DOMRADIO.DE: Sie sind der erste in Norwegen geborene Bischof von Trondheim seit der Reformation. Alle Ihre Vorgänger waren Deutsche. Was zeigt das?
Erik Varden (Bischof der Prälatur Trondheim, Apostolischer Administrator von Tromsö in Norwegen, Vorsitzender der Nordischen Bischofskonferenz): Wahrscheinlich, dass die Kandidaten zahlreicher geworden sind und auch bei Einheimischen eine solche Wahl getroffen werden kann.
DOMRADIO.DE: Die katholische Kirche in den Ländern Skandinaviens wächst. Vor allem, weil so viele Migranten und Migrantinnen aus katholischen Ländern kommen. Was bedeutet das für die Arbeit in den Gemeinden und in den Bistümern?
Varden: Die Arbeit wird lebendiger, vielfältiger, bunter. Wir versuchen aus dieser unglaublichen Vielfalt – hier in der Prälatur gibt es Katholiken aus 130 Ländern – eine Einheit zu schaffen und ein glaubwürdiges Zeugnis für den Glauben unserer Zeitgenossen zu vergeben.
DOMRADIO.DE: Sie nennen unsere Zeit "postsäkular". Wie meinen Sie das und welche Herausforderungen bringt das für die katholische Kirche?
Varden: Ich meine, dass die Säkularisation hier bei uns in Skandinavien zu ihrem Ende gekommen ist. Sie kann nicht radikaler werden. Aber die Leute sind damit nicht zufrieden. Der Glaube ist nicht aus der Sicht der Öffentlichkeit geraten. Eine neue Suche geht los.
Die Leute suchen Koordinaten und Antworten und haben tiefgehende Fragen: Was heißt das? Mensch zu sein? Was ist das Ziel des Lebens? Wie schaffen wir es, aus verschiedenen Elementen eine Gemeinschaft aufzubauen? Und wir stellen fest, dass die Neugier am Christentum, was das bedeutet und was das bedeuten könnte, wächst. Wir versuchen, auf diese Fragen zu antworten.
DOMRADIO.DE: Seit Mitte September sind Sie jetzt auch noch Vorsitzender der Nordischen Bischofskonferenz. Was sehen Sie als wichtigste Aufgabe?
Varden: Die Evangelisation. Das Evangelium und Christus glaubwürdig zu verkünden, Gemeinschaft zu schaffen, Gottes Ehre zu besingen und den Frieden Christi in die Welt zu bringen.
DOMRADIO.DE: Was liegt Ihnen ganz besonders am Herzen in Ihrer Arbeit?
Varden: Ganz besonders die Arbeit mit der Jugend und den jungen Erwachsenen. Ich treffe da so viele ernsthaft und aufrichtig Suchende. Wir versuchen, für diese Leute etwas Konstruktives zu tun. Und wir freuen uns überall, was beitragen zu können.
DOMRADIO.DE: Am Diasporasonntag werden Spenden für das Bonifatiuswerk gesammelt, das Deutsche Hilfswerk für Katholiken und Katholikinnen in der Diaspora. Wie arbeiten Sie mit dem Bonifatiuswerk zusammen?
Varden: Sehr eng, sehr freundlich und sehr freudig arbeiten wir zusammen. Das Bonifatiuswerk hilft uns hier seit Jahrzehnten beim Neubau von Kirchen und Klöstern und durch persönliche Kontakte. Durch das Volontariatsprogramm, mit dem deutsche Jugendliche hierhin und in verschiedene Länder reisen können.
Wir freuen uns sehr über all das, was das Bonifatiuswerk für uns getan hat und weiterhin tut. Und wir freuen uns über all diese Beziehungen und Freundschaften, die durch diese Zusammenarbeit entstanden sind.
Das Interview führte Dagmar Peters.