehen? Oder sollte man warten, bis der Film ins Fernsehen kommt?

Fink: Ich empfehle, diesen Film im Kino zu sehen, weil er fürs Kino gemacht ist. Diese Optik! Regisseur Edward Berger, den ich auch interviewen durfte, ist ja bekannt für seine Bildgewalt. Er hat letztes Jahr den Oscar für "Im Westen nichts Neues" gewonnen. Die Optik ist einfach brillant. Die sollte man in bestmöglicher Qualität sehen, auch wegen des Sounds und der Größe der Leinwand. 

Auf jeden Fall ins Kino. Und auf jeden Fall nicht allein. Den Tipp möchte ich auch weitergeben. Nach diesem Film hat man Gesprächsbedarf, vor allem wegen des Endes, das ich hier aber nicht spoilern möchte.

Das Interview führte Tobias Fricke.

Quelle:
DR